Die Commerzbank kann trotz guter Zahlen nicht überzeugen, auch bei der Deutschen Bank gibt es Kritik, bei Plug Power verdient der Chef viel weniger und Volkswagen zieht den Sparstrumpf an
Die Skepsis verschwindet nicht
Christi Himmelfahrt ist einer der wenigen Feiertage, an denen Börsianer keine Gelegenheit zum Durchschnaufen haben, denn der Handel findet wie gewöhnlich statt. Zum Feiern ist aber ohnehin nur den Wenigsten zumute. Die Märkte zeigen sich noch immer sehr volatil und teilweise können selbst gute Neuigkeiten die Kurse nicht anheben.
Zu beobachten war das zuletzt bei der Commerzbank (DE000CBK1001). Die legte gestern sehr überzeugende Zahlen für das vergangene Quartal vor, welche die Erwartungen der Analysten so ziemlich durch die Bank übertreffen konnten. Dennoch gab die Aktie um 3,8 Prozent nach und landete zu Handelsschluss bei übersichtlichen 9,51 Euro. So richtig zufrieden scheinen die Aktionäre also nicht zu sein.
Als problematisch werden Ungewissheiten rund um die polnische Tochter mBank angesehen. Davon abgesehen sind Stimmen zu hören, laut denen viele Beobachter bei der Prognose noch mehr erwartet hätten. Dezent verunsichert könnte der eine oder andere zudem davon sein, dass die Commerzbank den Gipfel der Zinserhöhungen als erreicht ansieht. Lediglich einen Zinsschritt erwartet das Institut noch von Seiten der EZB.
Deutsche Bank: Alles noch im Rahmen
Bei der Deutschen Bank (DE0005140008) herrschte am Mittwoch ebenfalls nicht unbedingt Feierlaune. An den fundamentalen Zahlen hatte bei der Hauptversammlung zwar niemand ernsthaft etwas zu meckern. Nicht ganz zufrieden zeigen sich (Groß-)Aktionäre aber mit den Ausschüttungen an die Anteilseigner. Die Dividende soll zwar von 20 Cent auf 30 Cent je Aktie steigen. Damit wurde aber im Vorfeld schon fest gerechnet. Gehofft hatten viele im Vorfeld auf die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms.
Die Deutsche Bank stellt ein solches zwar für das zweite Halbjahr vage in Aussicht. Sie ließ sich aber zu keiner klaren Ankündigung hinreißen. Das sorgt für eine milde Enttäuschung und nur mit Mühe und Not schaffte die Aktie des Geldhauses es gestern noch, grüne Vorzeichen auf die Beine zu stellen. Zugewinne von 0,87 Prozent hoben den Kurs aber lediglich bis auf 9,69 Euro, womit neue Signale ausbleiben. Immerhin sind die Aktien der Deutschen Bank jetzt wieder etwas teurer als jene der Commerzbank. Ein minimaler Prestigegewinn, der aber an der Börse auch keine Auswirkungen hinterlässt.
Plug Power-Chef schnallt den Gürtel enger
Recht deutliche Zugewinne gab es am Mittwoch ausnahmsweise bei Plug Power (US72919P2020) zu sehen. Die schwer mitgenommene Aktie des Wasserstoff-Unternehmens konnte sich um respektable 2,8 Prozent auf 7,24 Euro steigern und damit zumindest einen kleinen Abstand zu den letzten Tiefstständen herstellen. Ein Grund dafür mag das gesenkte Gehalt von CEO Andrew Marsh sein.
Wie bei „Der Aktionär“ zu lesen ist, erhielt jener im vergangenen Jahr lediglich ein Grundgehalt in Höhe von 750.000 USD zuzüglich einiger anderer Vergütungen, die sich auf 16.555 USD belaufen sollen. Das ist noch immer ein nettes Sümmchen, von dem der durchschnittliche Arbeitnehmer nicht einmal zu träumen wagen dürfte. Für den Manager bedeutet das Ganze aber einen Rückgang um satte 98,5 Prozent. Ein Jahr zuvor kassierte Marsch noch über 50 Millionen USD. Bei den Anlegern kommt das gut an, denn der CEO steht schon seit Längerem heftig in der Kritik.
Volkswagen werkelt an Einsparungen
Bei Volkswagen (DE0007664039) ist die Stimmung teilweise ebenfalls gedrückt, besonders wenn es um die eigene Kernmarke VW geht. Jene soll in naher Zukunft wohl von Sparmaßnahmen betroffen sein, wie unter anderem das „Handelsblatt“ mit Verweis auf ein internes Schreiben berichtet. Mit den Margen bei der Kernmarke ist das Management nicht zufrieden. Die Umsatzrendite soll in Zukunft auf 6,5 Prozent steigen. Aktuell liegt jene noch bei 3 Prozent.
Erreicht werden soll das Ganze durch diverse Einsparungen, unter anderem in der Produktion. Sollten die Pläne nicht gelingen, befürchtet Volkswagen den Medienberichten zufolge, sich keine wichtigen Zukunftsinvestitionen leisten zu können. An der Börse führt das nicht unbedingt zu Panik, doch die Volkswagen-Aktie macht auch weiterhin keine Sprünge in die Höhe. Am gestrigen Mittwoch trat das Papier auf der Stelle und landete mit 116,52 Euro nur 0,07 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortags.
Es hilft alles nichts
Es gibt dieser Tage durchaus gute Nachrichten an den Märkten zu vernehmen und es sieht bei vielen Titeln längst nicht so schlecht aus, wie es im ersten Moment den Eindruck machen darf. Doch im derzeitigen Klima scheint selbst das wenig zu helfen. Das Vertrauen der Börsianer in eine positive Entwicklung ist sichtlich angeknackst und leider zeichnet sich momentan nicht ab, dass sich daran allzu schnell etwas ändern wird. So bleibt es dabei, dass DAX und Co. auf hohem Niveau verharren. Was der entscheidende Impuls sein mag, um wieder für mehr Bewegung zu sorgen, das lässt sich leider nicht mit Sicherheit vorhersagen.
18.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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