Ratingagenturen stufen Argentinien herab
Fitch und Standard & Poor‘s senken den Daumen
Die Verhandlungen Argentiniens mit seinen Gläubigern befinden sich gerade in der Phase der letzten Einigungsversuche, um einen Ausfall der Kredite über etwa 66 Mrd. US-Dollar zu verhindern
Gestern aber haben zwei Ratingagenturen bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Die Analysten von Fitch Ratings stuften die Schulden Argentiniens auf ,,RD‘‘, was so viel wie ,,restricted default‘‘ oder ,,begrenzter Zahlungsausfall‘‘ bedeutet. Und die Ratingagentur Sandard & Poor’s setzte diese sogar auf die niedrigste Kategorie ,,D‘‘, was für ,,Default‘‘ oder ,,Zahlungsausfall‘‘ steht.
Dies war die Reaktion darauf, dass das Land Zinsen über 503 Mio. US-Dollar nicht bedient hatte.
Den ursprünglichen Vorschlag der argentinischen Regierung, der einen Schuldenschnitt und ein Zahlungsmoratorium bis 2023 vorsieht, wiesen die größten Gläubiger bislang zurück. Argentinien wollte bislang das Angebot nachbessern. Falls keine Einigung gelingt, schlittert Argentinien erneut in die Staatspleite. Dies wäre der 9. Zahlungsausfall in seiner Geschichte.
Bildnachweis: @ Fotograf - Anika Huizinga
Zu der Schuldenkrise kommen aber auch die anderen Krisen, was im Ergebnis zu einer nur schwer zu managenden multiplen Krise mutiert ist, die in einer zunehmenden Verzweiflung am Rio de la Plata mündet.
Denn nach der starken politischen Reaktion auf das Coronavirus sind die Infektionszahlen deutlich besser als bei seinem großen Nachbarn Brasilien. Allerdings sind die wirtschaftlichen Folgen dramatisch, vor allem im Tourismus und in der Gastronomie. Der IWF erwartet für 2020 einen Rückgang des argentinischen BIP von 5,7 %.
Die Härten des wirtschaftlichen Absturzes sind jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Gerade in den Armenvierteln der Hauptstadt sind nicht nur die Einkommen gefährdet, es fehlt inzwischen an allem. Die ungenügende medizinische Versorgung kommt hinzu. Zwar hat die Regierung mit einem Unterstützungsprogramm für die Ärmsten reagiert. Gleichwohl ist nicht abzusehen, wie sich die Lage wieder normalisieren könnte. Dies setzt eine Wiedereröffnung der Wirtschaft voraus, die angesichts der in Südamerika grassierenden Pandemie wohl durch eine ,,zweite Welle‘‘ noch weiter hinausgeschoben werden könnte.
Fazit
Argentinien hat derzeit keine Ressourcen, um seine Verbindlichkeiten termingerecht zu bedienen. Die niedrigen Rohstoffpreise und eine zunehmende politische Spaltung Südamerikas machen gerade mit Blick auf Brasilien gemeinsame Wachstumsinitiativen unwahrscheinlich. Die Risiken für einen Staatsbankrott sind deshalb inzwischen weiter gestiegen.
27.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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