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AMD 2. Quartal: INTEL Outside

7 nm-Chipfertigung auf dem Vormarsch

NTG24 - AMD 2. Quartal: INTEL Outside

 

Hervorragende Zahlen zum 2. Quartal präsentierte am gestrigen 28.07. der hinter INTEL (US4581401001) weltweit zweitgrößte Produzent von PC-Logikprozessoren ADVANCED MICRO DEVICES / AMD (US0079031078), die komplett gegensätzlich zum enttäuschenden Ergebnis und Ausblick des weltführenden Erzrivalen alle Analystenerwartungen übertrafen und zudem von völlig intakten Produktfortentwicklungen sowie fortgesetzten Marktanteilgewinnen zeugten.

Der Konzernvorstand von AMD nahm die sehr starke Ergebnisentwicklung des 2. Quartals daher nunmehr zum Anlass, zunächst (vermutlich aus Gründen weiter Corona-bedingter Kalkulationsunsicherheiten) lediglich neue Brutto- und Nettoumsatzprognosen für das 3. Quartal sowie das Gesamtjahr 2020 abzugeben.

Diese neuen Umsatzprojektionen liegen jedoch nun so weit über den bisher gültigen Konsensprognosen der Analysten, dass die Aktie hierauf gestern nachbörslich wie auch unverändert heute vorbörslich mit einem Kurssprung um über + 10 % auf aktuell 74,75 USD reagiert.

Da die AMD-Aktie auch eine Bestandsposition unseres Strategiedepots AKTIEN SPEKULATIV darstellt, unterziehen wir die gestrige Ergebnisvorlage des Konzerns wie auch die daraufhin anzupassende Aktienbewertung nunmehr einer neuen Analyse.

 

Chart: ADVANCED MICRO DEVICES gegen MSCI WORLD – Index (jeweils in Euro)

 

Chart: AMD vs. MSCI World Euro - Index

 

Geschäftszahlen 2. Quartal 2020

 

Die gestern vorgelegten Quartalszahlen von AMD fielen exzellent aus und übertrafen alle Analystenschätzungen.

So explodierte im 2. Quartal bei einem Umsatzanstieg gegenüber Vorjahr um + 26 % auf 1,93 Mrd. USD (Analystenkonsens: nur 1,85 Mrd. USD) der Konzernnettogewinn gleich um + 349 % auf 157 Mio. USD oder umgerechnet 0,18 USD je Aktie (Analystenschätzung: lediglich 0,16 USD je Aktie).

Die weit größte der beiden Divisionen von AMD, der auf Privatkonsumenten ausgerichtete Bereich „Computing & Graphics“ verbuchte bei einem Konzernumsatzanteil von 71 % einen Umsatz von 1,37 Mrd. USD, was einer satten Steigerung um + 45 % gegenüber dem Vorjahresniveau entspricht. Gegenüber der im 1. Quartal 2020 ebenfalls exzellent ausgefallenen Umsatzentwicklung dieser Sparte entwickelte sich der Umsatz im 2. Quartal hingegen moderat um - 5 % rückläufig.

Basis des hoch dynamischen Wachstums dieser Sparte, die vor allem Speicher- und Graphikprozessoren für PCs abdeckt, war nach Konzern-Angaben im gesamten 1. Halbjahr vor allem eine glänzende Nachfrage nach Desktop-PCs wie aber auch Laptops / Notebooks mit Einbau der aktuell hochleistungsfähigsten Zentraleinheits-Prozessoren (CPU’s) der AMD-Serien „Ryzen“ und „Renoir“.

Gerade in Kombination mit den ebenfalls weltführenden Graphikchips des teils komplementären, teils konkurrierenden Weltmarktführers NVIDIA schossen vor allem die Verkaufszahlen der mit diesen fortschrittlichsten Prozessoren ausgestatteten Desktop-PCs und Notebooks während der Corona-Krise im 1. Halbjahr regelrecht durch die Decke, und lieferten für AMD so den höchsten PC-Prozessorumsatz seit über 12 Jahren. Verknüpft war dies nach Kalkulationen von AMD zugleich auch mit dem 11. quartalsweisen Marktanteilsausbau für PC-Chips in Folge, womit bereits in diesem Segment die klar fallenden Weltmarktanteile von INTEL (zuletzt nur noch 65 %) und AMD (zuletzt bereits 35 %) nun bereits seit 3 Jahren kontinuierlich und in rapider Geschwindigkeit aufeinander zulaufen.

In der zweiten, mit einem Konzernumsatzanteil von 29% weit kleineren Sparte der „Enterprise & Embedded Solutions“ (vor allem weit komplexere Prozessoren für Spielekonsolen und große Rechenzentrums-Server) entwickelte sich dagegen das periodische Vergleichsbild genau umgekehrt. Hier schrumpfte die Umsatzerzielung gegenüber dem Vorjahr zwar leicht um - 4 %, schoss gegenüber dem 1. Quartal 2020 aber um gewaltige + 62 % nach oben.

Die gerade auf die kürzerfristige Quartalssicht nun ebenfalls zunehmend an Fahrt gewinnende Geschäftslage dieser Division ist vor allem auf die immer reißender werdende Nachfrage nach Datenzentrums-/Großrechnerserver-Prozessoren neuester Generation der AMD-Serie „Epyc“ zurückzuführen, für deren beispielsweise künftigen exklusiven Cloud-Plattformeinsatz zuletzt niemand anderer als die hierin weltführenden Betreiber GOOGLE und AMAZON gewonnen werden konnten.

Auch in diesem langfristig noch weit lukrativeren und margenstärkeren Segment von Großrechner-Chips (Verkaufspreis eines Prozessors mehrere Tausend USD) nimmt AMD ausgehend von einem in 2017 noch verschwindend geringen Weltmarktanteil von nur 1 % INTEL mittlerweile in Höchstgeschwindigkeit Marktanteile seiner damaligen 99 %-igen Monopolstellung ab und hat nach eigenen Aussagen zu Lasten von Intel nun bereits zum Ende des 1. Halbjahres einen Weltmarktanteil von über 10 % erreicht.

 

Kurzfristiger und langfristiger Geschäftsausblick

 

Infolge der insgesamt glänzenden Geschäftsentwicklung des 2. Quartals publiziert AMD nun für das 3. Quartal wie auch Gesamtjahr 2020 neue Prognosen für die Entwicklung der Bruttoumsätze wie auch Bruttomargen (= Bruttoumsatz minus umsatzabhängige Kosten, d.h. Nettoumsatz in Relation zum Bruttoumsatz), die weit über alle bisher gültigen Analystenschätzungen hinausgehen.

So wird bei einer prognostizierten Beibehaltung der Bruttomarge von ca. 44 % für das 3. Quartal nun von einer Bruttoumsatzerzielung von ungefähr 2,55 Mrd. USD (incl. einer Toleranzspanne von +/- 100 Mio. USD) ausgegangen, was bei Realisierung dieses Mittelwerts ein Umsatzwachstum von immerhin + 42 % gegenüber dem Vorjahr darstellen würde. Die Umsatzkonsensschätzungen der Analysten für das 3. Quartal lag hingegen bisher lediglich bei rd. 2,3 Mrd. USD.

Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert AMD nun neben einem voraussichtlichen Anstieg der Bruttomarge auf 45 % die Erzielung eines konzernweiten Bruttoumsatzes von rd. 8,87 Mrd. USD, was einem Anstieg um rd. + 32 % gegenüber 2019 entsprechen würde. Auch hier hatten Analysten bisher ein deutlich niedrigeres Wachstum von „nur“ + 25 % auf rd. 8,4 Mrd. USD erwartet.

Diese hochgradige und auch langfristig noch zunehmend steigende Zuversicht des Konzernvorstands, die wir auch nur für zu berechtigt halten, begründet die seit 2014 im Amt befindliche Vorsitzende Lisa Su vor allem mit einer absehbar ungebrochen boomenden Nachfrage nach den aktuell weltweit fortschrittlichsten AMD-Prozessor-Typen „RYZEN“ (bisher vor allem in Desktop-PCs, künftig jedoch auch für Großrechner) und „EPYC“ (ausschließlich für Großrechner / Datenzentren). Allein der Umsatz dieser beiden Prozessortypen hatte sich bereits im abgelaufenen Halbjahr gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt!

Highlight dieser beiden Prozessortypen „Ryzen und Epyc“ ist auf Basis ihrer sog. „Zen 2“-Architektur, dass diese mit 8 Prozessorkernen in einer maximalen Boosttaktrate von 4,7 GHz den vergleichbaren hochleistungsfähigsten Intel Core i7- und i9-Prozessoren zwar bislang weitgehend ebenbürtig waren, seit 21.07.2020 jedoch nun auch der globale Vertrieb beider AMD-Serien in erstmaliger sog. 7 nm (Nanometer-) Strukturtiefenfertigung gestartet ist.

Gegenüber der bei Intel dazu im Unterschied weiterhin geläufigen, großvolumigeren 10nm-Chipfertigung kann dank der um rd. 25 % erhöhten Transistorendichte der 7nm-Chipfertigung die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit künftig jedoch nochmals um rd. 10 % gesteigert, wie sogar auch der Stromverbrauch dieser Chipleistungen wegen der geringeren Größe nochmals weiter gedrosselt werden.

Diese 7nm-Technologie entwickelt schon seit Jahren in ihrer Pionierfunktion die TAIWAN SEMICONDUCTOR MANIFACTURING CO. (TSM / US8740391003) u.a. in einer gemeinsamen Kooperation mit AMD - mit Sicherheit auch begünstigt durch die taiwanesische Nationalität der AMD-Vorsitzenden Lisa Su - bis nun tatsächlich erstmals die Markt- und Serienreife dieser Technologie im künftigen Einsatz bei AMD Ryzen- und Epyc-Logikprozessoren erzielt wurde. Im Segment reiner, weniger komplexer Speicherprozessoren wendet TSM die von ihr entwickelte 7nm-Technologie hingegen schon seit rd. 3 Jahren sehr erfolgreich durch eigene entsprechende Speicherchipherstellungen an.

INTEL musste hingegen nun mit Vorlage ihres letzten bereits enttäuschenden Halbjahresergebnisses auch noch einen massiven Rückschlag in dem dort ebenfalls bereits seit 1 Jahr anvisierten Übergang zur 7nm-Chipfertigung einräumen, nachdem die anders als bei AMD in reiner Eigenregie produzierten 7nm-Chips bisher keinerlei konzerninternen Qualitäts- und Testungsansprüchen genügten und daraufhin Intel nunmehr die sofortige Entlassung des derzeitigen Chief Engineering Officers (= der faktischen operativen „Nr. 2“ des Konzerns direkt unter dem Vorstandsvorsitzenden) bekanntgab.

Intel rechnet daher nun erst frühestens per Ende 2022 mit der möglichen ersten Marktlancierung eigener, serienreifer 7nm-Logikprozessoren. Bis dahin wird somit die bereits jetzt unübersehbare Technologie- und Qualitätslücke von Intel zwangsläufig immer weiter zu Gunsten der Ryzen- und Epyc- 7nm- Prozessoren von AMD (bzw. der sogar dahinterstehenden dreifachen „Kooperationsachse“ AMD-TSM-ASML) auseinanderklaffen, und auf diese Weise damit auch gerade das höchst lukrative Cloud- und Großrechner-Prozessorengeschäft von AMD über weitere Marktanteilsgewinne langfristig ohne jeden Zweifel immer stärker befruchten.

Da AMD zudem aktuell auch noch generell dabei ist, voraussichtlich bis Ende 2020 die sog. „Zen 3-Architektur“ der nächsten Generation für all ihre Logikprozessoren einzuführen (d.h. vermutlich mit serienmäßiger CPU-Ausstattung von mindestens 12 Rechnerkernen und einer nochmaligen Erhöhung der Leistungstaktrate), kann man möglicherweise nun sogar nicht einmal mehr gänzlich ausschließen, das Intel den langfristigen Technologiewettlauf um die künftige Vorherrschaft in der Logikprozessoren-Entwicklung gegenüber AMD bereits jetzt endgültig verloren hat.

Diese offenbar nun auch zunehmend allgemein verbreitete Experten- und Marktmeinung erklärt damit auch bestens das jüngste Hochschießen nicht nur der AMD-, sondern auch der TSM-Aktie gegenüber Intel.

Wir können uns dem hochgradigen Langfrist-Optimismus der Vorstandschefin Lisa Su für die weitere Geschäftsentwicklung von AMD somit nur vollauf anschließen. Sie verweist in diesem Zusammenhang zudem genauso mit Recht darauf, dass auch das klassische Konsumenten-Halbleitergeschäft von AMD ebenso weiterhin sehr stabil von stetigen Innovationseinführungen gerade im Bereich der Laptops (z.B. über 50 neue Modelle aktuell jetzt im US-Verkauf, weitere 30 folgen in Kürze) wie auch der bevorstehenden Markteinführung der neuesten Spielekonsolen Playstation 5 und Xbox Series X profitieren wird.

 

Aktienbewertung und Anlageurteil

 

Sowohl die Vorlage des glänzenden Geschäftsergebnisses zum 2. Quartal 2020 wie auch der gewaltige Technologiefortschritt von AMD in der gemeinsamen 7 nm-Prozessorfertigung mit der TAIWAN SEMICONDUCTOR MANUFACTURING CORP. (TSM) zeigen, dass der Erzkonkurrent INTEL hinsichtlich dieser Innovationskraft, der allgemeinen Marktakzeptanz und ungebrochenen Marktanteilsgewinnen von AMD aktuell (wie aber nun auch schon seit rd. 3 Jahren verzeichnet) in zunehmend rasanter Geschwindigkeit überholt wird.

Sollte Intel dem nicht schnellstens entgegensteuern können (wovon wir in der Tat weiterhin ausgehen), so ist nicht auszuschließen, dass sich für Intel das aktuelle „Überholen“ durch AMD künftig noch zu einem regelrechten „An die Wand Fahren“ ausweitet.

Dies erklärt die jüngsten sprunghaften Kursgewinne der AMD-Aktie, wie aber auch der TSM-Aktie, gerade relativ zur INTEL-Aktie nur zu plausibel.

Den hochgradigen kurz- wie längerfristigen Geschäftsoptimismus des AMD-Vorstands teilen wir daher voll und ganz. Auch die langfristigen Konsensschätzungen der Analysten von Ende 2020 - Ende 2022 einer weiter sehr dynamischen Umsatzausweitung um insgesamt + 35 %, gepaart mit einem weiteren Sprung des Konzernreingewinns um rd. + 120 %, halten wir unter diesem Aspekt für vollauf angemessen und nachvollziehbar.

Auf dieser Kalkulationsbasis würde sich in der AMD-Aktie nun ein KGV (2022e) von rd. 40 einstellen, was der absehbaren langfristigen Wachstumsdynamik und zunehmenden Überflügelung von INTEL unseres Erachtens in jedem Fall gerecht wird.

Kurzfristig können sich nach der Kursrallye der letzten Tage in der Aktie jedoch durchaus Gewinnmitnahmen von bis zu ca. - 10 % einstellen, die risikobereite Anleger in diesem Fall zu Käufen nutzen sollten. Bestehende Positionen bleiben weiter haltenswert, was daher auch ebenso in unserem Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV so handhaben.

 

29.07.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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