Nel ASA implodiert, auch Plug Power erleidet deutliche Verluste, Tesla im Visier der Analysten und BYD gelingt kein Ausbruch
Die Börsianer werden vorsichtiger
Einmal mehr standen die Märkte gestern unter dem Zeichen der Zinsen, oder besser ausgedrückt munteren Spekulationen darüber, wie es in dieser Hinsicht denn nun weitergehen könnte. Noch bis vor Kurzem gingen die Börsianer davon aus, dass die Leitzinsen spätestens zum Sommer erste Bewegungen gen Süden machen würden. Überraschend hohe Inflationszahlen aus den USA haben diese Erwartungshaltung nun aber wieder getrübt.
Darauf reagierten nicht nur Titel an der US-Börse allergisch. Auch in hiesigen Gefilden waren die Auswirkungen zu spüren. Zu den größten Tagesverlierern gehörte Nel ASA (NO0010081235) mit Kursverlusten von fast 15 Prozent. Eine vorherige Erholung hat sich damit schon wieder weitgehend in Luft aufgelöst und die wichtige Linie bei 0,50 Euro wurde im hohen Tempo nach unten durchschritten. 0,46 Euro standen per Handelsschluss noch auf dem Ticker.
Zusätzlicher Verkaufsdruck entstand bei Nel ASA durch eine kritische Analystenstimme von Pareto Securities. Dort war die Rede von einer mehr als schwierigen Ausgangslage und einem zunehmenden Druck zur Generierung von Cash. Das könne sich negativ auf Abspaltungspläne auswirken, zudem ließen die Auftragseingänge weiterhin zu wünschen übrig. Das Kursziel wurde um 16 Prozent gekappt und statt einer neutralen Haltung gibt es eine klare Verkaufsempfehlung.
Plug Power wieder im Rückwärtsgang
Bereits in der vergangenen Woche bekam auch Plug Power (US72919P2020) eine Verkaufsempfehlung von der Citigroup verpasst, wo als Kursziel lediglich noch 3,25 US-Dollar in Aussicht gestellt werden. Mit den Aussichten darauf, dass die Zinsen vielleicht noch eine Weile länger auf hohem Niveau bleiben könnten, scheinen die Bullen die Weiße Fahne gehisst zu haben. Die Aktie verlor am Mittwoch um 5,5 Prozent an Wert und segelte auf 3,07 Dollar zurück.
Einmal mehr kommt die 3-Dollar-Marke damit in Sichtweite der Bären, welche als aktuell wichtigste Unterstützung gilt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Linie einmal mehr erfolgreich verteidigt werden kann. Doch selbst wenn dieses Kunststück gelingen sollte, so fehlt es dennoch ohne jeden Zweifel an jeglicher Aufwärtsdynamik.
Tesla: Keine Erholung!
Mit Tesla (US88160R1014) beschäftigten sich kürzlich die Analysten von Jefferies, wobei dem Unternehmen kein allzu hübscher Ausblick ausgestellt wurde. Immerhin bleibt es bei einer Halteempfehlung, doch das Kursziel strichten die Börsenprofis vor den Zahlen deutlich zusammen. Lediglich noch 165 statt zuvor 185 Dollar werden auf 12-Monats-Sicht in Aussicht gestellt. Es wird mir anhaltenden Fragen zur Unternehmensführung und den Produktprioritäten gerechnet. Zudem gehen die Analysten von einem negativen Mittelabfluss aus.
Die Zinssituation ist für Tesla indes nicht ganz so wichtig wie für manch anderes Unternehmen. Allerdings wird die Lage durch die jüngsten Entwicklungen auch nicht besser. Die Aktie bewegte sich gestern um 2,9 Prozent in die Tiefe und landete bei müden 171,76 Euro. Obschon es zuletzt durchaus auch Tage mit grünen Vorzeichen zu sehen gab, fehlt auch bei Tesla jedes Anzeichen einer nachhaltigen Trendwende.
Muss BYD das Tempo drosseln?
Bei BYD (CNE100000296) dürfte es den meisten Anlegern momentan ebenfalls an neuen Impulsen fehlen. Immer wieder werden eher bescheidene Kursgewinne kassiert. So auch am Mittwoch, als die Kurse um 1,1 Prozent bis auf 26,51 Dollar nachgaben. Der chinesische Autobauer befindet sich zwar weiterhin auf Wachstumskurs. Das Tempo scheint aber immer mehr nachzulassen. Weitere negative Indikatoren gab es nun vom chinesischen Heimatmarkt.
Dort stiegen die Verkäufe von rein elektrischen Autos im ersten Quartal nur noch um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist der niedrigste Wert seit Q2 2023 und noch dazu entstand er unter dem Eindruck etlicher Rabatte, welche sich nicht eben vorteilhaft auf die Margen auswirken. Der Export legte zwar kräftig um knapp 40 Prozent zu, woran BYD mit Sicherheit nicht unbeteiligt war. Da vor allem die EU den Druck gegen chinesische Autobauer erhöht, hält sich die Vorfreude der Aktionäre diesbezüglich aber eher in Grenzen,
Ungewisse Aussichten
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Euphorie an der Börse einen kleinen Dämpfer erfahren wird. Ob darauf nun eine grundsätzliche Trendwende wird oder nicht, lässt sich noch nicht mit letzter Sicherheit vorhersagen. Maßgeblich abhängen dürfte dies nun auch davon, zu welchen Äußerungen sich die Fed in naher Zukunft hinreißen lassen wird und ob die EZB sich davon in irgendeiner Art und Weise beeindrucken lässt. Klar ist aber erst einmal, dass die Zinssituation an der Börse wieder einmal die Richtung vorgeben dürfte. Für den Moment entsteht dadurch vor allem Unsicherheit und eine potenziell erhöhte Volatilität.
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11.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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