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INFINEON: Abwarten und zuschauen!

Breit angelegte Aktienkonsolidierung bei Infineon

NTG24 - INFINEON: Abwarten und zuschauen!

 

Gegenüber den klar negativen Rendite-Vorzeichen auf 1 Jahr wie 6 Monate (- 21 % bzw. - 7 %) beginnt sich die Performance-Entwicklung der Infineon Technologies AG seit 3 Monaten nun vordergründig scheinbar zu stabilisieren. So verzeichnet die Aktie auf 3 Monats-Sicht nun wenigstens eine Seitwärtsbewegung, auf 1 Monat konnte die Aktie sogar um 4 % zulegen (= Rang 12 innerhalb des DAX 30-Index).

Doch wird hiermit tatsächlich nun bereits der Boden für eine nachhaltige konjunkturelle Geschäfts- und Aktienkurswende bereitet? Dies analysieren wir im Folgenden.

 

Chart: INFINEON:

 

Chart - Infineon

 

Wie obenstehender Chart zeigt, befindet sich die Infineon-Aktie in einer klassischen, nahezu symmetrischen Dreiecks-Konsolidierung, die sich aktuell in einer Spanne zwischen 14 – 18 Euro zuzuspitzen beginnt.

Die Hintergründe, warum die Aktie gegenwärtig lediglich dabei ist, sich in einer volatilen, richtungslosen Seitwärtsbewegung auszupendeln, liegen auf der Hand.

Zum einen gab die Semiconductor Industry Association (SIA) vorgestern in ihrer neuesten Publikation bekannt, dass sich seit einem Quartal die allgemeinen weltweiten Halbleiterumsätze zwar aktuell mit einer monatsweisen Wachstumsrate von ca. 1 – 2 % zu stabilisieren beginnen. Auf Jahressicht baute sich der Wachstumsrückgang der Halbleiter-Auslieferungen per letzter vorliegender Zahl Ende August jedoch nunmehr auf - 16 % aus. Dies ist der stärkste Einbruch seit 10 Jahren.  Die SIA prognostiziert für das Gesamtjahr 2019 jedoch ein leichtes Nachlassen der Umsatzrückgänge auf „nur“ noch eine Jahresrate von - 12 %, gefolgt in 2020 von einem erwarteten Anstieg von Chip-Auslieferungen von ca. + 5 %. Die Absatzlage der Halbleiterbranche dürfte ich somit von nun an zwar erholen, dieser Anstieg dürfte verglichen mit historischen Wachstumszyklen jedoch auch weiterhin unterdurchschnittlich dynamisch bleiben.

Außerdem ist aus Sicht der europäischen Infineon der Vorbehalt zu machen, dass sich die aktuelle Stabilisierung der Halbleiterumsätze nahezu ausschließlich auf die zuvor am stärksten gebeutelten Handelskriegs-Kontinente Amerika und Asien erstreckt, diese Erholung zuletzt aber an der für Infineon immer noch sehr relevanten Absatzregion Europa (ca. 31 % der Umsätze) völlig vorbeigelaufen ist. Auf Monatsbasis entwickelte sich der Halbleiterabsatz in Europa im Juli wie August sogar weiter leicht rückläufig, so dass an der jüngsten Umsatzerholung in den USA wie Asien (die vermutlich stark bikontinental geprägt war) Infineon wohl nur sehr begrenzt partizipiert haben dürfte. Von daher ist es schon als ein relativer Erfolg des stark auf funktionsspezifische Steuerungs-Halbeiter konzentrierten Profils von Infineon zu werten, dass die Analystenmehrheit hier seit Mai 2019 kaum noch Anlass für eine weitere Rücknahme ihrer 2019er und 2020er Umsatzschätzungen sah, und für 2020 für Infineon sogar ein leicht sektorüberdurchschnittliches Umsatzwachstum von + 7,5 % prognostiziert.

 

Infineon Reinraum

Bildnachweis: Infineon Technologies AG

 

Preis- / Margendruck sowie Übernahme von Cypress Semiconductor

 

Zur Erzielung eines solchen Umsatzwachstums in 2020 ist jedoch davon auszugehen, dass Infineon trotz starker Anwendungsspezifizierung ihrer Halbleiter angesichts anhaltend widriger Konjunktur- und Wettbewerbsbedingungen auch weiterhin nicht um das Angebot von Preisnachlässen herumkommt.            

Zwar sind die Chip-Segmente, in denen sich Infineon bewegt (zu rd. 43 % die Automobilindustrie, zu 47 % alle übrigen Bereiche der Energieverbrauchs- Regulierung, 9 % Chips für Identifikationssysteme) erheblich preisstabiler als der Bereich klassischer Speicherchips (DRAMs). Jedoch dürften in diesem Segment der einfachsten Massenhalbleiter die Preise in 2019 wohl mindestens um 30 % einbrechen. Zudem wird auch die starke Abhängigkeit von der konjunkturell angeschlagenen Automobilindustrie dafür sorgen, dass die wesentlichsten Chip-Segmente von Infineon wohl noch mindestens ein halbes Jahr unter anhaltendem Preis- und Margendruck stehen werden.

Insofern ist es auch nur folgerichtig, dass entgegen den zuletzt stabilen Umsatzprognosen Analysten ihre Margen- und Unternehmensgewinn- Erwartungen für Infineon aktuell fortgesetzt nach unten korrigieren, und zwar nun schon seit einem Jahr sowohl für 2019 wie auch 2020 um annähernd – 20 %!

Mit wenig Begeisterung quittieren die Anleger daher momentan, dass Infineon in diesem Umfeld nun auch noch die Anfang Juni bekanntgegebene Übernahme des US-Rivalen Cypress Semiconductor für rd. 9 Mrd. Euro schultern muss (= rd. 50 % des Unternehmenswerts von Infineon!). Zu dieser Finanzierung hat Infineon zurückliegend bereits den Kapitalmarkt über insgesamt rd. 2,5 Mrd. Euro in Anspruch genommen, und zwar über eine Kapitalerhöhung wie auch die jetzt erfolgte Begebung zweier Hybrid-Anleihen. Diese zusätzlichen Titelbegebungen werden sicher auch weiter kurzfristig ein Belastungselement für den Infineon-Aktienkurs sein, auch wenn die Übernahme fraglos ein strategisch sehr sinnvoller, die Kernaktivitäten hervorragend ergänzender Meilenstein in der Geschichte von Infineon sein wird. Zudem ist der gezahlte Übernahmepreis für Cypress Semiconductor mit einem KGV (2020e) von rd. 18 durchaus als attraktiv zu bezeichnen, berücksichtigt man, dass deren operative Marge und Eigenkapital-Rendite von jeweils über 20 % um ca. 2 % über den Vergleichswerten bei Infineon liegen, das KGV von Cypress mit dem von Infineon jedoch momentan annähernd deckungsgleich ist.

 

Infineon – Aktie:  Bewertung und Anlageempfehlung

 

Auf kürzere Sicht dürfte die Entwicklung der Infineon-Aktie auch weiterhin durch das aktuell widrige Geschäftsumfeld wie auch die finanzielle Bewältigung der Cypress Semiconductor-Übernahme dominiert werden. Auch wenn Analysten aktuell für die Infineon-Aktie ein faires 12 Monats-Kursziel von + 28 % ausloben (20,50 Euro), so sehen wir in der aktuellen Konstellation sowie angesichts der am 12.11. bevorstehenden Ergebnis-Publikation doch kaum Anlass, dass die Aktie die Realisierung dieses Kursziels bereits kurzfristig in Angriff nimmt. Hierfür spricht auch die charttechnisch im Moment noch sehr breite und volatile Dreiecksbildung, die sogar - bei negativerer Konjunkturentwicklung - einen erneuten Test des Aufwärtstrends bei rd. 14 Euro nicht ausgeschlossen sein lässt.

Für einen Kauf der Aktie sehen wir trotz o. g. positiven Analysten-Kursziels daher timingseitig aktuell auch weiterhin keinerlei Eile geboten, und raten vielmehr vorerst weiter zu einem abwartenden Zuschauen.

 

02.10.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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