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Corona - Wird die Welt dieselbe sein?

Ein Ausblick auf wirtschaftliche Konsequenzen der Corona Krise

NTG24 - Corona - Wird die Welt dieselbe sein?

 

Einschränkungen und Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie sind global allgegenwärtig und ziehen sich durch alle Lebensbereiche. Insbesondere die Weltwirtschaft wird vom COVID-19 Virus derzeit in die Knie gezwungen und auf eine totale Rezession zugeführt. Zwar profitieren einige Branchen von der Krise und erleben einen echten Boom, andere müssen allerdings immense Verluste einstecken. Verschiedenste Unternehmen müssen ihre Prozesse optimieren und anpassen, um die neuartige Situation bewältigen zu können, da sie teilweise nur noch sehr eingeschränkt bis gar nicht mehr arbeiten können. Hierdurch findet, in Verbindung mit einem adaptierten Verbraucherverhalten, eine Verstärkung verschiedener langjähriger wirtschaftlicher Trends statt. Zum einen wird die Machtposition großer Firmen gestärkt während kleinere und mittelständische Unternehmen unter der Situation noch stärker leiden, zum anderen müssen Konsumenten mit erheblichen Nachteilen rechnen.

Die derzeitige Ist-Situation zeichnet einen abrupten und relativ dramatischen Abfall der gesamten Wirtschaftsaktivität ab. Innenstädte sind wie leer gefegt, Veranstaltungen werden abgesagt, das Gastronomie- und Hotelgewerbe kommt fast komplett zum Stillstand. Beinahe das gesamte Berufsleben beschränkt sich nun noch auf systemrelevante Berufe oder kreative Alternativen wie Lieferservices, um der Krise standzuhalten. Das Sozialleben wird digitalisiert und findet nunmehr über soziale Medien und Streaming- oder Videochat-Plattformen statt. Kein Wunder, dass dies tief greifende Strukturänderungen mit sich bringt. Verbraucher und Unternehmer sind gleichermaßen von den Folgen der Pandemie betroffen. Laut Andreas Hackethal, Ökonom am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, sei die Schere zwischen Angestellten und Selbstständigen jedoch besonders groß. So gaben in einer Umfrage der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ mit mehr als 7.000 Haushalten 41 % der Selbstständigen an, ihr Geschäft sei unterbrochen, während insgesamt nur 17 % der Befragten erklärten, dass das Einkommen ihres Hauptverdieners sich verringert habe.

 

Prognose für 2020/2021

 

Wirtschaftsforscher gehen in ihrer Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute von einem branchenübergreifenden, relativ simultanen Rückgang der Wirtschaftsleistung Deutschlands um 6 % für das gesamte Jahr 2020 aus. Mit eingerechnet ist dabei eine positive Prognose für die zweite Jahreshälfte, in welcher sich die Situation langsam wieder normalisieren soll. Die staatlichen Unterstützungen für Unternehmen und Selbstständige in Form von Konjunkturpaketen und Geldspritzen der Notenbanken werden den Aktivitätsabfall voraussichtlich mildern und der Wirtschaft eine Chance auf Erholung bieten. DIHK-Präsident Eric Schweitzer forderte kürzlich, als entlastende Maßnahme, Steuererstattungen vorzunehmen. So könnten auch kleine Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern vier- oder fünfstellige Beträge vom Finanzamt rückerstattet bekommen. Der Bund rechnet aktuell mit Ausgaben von mehr als 122,8 Milliarden Euro alleine für das Jahr 2020.

Allzu schwarz sind die Prognosen für die allgemeine Situation also nicht. Entgegen dem aktuellen Anschein könnte die Wirtschaft im kommenden Jahr möglicherweise sogar von der derzeitigen Krise profitieren. Transaktionen, Investitionen und Projekte, die aufgrund des COVID-19 Virus aufgeschoben wurden, könnten nachgeholt werden. Die umfangreichen staatlichen Stützen könnten Früchte tragen und ein gewisses Wachstum generieren. Trotzdem wird die wirtschaftliche Erholung mit großer Wahrscheinlichkeit mit nicht unerheblichen Veränderungen einhergehen, die Auswirkungen der Corona-Krise könnten prägend wirken.

 

Globalisierung und Digitalisierung

 

Die genauen Konditionen solcher Auswirkungen sind schwerlich vorhersehbar. Allerdings könnten verschiedene sich bereits auf dem Vormarsch befindende Trends sich wechselseitig verstärken und nun noch deutlicher hervortreten. Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der Technischen Universität Dortmund und Kolumnist des Spiegels, sieht drei Haupttrends, die diesen Veränderungen unterworfen sein könnten.

Zum einen könnte der vormals zukunftsprägende Prozess der Globalisierung eingeschränkt werden. Nicht erst seit der Corona-Krise werden Lokalität und Qualität hervorgehoben und von Verbrauchern bevorzugt. Zu Zeiten der Krise gilt es nun nicht nur, lokale Unternehmen durch Aktionen unter dem Hashtag „supportyourlocal“ zu unterstützen, sondern auch, sich praktische Vorteile wie beispielsweise die Unmittelbarkeit zunutze zu machen.

Zum anderen wird die Digitalisierung mit einer zumindest in Deutschland nie da gewesenen Dringlichkeit vorangetrieben. Zur Vermeidung von persönlichen Kontakten wird das Home-Office zum Standard und Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit Arbeitsprozesse digitalisiert haben, sind klare Sieger.

Auch die Stärkung der Monopolisierung könnte von der Corona-Krise bewirkt werden. Bestes Beispiel für die Realisierung dieses Trends ist der Online-Gigant Amazon. Der weltgrößte Online-Händler will weitere 75.000 Mitarbeiter einstellen, um den aktuell immensen Andrang von Kunden in sozialer Isolation zu bewältigen. Bereits einen Monat vor dieser Nachricht hatte Amazon Boss Jeff Bezos angekündigt, 100.000 weitere Beschäftigte einstellen zu wollen. Insbesondere in Amerika explodiert derzeit der Markt, denn die Nachfrage nach Lieferungen aller möglichen Produkte direkt nach Hause steigt fast ins Unermessliche. Der Wegfall der freien Marktsituation führt nicht nur zu schlechteren Teilhabechancen kleiner Unternehmen, sondern beeinflusst auch die Innovationswilligkeit großer Unternehmen zum negativen. In Deutschland realisiert sich diese Gefahr aktuell noch nicht zu sehr, wie die Monopolkommission, ein Expertengremium, das die Bundesregierung berät, in ihrem jüngsten Bericht feststellte. Danach habe die Macht der Konzerne in Deutschland sogar etwas abgenommen.

 

Die Verstaatlichung als Rettungsanker?

 

Ein immenser Vorteil, den große Unternehmen in der Notsituation genießen, ist die Möglichkeit der Verstaatlichung. Der Wirtschaftsstabilisierungsfond (WSF) sieht für Unternehmen mit mehr 50 Millionen Euro Jahresumsatz und mehr als 249 Beschäftigten ein Beteiligungskapital von 100 Milliarden Euro vor. Durch den Erwerb neuer Aktien oder als stiller Teilhaber kann der Bund so Unternehmen wie beispielsweise der kriselnden Deutschen Lufthansa Eigenkapital zuschießen.

Auch aus diesem Grund werden die Brüsseler Wettbewerbsbehörden wohl in naher Zukunft eine Menge zu tun haben und dabei einer gewaltigen Aufgabe gerecht werden müssen: Die ganz Großen in der Krise ebenso unterstützen wie die kleinen Unternehmen und gleichzeitig die aktuellen Trends beobachten und, wenn nötig, die Folgen eindämpfen.

 

14.04.2020 - Lena Beermann - lb@ntg24.de

 

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