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Silber – hässliches Entlein oder junger Schwan?

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

Gold überwand in den letzten Tagen mit viel Schwung massive Widerstände. Doch wo bleibt eigentlich Silber? Heute schauen wir auf mögliche Erklärungen.

Man könnte es sich leicht machen und konstatieren: Das Gold-Silber-Ratio steht aktuell bei 92,5, Silber ist anders als Gold kein monetäres Metall, und sowieso sinkt mit der schwächeren Konjunktur die Silbernachfrage. Also konzentriert man sich auf Gold oder kauft gleich Bitcoin, wo die prozentualen Gewinne den Tag viel mehr versüßen. Warum also sich mit Silber beschäftigen?

Eine mögliche Antwort könnte dann ungefähr so aussehen: Es gibt tatsächlich keine Garantie, dass das Gold-Silber-Ratio zyklisch ist und dass das bisherige Zyklushoch von 100,7 aus dem Jahr 1991 das ewige Zyklushoch ist und deshalb kein Wert von etwa 110 möglich ist. Es bleibt aber eine Tatsache, dass die relative Attraktivität gegenüber Gold dann derart hoch wäre, dass es früher oder später zu Umschichtungen von Gold in Silber kommt.

 

Silber und Kryptowährungen

 

Zweitens ist es derzeit Tatsache, dass Kryptowährungen viel mehr Aufmerksamkeit finden und diese anscheinend der ,,ultimative Ort der finanziellen Sehnsucht‘‘ sind. Abgesehen davon, dass Momentum-Argumente selbstreferenziell sind, bleibt die Gegenfrage offen, was eigentlich bei einem Stromausfall mit der Geldwertstabilität dieses Kryptogeldes wäre. Solange es darauf keine überzeugende Antwort gibt, dann sind Bitcoin & Co. bestenfalls ein Geld für Schönwetterszenarien und damit eben kein wirklich gutes Geld.

 

Silber und der Kreditzyklus

 

Drittens ist es auch richtig, dass die weite Verbreitung von Silber in der Industrie dem Edelmetall einen industriellen Zykluseffekt verleiht. Das ist aber nicht der einzige Effekt. Ein weiterer ist die Investmentnachfrage, die vor allem dann steigt, wenn die Welt wertmäßig wankt, vor allem, wenn Buchgeld bzw. Kredite im Kreditzyklus wertlos werden und abgeschrieben werden müssen. Es ist deshalb plausibel anzunehmen, dass aufgrund der riesigen Buchgeldsummen, die in den weltweiten Standardvermögensanlagen stecken, die Kapitalströme in Edelmetalle den industriellen Nachfragerückgang bei weitem überkompensieren. Übrigens: Der starke Anstieg von Silber ab September 2010 kam über 100 Jahre nach der Entmonetarisierung von Silber zustande. Dies kann also aus logischen Gründen schon kein Argument gegen eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft sein!

 

Silber: Ist das Katapult geladen?

 

Gold und Silber

 

Ein Blick auf den Preischart von Gold (blaue Fläche) und Silber (orangene Linie) zeigt, dass Silber in bis der Finanzkrise 2008 stärker als Gold fiel, diesen Verlust aber bis Herbst 2009 fast wieder aufgeholt hatte und Mitte 2010 mit einem katapultartigen Anstieg Gold bei Weitem überflügelte. 2013 begann eine bis heute andauernde Underperformance. Bei der letzten größeren Aufwärtsbewegung Anfang 2016 reagierte Silber ebenso stark wie Gold, fiel danach aber wieder stärker zurück und vergrößerte damit das Aufholpotenzial.

Fazit: Silber ist derzeit wie ein geladenes Katapult und bereit für mehr als einen Aufholprozess gegenüber Gold. Wie in früheren Phasen des Goldanstieges und -rückganges reagiert es sensitiver, nach oben wie nach unten, aber diese höhere Sensitivität hat eine Zeitverzögerung. Geht man davon aus, dass der Anstieg des Goldes der letzten Tage und das dadurch ausgelöste Kaufsignal kein ,,Fake‘‘ sind, ist mittelfristig mit einem deutlich stärkeren Anstieg von Silber als von Gold zu rechnen. Damit würde sich erneut zeigen, dass Silber eben ein junger Schwan und kein hässliches Entlein ist.

 

25.06.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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