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Südkoreanischer Won mit hoher struktureller Instabilität – Samsung könnte profitieren

Bahnt sich in Asien eine Deflationsspirale an?

NTG24 - Südkoreanischer Won mit hoher struktureller Instabilität – Samsung könnte profitieren

 

Die Anzeichen für starke Turbulenzen an den Devisenmärkten mehren sich. Denn sollte die Dynamik der letzten Wochen noch mehr an Eigendynamik gewinnen, dürfte der Stress mehrerer großer Volkswirtschaften in Asien enorm ansteigen. Zu den Währungen, welche dieser Dynamik ausgesetzt sind, gehört auch der südkoreanische Won. Von dieser Entwicklung profitieren könnte insbesondere die preisliche Wettbewerbsfähigkeit südkoreanischer Exporteure wie Samsung Electronics.

 

Bahnt sich in Asien eine Deflationsspirale an?

 

Die jüngste Stärke des US-Dollar hat die relative Ruhe auf den Devisenmärkten beendet. Denn obwohl seit Jahren der US-Dollar als erster Kandidat auf dem Weg zur Wertlosigkeit besprochen wird, ist bislang zumindest in Asien nur wenig zu sehen.

Im Gegenteil: Die Beendigung der extrem expansiven Geldpolitik begann in den USA eher als in den meisten asiatischen Staaten.

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Werbebanner EMH PM TradeDer südkoreanische Won ist jedoch auch dem Abwertungsdruck ausgesetzt, der sich aus einer verschlechterten Handelsbilanz ergibt. Denn Südkorea ist stark von Importen von Energieträgern, Nahrungsmitteln und industriellen Vorprodukten abhängig. Dies führt bei anhaltenden Lieferkettenstörungen, stark gestiegenen Öl- und Gaspreisen sowie ebenfalls deutlich gestiegenen Nahrungsmittelpreisen zu einer deutlichen Verschlechterung der Außenhandelspreise (Terms of Trade).

Jüngste Zahlen zufolge sind die Importpreise in koreanischen Won im letzten halben Jahr mit einer Jahresrate von rund 30 % angestiegen. Dies hat wiederum die südkoreanische Inflationsrate im April 2022 auf den höchsten Stand seit 10 Jahren katapultiert.

Der Druck auf die südkoreanische Notenbank, dieser Entwicklung, die auch von zunehmenden Tendenzen einer Kapitalflucht begleitet wird, Zinserhöhungen entgegenzusetzen, steigt zusehends.

Ein Blick auf die Wechselkursentwicklung des Won zum US-Dollar in den letzten knapp 30 Jahre zeigt, dass der Won zwei große Abwertungsschübe erlebte. In der Asienkrise teilte die südkoreanische Regierung am 21.11.1997 mit, dass sie beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um ein Rettungspaket gebeten habe, da die Staatsschulden bei rund 120 Mrd. US-Dollar lagen, die Reserven des Landes aber nur rund 30 Mrd. Dollar betrugen. Kurz darauf unterzeichneten beide Seiten ein Rettungspaket, in dem der IWF harte Sparanstrengungen festschrieb. In der Folge fiel das BIP des Landes auf das Niveau von 10 Jahren zuvor. Die Wirtschaft richtete sich dabei jedoch noch stärker auf Exporte aus, erzielte bald einen immer größeren Überschuss in der Handelsbilanz und verfügte damit über die notwendigen Devisenreserven, um die IWF-Kredite bereits 2001 vollständig zurückzuzahlen.

Den zweiten Schock erlebte der Won in der Finanzkrise ab 2008, in dessen Zuge es zu einer Kapitalflucht aus dem Won kam. Diese beiden Ereignisse haben sich im Gedächtnis der südkoreanischen Geldpolitik eingebrannt.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich aber auch eine Chartstruktur entwickelt, welche auf eine massive Bodenbildung des Won gegen den US-Dollar hinweist.

Aus charttechnischer Perspektive hat der Won gegen den US-Dollar eine verschachtelte umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation gebildet. Dabei wurde die Struktur der rechten Schulter, die sich seit der Finanzkrise 2008/2009 zeigt, bereits auf wichtigen Zwischen-Niveaus beendet.

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So wurde die untere Nackenlinie der rechten kleineren Schulter (rote rechte umgekehrte Untertasse) in den vergangenen Wochen bereits überschritten. Dabei hat diese kleinere rechte Schulter selber wiederum die Form eines Doppelbodens, womit hier eine mustertechnisch verkettete Bodenbildung vorliegt.

Der Ausbruch über diese Nackenlinie, welche bei 1.238,40 Won je Dollar liegt, stammt vom Februar 2016. Mit dem Monatsschlusskurs vom April 2022, der bei 1.262,91 Won lag, wurde diese Marke überschritten und die rechte Schulter damit vollendet.

Nun steht der Won davor, auch auf Höchstkurs-Basis seine jahrelange Bodenbildung zu vollenden. Das relevante Niveau stammt vom Corona-Crash im März 2020 und liegt bei 1.290 Won. Ein Anstieg über dieses Niveau erhöht aus charttechnischer Perspektive die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass der Won mittelfristig das Kurstief aus der Finanzkrise 2008/2009 testet. Dieses ergibt sich aus dem Hoch vom März 2009 und liegt bei 1.597 Won.

Verstärkt würde dieses Szenario durch den Bruch der langfristigen Aufwertungslinie (rote sinkende Gerade in Chart 1). Diese Trendlinie liegt aktuell bei rund 1.292 Won und damit weniger als 1 % über dem aktuellen Kurs von 1.280 Won. Damit besteht bedeutendes Beschleunigungspotenzial für das Abwertungsszenario des Won.

 

Südkoreanischer Won in US-Dollar auf TradingView

 

In diesem Zusammenhang ist aus relativer Sicht auch ein Vergleich mit der Entwicklung der ,,Konkurrenz-Währungen‘‘ des südkoreanischen Won von Bedeutung. Und diese sind der chinesische Yuan und der japanische Yen. Chart 2 zeigt dabei die langfristige Entwicklung seit der Asienkrise 1997 und Chart 3 die Entwicklung seit dem Corona-Crash im März 2020.

Chart 2 zeigt dabei, dass der japanische Yen die Abwertung des Won 2008/2009 nicht nachvollzog, sondern stattdessen aufwertete. Danach glich sich die Impulsrichtung der japanischen und südkoreanischen Währung immer weiter an. Relativ unkorreliert entwickelte sich dazu hingegen der chinesische Yuan.

 

Südkoreanischer Won in US-Dollar auf TradingView

 

Ein Blick auf Chart 3 zeigt nun, dass die Abwertung des Yen Anfang 2021 begann und den Won in seinem Schlepptau mitzog. Dies setzte den Yuan unter Abwertungsdruck, dem China mit seiner jüngsten Abwertung nachgab.

Die schnelle Abwertung des Yen lässt nun aber auch eine weitere Abwertung des Won erwarten´, insbesondere dann, wenn auch der Yuan weiter abwertet.

 

Südkoreanischer Won in US-Dollar auf TradingView

 

Samsung Electronics (KR7005930003) gehört zu den potenziellen Begünstigten einer Abwertung des Won. Denn mit dieser Abwertung gewinnen die Produkte des Unternehmens an preislicher Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten bzw. gleichen den Nachteil gegenüber japanischen Produkten aus.

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ISIN-WatchlistDie hohe Verflechtung Südkoreas, Japans und Chinas über ihre Wertschöpfungsketten und Absatzmärkte übt einen beachtlichen Druck auf die jeweiligen Währungen aus. Das Risiko einer Kapitalflucht ist dabei vor allem beim Won spürbar, beim Yen aber ebenfalls nicht auszuschließen. Demgegenüber ist der Wechselkurs des chinesischen Yuan noch deutlich stärker politisch determiniert, was die Währungsspannungen allerdings im Ergebnis nur verlagert.

Eine scharfe konjunkturelle Abkühlung in Kombination mit einer weiteren Verschlechterung der Terms of Trade dürfte dabei insbesondere zu weiterem Abwertungsdruck auf den Won und den Yen führen.

Die langfristigen Chartmuster des Yen und des Won deuten zunehmend auf eine massive Abwertung gegen den US-Dollar hin. Dies hätte bedeutende Implikationen sowohl für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit, aber auch für die politische Regulierung des jeweiligen Marktzugangs. Die Risiken des Protektionismus sind damit in allen 3 Staaten deutlich gestiegen.

 

12.05.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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