BYD, Nel, Plug Power, Tesla, Varta, JinkoSolar, Nordex – Die Börsenwoche vom 14.-20.06.
Die Börsenwoche vom 14.-20.06.
Auch in der zurückliegenden Woche hatte der Aufwärtstrend der internationalen Aktienmärkte weiter Bestand. Jedoch nahm die Anstiegsdynamik des MSCI World (Euro)-Index im Vergleich zu den Vormonaten nun deutlich ab, da er in der letzten Woche nur einen Kursgewinn von sehr moderaten + 0,2 % zu verzeichnete, nachdem er zuvor exakt am hoch entscheidenden Widerstand des im Oktober 2017 initiierten Aufwärtstrends bei 251 Punkten angekommen war.
Chart: MSCI World (Euro)-Index seit 2017
Der stärkste bremsende Impuls auf die internationalen Aktienbörsen ging in der letzten Woche ohne Frage von den weltweiten Rentenmärkten aus, wo es querbeet zu deutlichen Zinsaufschlägen kam (z.B. Rendite 10jähriger US-Treasuries + 0,1 % auf 1,57 %).
Der Hintergrund hierfür lag darin, dass die FED in ihrer letzten FOMC-Sitzung am 15./16.06. auf den im Mai verzeichneten Anstieg der US-Gesamtinflationsrate auf + 5,0 %, der Kerninflationsrate (ex Nahrungsmittel und Öl/Gas) auf + 3,8 % sowie der Preiskomponente des Indexes persönlicher Ausgaben (sog. PCE-Deflator) im April um + 3,6 % - hier werden die Zahlen für den Mai erst morgen, am 25.06. publiziert – nun in der Weise reagierte, dass sie ihre bis dahin noch gültige PCE-Prognose für das Gesamtjahr 2021 aus dem März nun schlagartig von + 2,4 % auf + 3,4 % nach oben schraubte.
Auch ihre reale BIP-Wachstumsprognose für 2021, die natürlich die entscheidende Grundlage für den zuletzt gesehenen Inflationsauftrieb darstellt, hob die FED ebenso konsequent an, und zwar von + 6,5 % auf nunmehr + 7,0 %, womit sie aktuell sogar über die derzeitigen Konsensprognosen der international führenden volkswirtschaftlichen Forschungsinstitute und -verbände hinaus geht.
Auch wenn die FED auf ihrer letzten FOMC-Sitzung die Leitzinsen (Fed Funds) unverändert in dem weiterhin gültigen Korridor von 0 – 0,25 % beließ und auch an ihrem monatlichen Anleihen-Kaufprogramm im Volumen von 120 Mrd. US-Dollar zunächst nichts ändern wird, so setzte sie auf dieser Sitzung nun doch zumindest ein erstes geldpolitisches Restriktionssignal, indem sie mit Wirkung seit dem 17.06. den Zinssatz für die von Banken bei der FED zu unterhaltenden Mindest- und Überschussreserven nun von 0,0 % auf 0,15 % p.a. anhob.
Die Ökonomen interpretieren diese rentenmarktbelastenden Ergebnisse des letzten FED-Meetings daher nun zunehmend bereits als mögliche Vorboten, dass nach ihrer Konsenseinschätzung spätestens ab Anfang 2023, ggfs. aber sogar auch schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 nun wieder erste graduelle Leitzinserhöhungen drohen könnten, selbst wenn die FED nach Worten ihres Vorsitzenden Jerome Powell den aktuellen Inflationsanstieg auch weiterhin nur als temporär und auf das Jahr 2021 begrenzt einstuft und für 2022 und 2023 wieder eine Rückbildung der Inflationsraten auf völlig stabilitätsverträgliche Niveaus von nur noch 2,1 % bzw. 2,2 % erwartet.
Chart: Rendite 10jähriger öffentlicher US-Anleihen (Treasuries)
Beflügelt wurden die internationalen Aktienmärkte dagegen auch in der letzten Woche weiterhin sowohl von insgesamt anhaltend erfreulichen Konjunkturdaten (z.B. Industrieproduktion der Eurozone im Mai + 39,3 % ggü. Vorjahr, verglichen mit + 10,9 % im April) wie auch von unverändert hoch zuversichtlichen Unternehmensgewinnschätzungen der Analysten für das 2. Quartal 2021 (aktuelle Nettogewinnprognosen: für den S&P 500-Index + 62 % ggü. Vorjahr, für den europäischen STOXX 600-Index + 104 % ggü. Vorjahr).
Da zudem der letztwöchige Zinsauftrieb an den globalen Rentenmärkten auch weiterhin nichts daran änderte, dass seit April der Rückgang der internationalen Langfristzinsen mit insgesamt nur als temporär und moderat eingestuften Inflationsrisiken auch weiterhin vollauf intakt geblieben ist, sind wir daher nun zunehmend optimistisch, dass der MSCI WORLD (Euro)-Index trotz seiner weiterhin auf einem 19 Jahres-Hoch befindlichen, auf 12 Monate vorausgeschätzten KGV-Bewertung (per 06/2022: aktuell 19,7) getragen von weiterhin sehr erfreulichen Konjunktur- und Unternehmensergebnis-Zahlen in Kürze einen dynamischen Ausbruch aus seinem im Oktober 2017 etablierten, bereits recht steilen Aufwärtstrendkeil hinlegen und damit ein weiteres höheres, haussebestätigendes Chartterrain einnehmen dürfte (siehe hierzu obenstehenden Chart des MSCI World (Euro)-Indexes).
Diese erhöhte Zuversicht nahmen wir daher auch zum Anlass - wie zuletzt bereits avisiert - seit Anfang letzter Woche die Aktieninvestitionsquoten in allen Strategie-/Themendepots (bis auf das Themendepot Edelmetalle) durch Zukauf jeweils einer Aktienposition nun weiter von rd. 85 % auf rd. 89 % auszubauen.
Energie- und Fahrzeug-Technologieaktien überwiegend mit Kursgewinnen
Im Zuge der in der letzten Woche zumeist verzeichneten Kursaufschläge an den internationalen Aktienmärkten verzeichneten auch Aktien der aktuell populärsten Technologiesegmente von alternativen, umweltverträglichen Energieerzeugungs-, Fahrzeugsteuerungs- und Batterieladesystemen überwiegend Kursgewinne.
So setzte in der letzten Woche insbesondere die Aktie von BYD (CNE100000296), Chinas führendem Hersteller vollelektronischer PKWs und Großfahrzeuge (insbesondere Busse) wie von solarbetriebenen Batterien, ihre seit 17.05. verzeichnete Erholungsrallye auch in der letzten Woche hoch dynamisch fort und legte um weitere + 8 % zu.
Auch die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Technologiespezialisten NEL ASA (NO0010081235) kletterte in der letzten Woche um + 5 % und bestätigte damit ihren seit 11.05. bestehenden, jedoch weiterhin nur sehr zaghaften Bodenbildungsversuch, nachdem die Hauptkorrektur der Aktie bereits seit dem 27.01. Bestand hat und sich zuletzt gerade seit dem 30.04. mit der Vorlage sehr enttäuschender Zahlen zum 1. Quartal wie auch dem Verlust eines nahezu sicher erwarteten Wasserstoff-Großauftrags durch den führenden spanischen Hydroenergie-Versorger IBERDROLA nochmals deutlich beschleunigt hatte.
Dagegen büßte allerdings die Aktie ihres US-amerikanischen Wasserstoff-Konkurrenten PLUG POWER (US72919P2020) in der letzten Woche deutlich um - 8 % ein, was zumindest vorübergehend eine Unterbrechung ihres gleichfalls am 11.05. eingeleiteten Erholungstrends darstellte.
Auch die Aktie von TESLA (US88160R1014) stieg in der zurückliegenden Woche um + 2 % auf 623 USD, was damit als weitere Bestätigung ihres seit Anfang Dezember 2020 bei rund 540 USD etablierten, gleich dreifachen horizontalen Chartunterstützungsbodens gedeutet werden konnte.
Die Aktie des international führenden Batterieherstellers VARTA (DE000A0TGJ55) stagnierte in der letzten Woche dagegen völlig.
Und im Segment reiner alternativer Stromerzeuger kam es in der letzten Woche generell zu uneinheitlichen Kursentwicklungen, was z.B. in der Aktie des international führenden Windkrafterzeugers NORDEX (DE000A0D6554) in einem Preisaufschlag um + 4 %, dagegen in der Aktie des asienweit führenden Solarparkbetreibers JINKOSOLAR (US47759T1007) in einer erneut massiven Korrektur um - 15 % zum Ausdruck kam.
BYD weiter auf dynamischem Expansionskurs
Der deutliche weitere Kursanstieg von BYD wurde dabei in der letzten Woche abgesehen vom weiter positiven Impuls der Aktienneuaufnahme seit 07.06. in den Hang Seng 50-Leitindex von einer Vielzahl weiterer positiver Unternehmensmeldungen getragen.
Zunächst gab BYD bekannt, derzeit in Kooperationsverhandlungen mit XIAOMI (KYG9830T1067), dem aktuell weltweit viertgrößten Smartphone-Hersteller hinter Apple, Samsung und Huawei, zur technologischen Begleitung deren ebenfalls ab 2023 angestrebten Einstiegs in die Produktion von Elektrofahrzeugen zu stehen.
Diese Pläne von Xiaomi und Kooperationsgespräche mit BYD stehen dabei unseres Erachtens natürlich in direktem Zusammenhang mit dem von APPLE (US0378331005) zuletzt gleichfalls Vorhaben, ebenfalls ab 2024 erstmals eigene Elektrofahrzeuge herstellen und diese angeblich in wesentlichem Umfang mit den ökologisch vorbildlichsten Batterien von BYD ausstatten zu wollen. Auch hierzu fanden dem Vernehmen nach bereits eingehende Sondierungsgespräche zwischen Apple und BYD statt.
Darüber hinaus wurde die Aktie von BYD vom Auftritt ihres Gründers und CEO’s Wang Chuanfu im Rahmen einer Wochenend-Konferenz am 12./13.06. in Peking beflügelt, nach dessen Aussagen der Absatzanteil von NEVs (= Elektrofahrzeuge / EVs unter Einsatz „neuer“ alternativer Antriebstechnologien) ausgehend von einem Anteil von 11,4 % in China im Mai 2021 nach den Vorgaben der Zentralregierung bis 2025 auf rd. 20 % steigen sollte und er bis 2030 einen Anteil von NEVs an allen Neuwagenverkäufen in China sogar von über 70 % erwarte.
Chuanfu rechnet außerdem damit, dass dieser NEV-Verkaufsanteil in 2030 zu 60 % von nationalen chinesischen Marken beherrscht würde, wovon voraussichtlich gerade BYD massiv profitieren würde, war doch der Konzern bereits im 1. Quartal 2021 der zweitgrößte NEV-Auslieferer in China hinter Tesla (ca. 57.000 vs. ca. 70.000 Fahrzeuge von Tesla) und noch jeweils mehr als 3x so absatzstark wie die nächstgrößeren chinesischen NEV-Hersteller Nio, XPeng und Li gewesen (u.a. Limousine BYD Han eine der aktuell 5 meistverkauften NEVs in China, wo die Verkaufszahlen nach wie vor von den Modellen Tesla 3 und Y dominiert werden).
Ferner lieferte BYD im Rahmen eines geschlossenen Abkommens mit dem führenden staatlichen ungarischen Verkehrsbetrieb VOLÁNBUSZ nun seinen ersten Elektrobus für grenzüberschreitende Fahrten zwischen Ungarn und der Slowakei mit begründeten Aussichten auf weitere lukrative Nachfolgeaufträge aus (denn über ihr Werk Komarom ca. 75 km nordwestlich von Budapest ist BYD schon bereits seit 2017 in der EV-Produktion in Ungarn tätig), was darüber hinaus - gerade im Bereich von Elektrobussen - ebenso prominente Präsenzen von BYD z.B. in Spanien und Italien nur bestens ergänzt.
Und auch von RATP DEV LONDON, einer der größten Bustransportgesellschaften Englands, erhielt die britische Konzerneinheit BYD UK nun gemeinsam mit ihrem lokalen Kooperationspartner und dortigen Elektrobushersteller ADL einen Großauftrag zur Auslieferung einer Flotte von nicht weniger als 195 Elektrobussen (Umsetzung bereits ab dem Sommer dieses Jahres), was Teil der Strategie von RATP darstellt, schon 2022 nicht weniger als 25 % ihrer gesamten Londoner Flotte auf elektrische Busse umzustellen zu wollen und ebenfalls eine hervorragende Ergänzung der in England bereits in Betrieb befindlichen 400 Elektrobusse des BYD / ADL- Joint Ventures sowie der weiteren aktuell 105 in der Fertigstellung befindlichen Elektrobusse von BYD / ADL darstellt (nach kompletter Abwicklung aller Aufträge somit insgesamt Betrieb von nicht weniger als 700 BYD / ADL-Elektrobussen auf englischen Straßen, vornehmlich im Großraum London).
Und schließlich erfolgte am 16.06. in der Hauptversammlung von BYD auch noch die Annahme des von der BYD-Geschäftsführung empfohlenen Börsengangs ihrer 2004 gegründeten und Anfang 2021 in einem Spin-Off abgespaltenen Division BYD SEMICONDUCTOR, was der Aktie von BYD ebenfalls einen sofortigen Auftrieb verlieh. Nach diesem Aktienlisting im Segment ChiNext der Shenzhen Stock Exchange wird der Mutterkonzern der BYD Co. Ltd. auch weiterhin 72,3 % der Anteile an der hoch profitablen BYD Semiconductor (letzter festgestellter Firmenwert: rd. 1,44 Mrd. USD) halten.
All diese positiven Meldungen um BYD nahm daher am 18.06. z.B. auch der Aktienresearch-Bereich von CITIGROUP zum Anlass, ihr Votum für die Aktie auf „Aufstocken“ anzuheben und dabei ein neues Kursziel von 287 HKD auszusprechen (aktueller Kurs: 228 HKD).
Trotz dieser unzweifelhaft positiv zu wertenden und auch weiter sehr aussichtsreichen Expansionsbestrebungen von BYD - gerade auch im Vergleich zu ihren nationalen chinesischen Konkurrenten - erscheint uns die Aktie auf ihrem derzeitigen KGV-Niveau (2023e) von rd. 59 jedoch auch weiterhin als sehr ambitioniert, wenn nicht gar überbewertet, weshalb wir erst frühestens in einem Kursbereich von ca. 180 - 200 HKD einen Aktienkauf fundamental- und bewertungsanalytisch wieder als vertretbar einstufen.
Chart: BYD CO LTD. (in Hongkong-Dollar)
PLUG POWER und NEL ASA mit divergierenden Aktientrends
Die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Technologiespezialisten NEL ASA profitierte hingegen in ihrem letztwöchigen Kursanstieg um + 5 % vor allem von positiven Studien der Analysten von RBC Capital (Royal Bank of Canada) wie auch der Berenberg Bank, die Nel ASA in ihrer fortschrittlichsten Position der Produktion „grünem Wasserstoffs“ zu gänzlich CO2-emissionsfreien Energiegewinnungen eine absolute Weltmarktführerschaft bescheinigten und hierbei auch die bislang vielversprechendsten Technologielösungen entwickelt hätten, um diesen hochexplosiven Wasserstoff künftig auf sicherste Weise zu transportieren und Fahrzeuge (gerade im Schwerlastbereich) wie aber auch Industrie- und Versorgungsanlagen (z.B. im Bereich der Stahlproduktion) hiermit risikolos zu beliefern / zu betanken und über ihre hieran gekoppelten Brennstoffzellensysteme anzutreiben.
Diese Technologiekompetenz, so der Analyst der Berenberg Bank, sollte Nel ASA künftig in die Lage versetzen, selbst einen langfristig grundsätzlich absehbaren massiven Kostensenkungsdruck in der Wasserstoffproduktion (nach Schätzungen des US-Energieministerium DOE um bis zu 80 % gegenüber dem heutigen Niveau, was in diesem Fall ein erhebliches Margen- und Gewinnrisiko für Nel ASA darstellen würde) problemlos durch einen im Gegenzug mengenmäßig umso stärker gesteigerten Absatz ihr Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen (PEMs) zu kompensieren, auf die derzeit erst 3 % des Konzernumsatzes von Nel entfallen und in den kommenden Jahren jedoch eine gewaltige Umsatzexplosion bei Nel erfahren dürften.
Darüber hinaus weist der Analyst von RBC auch darauf hin, dass Nel derzeit mengenmäßig bis 2030 zugleich mehr als eine Ver-40-Fachung ihrer Wasserstoff-Produktionskapazitäten auf rd. 40 GW Energieerzeugungsleistungen anstrebe, was dem stetigen Druck auf die Wasserstoff-Produktionskosten umsatz-, margen- und gewinnseitig langfristig ebenfalls entscheidend entgegenwirken sollte.
Die Berenberg Bank sprach daher nun ein Kursziel von 30 NOK für die Aktie von Nel ASA aus (Votum: „Kaufen“), RBC Capital in einer Ersteinstufung der Aktie mit „Outperform“ von 27 NOK (aktueller Kurs: 18,50 NOK).
Wir sehen jedoch tatsächlich die bisher kaum solide bewertbare „Gretchenfrage“, ob sich Nel ASA nach Analystenkonsens-Einschätzungen ab 2024 tatsächlich zu einem Übergang in von da an langfristig hoch dynamisch Nettogewinnanstieg aufschwingen kann, vor allem davon abhängig, ob die Wasserstoff-Energieversorgungstechnologie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tatsächlich einen so bestechenden technologischen Reifegrad ohne nennenswerte Energiererzeugungsrisiken und -störungen und damit nach optimistischen Branchenprognosen auch eine fast so unbegrenzte Anwendungsvielfalt erreichen kann, dass im Falle einer hiermit bei Nel ASA dann sicher automatisch verbundenen Nachfragexplosion nach all ihren Wasserstoff-Technologielösungen wohl auch nahezu jeder kommende, allein auch schon wettbewerbsinduzierte Kostensenkungsdruck (siehe jüngste Ankündigungen vieler Industrie- und Versorgerkonzerne künftig selbst aktiv in die Wasserstoffproduktion einsteigen zu wollen, z.B. durch ThyssenKrupp, Iberdrola oder ABB) problemlos (über)kompensiert werden könnte.
Diese Frage, wie die das Pendel der Absatzmengen-, Kosten- und Preisentwicklungen in den Wasserstoff-Technologielösungen von Nel ASA in den nächsten Jahren entweder für oder gegen den Konzern ausschlagen wird, halten wir derzeit jedoch noch für so schwierig und unsolide kalkulier- und prognostizierbar, dass wir der Aktie unter dem Status Quo einer Nettoverlust-Erzielung wohl noch zumindest bis Ende 2023 mit ihrem KGV (2023e) von - 196 sowie einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (2023e) von rd. 11 weiterhin eine eklatante Überbewertung attestieren und daher von einem Kauf weiterhin rundweg abraten.
Dass im Gegensatz zu Nel ASA die Aktie von PLUG POWER in der letzten Woche um - 8 % korrigierte, dürfte trotz der fundamental positiven Unternehmensmeldung, man werde in Camden County (Georgia) nun eine Wasserstoff-Produktionsanlage zur künftigen „grünen“ Versorgung des gesamten Südostens der USA bei einer Tagesproduktionskapazität von 15 Tonnen Wasserstoff installieren (auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent wird damit von Plug Power ein Tagesproduktionsziel von insgesamt 500 Tonnen ab 2025 anvisiert) vor allem daran gelegen haben, dass erstens nun auch GENERAL MOTORS in einem neu geschlossenen Kooperationsabkommen mit der US-amerikanischen WABTEC ab 2023 die Ausstattung von deren Zuglokomotiven mit eigens hierfür entwickelten Hydrogen-Batterien und -Brennstoffzellensystemen angekündigt hat, womit auch General Motors dann direkt in diese Domäne von Plug Power eindringen würde, und dass zweitens Plug Power 8 Tage nach letzter gesetzter Frist durch die NASDAQ die verspätete Vorlage ihrer Zahlen zum 1. Quartal nun für den 22.06. angekündigt hatte.
Diese Ergebnispräsentation am 22.06. blieb dann auch in der Tat klar hinter den Analystenprognosen zurück, und zwar weniger in der 76 %igen Steigerung des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr auf 72,0 Mio. USD (erwartet: 72,2 Mio. USD), sondern vor allem in dem mit - 12 Cents je Aktie gegenüber dem Vorjahr völlig unveränderten Nettoverlust (Analystenprognose: Abbau des Nettoverlusts um 1/3 auf nur noch - 8 Cents je Aktie).
Haben wir schon im Falle von NEL ASA aus Bewertungsgründen von einem Aktienkauf strikt abgeraten, so gilt dies im Falle von PLUG POWER (trotz kurzfristig zweifellos höherer Chancen auf weitere Trading-Gewinne) langfristig kaum weniger, auch wenn ihr ca. 70 %iger Aktien-Bewertungsaufschlag gegenüber NEL ASA eines ebenso horrend hohen Kurs-Umsatz-Verhältnisses von rd. 17 fraglos vor allem darauf zurückzuführen ist, dass der Konzern nach herrschendem Analystenkonsens per Ende 2023 bereits weit dichter vor der Erreichung der Nettogewinnzone stehen dürfte (nach Analystenkonsensschätzung KGV 2023e ca. – 3600, d.h. nur noch sehr niedriger absoluter Nettoverlust) als dies derzeit für Nel ASA erwartet wird.
Chart: PLUG POWER und NEL ASA im Vergleich (jeweils in US-Dollar)
Dass die Aktie von TESLA trotz aktueller Untersuchung der nationalen US-Verkehrssicherheitsbehörde von 30 Unfällen (davon 10 mit Todesfolge) infolge autonomer Fahrzeugsteuerungen alleine über ihren „Autopiloten“ (der laut Tesla jedoch nur als automatisiertes Fahrassistenzsystem ausgelegt ist und von den Fahrern niemals völlig unkontrolliert zur Fahrzeugsteuerung verwendet werden sollte) wie auch erneuten Gerichtsklagen von Umweltschutzverbänden gegen die Baufortsetzung ihres geplanten Gigawerks on Berlin / Grünheide in der letzten Woche dennoch um + 2 % zulegte, war unseres Erachtens vor allem der weiterhin vollauf intakten charttechnischen Behauptung ihrer wichtigsten horizontalen Dreifach-Unterstützung bei 540 USD zuzuschreiben, was nach dem derzeitigen Analysten-Konsenskursziel von 700 USD somit kurzfristig noch weitere Kurspotenziale mit sich bringen könnte (aktueller Kurs: 680 USD).
Auch für die am 04.08. vorzulegenden Zahlen des 2. Quartals sind die Analysten aktuell sehr zuversichtlich gestimmt und erwarten bei einem sprunghaften Umsatzanstieg um + 92 % gleichzeitig sogar eine Explosion des Reingewinns um + 117 % gegenüber dem Vorjahr.
Mit einer im Konsens geschätzten Steigerung des Nettogewinns von Ende 2020 – Ende 2023 um mehr als das Zehnfache halten wir die Aktie von Tesla mit einem hiermit korrespondierenden KGV (2023e) von aktuell 81 infolge ihrer sehr transparent absehbaren hochgradigen weiteren Gewinndynamik aktuell noch für relativ günstiger bewertet als z.B. BYD und stufen den Titel derzeit zumindest als gut haltenswert, wenn nicht sogar längerfristig weiter kaufenswert ein.
Chart: TESLA in US-Dollar
Dass die Aktie von VARTA in der letzten Woche kaum vom Fleck kam, dürfte wesentlich auf eine neue Studie der DZ BANK zurückzuführen gewesen sein, deren Analyst den Titel als aktuell fair bewertet und daher haltenswert einstufte und dies mit einem Kursziel von 145 EUR verknüpfte (aktueller Kurs: 144 EUR).
Wir schließen uns dieser Analysteneinschätzung der DZ Bank vollauf an und halten die Aktie trotz der sehr positiven Erwartungen des Vorstands speziell an das Batteriegeschäft für Konsumgüter in 2021 (vor allem im Bereich Microbatterien, z.B. für Funkkopfhörer und -Headsets) sowie den bevorstehenden Einstieg in die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge ab Ende 2021 mit einem aktuellen KGV (2023e) von rd. 28 für absolut ausreichend bezahlt. Wir stufen die Aktie daher derzeit ebenfalls lediglich als haltenswert ein.
Ein herber Kursrückschlag von - 15 % stellte sich dagegen in der letzten Woche in der Aktie von Chinas größtem Solarparkbetreiber JINKOSOLAR ein, womit die seit dem 18.05. bis zum 14.06. verzeichnete Kurserholung von 29 auf 47 USD seither bereits wieder deutlich zusammengeschmolzen ist (aktueller Kurs 37,84).
Hintergrund dieses erneuten kräftigen Rücksetzers war die erst heute am 25.06. anstehende Publikation der Ergebniszahlen zum 1. Quartal (per 31.03.), der die Anleger wie Analysten nach den vorangegangenen starken Ergebnisenttäuschungen der beiden Vorquartale derzeit zu Recht mit starker Skepsis entgegensehen und hierbei im Konsens aktuell eine Umsatzeinbuße gegenüber dem Vorjahr um rd. - 2 % auf 1,18 Mrd. USD (= am untersten Rand der eigenen abgegebenen Konzernprojektion von 1,18 - 1,30 Mrd. USD) sowie sogar eine geringfügige Nettoverlustverbuchung von - 2 Cts. je Aktie erwarten (Vorjahr: noch Nettogewinn von 65 Cts. je Aktie).
Für das 2. Quartal prognostizieren die Analysten derzeit im Konsens jedoch einen starken operativen Turnaround von JinkoSolar, der in einem Umsatz von rd. 1,45 Mrd. USD wie auch einer wieder erreichten Nettogewinnerzielung von 33 Cents je Aktie zum Ausdruck kommen sollte.
Sollte JinkoSolar diese Analystenprognosen in ihrer heute sicher ebenfalls getroffenen Ankündigung zum 2. Quartal jedoch verfehlen, ist eine erneute weitere deutliche Fortsetzung der Aktienkorrektur in unseren Augen jedoch sehr wahrscheinlich.
Selbst auch auf dem aktuell optisch sehr niedrigen KGV (2023e) von nur rd. 7 raten wir von einem Einstieg in die Aktie in Abhängigkeit vom Ausgang der heute erfolgenden Ergebnispräsentation wie auch des weiteren Konzernausblicks daher vorerst weiterhin ab.
Chart: JINKOSOLAR in US-Dollar
Die Aktie von NORDEX legte schließlich in der letzten Woche um + 4 % zu, nachdem der Konzern den Erhalt eines potenziellen Großauftrags von Acciona Energía, einer Einheit der spanischen ACCIONA – Gruppe, die einen Aktienanteil von über 33 % an Nordex hält, zur Errichtung von 180 Windkraftanlagen im australischen Bundesstaat Queensland in einer Gesamterzeugungskapazität von über 1 GW in Aussicht stellte.
Man befinde sich derzeit mit Acciona Energía in fortgeschrittenen Gesprächen zum Erhalt dieser Order, so Nordex, und rechne nach einer bereits grundsätzlich erzielten Einigung mit Acciona Energía mit einer definitiven Übereinkunft hierzu in den kommenden Wochen.
Selbst wenn sich Nordex der Gewinnung dieses Großauftrags offenbar sehr sicher ist und es sich bei Acciona um den beherrschenden Großaktionär des Konzerns handelt, so kritisieren wir zunächst die nun gewählte und in Deutschland wie auch international im mindesten Falle sehr unübliche Kommunikationsweise von Nordex, über potenzielle, jedoch noch nicht final erfolgte Auftragsgewinnungen gerade bei möglicherweise deutlich aktienkursbewegenden Dimensionen bereits in deren Vorfeld zu berichten, grundsätzlich scharf.
Gänzlich unabhängig vom Kommunikationsstil dieses (hoch) wahrscheinlichen Auftragserhalts in Australien stufen wir jedoch, völlig unverändert zu unseren vorangegangenen Analyseurteilen zu Nordex, nach den bereits seit Ende 2016 gerade auf der Ebene der Gewinne fast durchweg enttäuschend ausgefallenen Quartalsberichten des Konzerns wie auch aufgrund des voraussichtlich erst ab 2022 nennenswert positiv ausfallenden Nettogewinns des Konzerns die Aktie mit einem KGV (2023e) von rd. 19 weiterhin als überbewertet und daher verkaufswert ein.
Erst auf einem Kursniveau von ca. 16,50 bis 17,00 EUR raten wir wieder zu einem Halten der Nordex-Aktie (aktueller Kurs: 18,70 EUR).
Chart: NORDEX
25.06.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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