TUI springt zurück in die schwarzen Zahlen und blickt optimistisch in die Zukunft, dennoch muss die Aktie Rückschläge hinnehmen
War da noch mehr drin?
TUI stellte am Mittwoch frische Zahlen vor, und die fielen eigentlich alles andere als schlecht aus. Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie konnte der Reiseveranstalter wieder schwarze Zahlen schrieben. Die Geschäfte legen durch die Bank im Vergleich zum Vorjahr zu und auch für die nähere Zukunft bleiben die Verantwortlichen optimistisch. Die Aktie musste dennoch Verluste hinnehmen. Was ist da los?
Konkret berichtete TUI (DE000TUAG505) für das vergangenen Quartal über einen Umsatz in Höhe von 5,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 19 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zudem wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen, welche lediglich 4,94 Milliarden Euro auf ihrem Zettel stehen hatten. Ähnlich erfreulich sah es beim Ebit aus, welches mit 169 Millionen Euro ein gutes Stück über den Erwartungen in Höhe von 145 Millionen Euro lag. Anders ausgedrückt ging es für TUI bei den wichtigsten Kennzahlen durchweg aufwärts, und das in einem ansehnlichen Tempo.
Die weiteren Aussichten fallen ebenfalls freundlich aus. Für das laufende Quartal rechnet TUI mit einem Ebit in Höhe von 409 Millionen Euro und im wichtigen Sommergeschäft sollen die Buchungen bisher bei 95 Prozent dessen liegen, was noch im Jahr 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie erzielt werden konnte. Waldbrände haben die Nachfrage offenbar nur sehr kurzfristig gebremst und die zu erwartenden Kosten scheinen sich in Grenzen zu halten. Noch dazu rechnet das Management auch über die Wintermonate mit einer anhaltend hohen Nachfrage, trotz einsetzender Rezessionssorgen.
Die TUI-Aktie segelt in die Tiefe
Freuen konnten die Anleger sich darüber aber offenbar nicht so richtig. Lediglich im frühen Handel am Mittwoch profitierte die TUI-Aktie von den guten Zahlen. Zeitweise gelang der Sprung über den enorm hartnäckigen Widerstand bei 7 Euro. Eine Erholungsrallye wollte sich bisher aber noch nicht einstellen. Stattdessen nutzten die Anteilseigner die Gunst der Stunde, um Gewinne einzustreichen. Bereits am Vormittag kam es so zu Korrekturen, die sich bis Handelsschluss fortsetzten.
Die TUI-Aktie verabschiedete sich letztlich mit nur noch 6,47 Euro aus dem Handel und blickte so auf einen Tagesverlust von satten 3,9 Prozent. Das scheint zu den Zahlen nicht recht passen zu wollen. Es macht den Anschein, als hätten viele Anleger nach den zahlreichen positiven Meldungen aus der Branche in den letzten Wochen noch etwas mehr erwartet. Manchmal reicht es eben nicht, nur die Prognosen der Analysten zu übertreffen.
Die Analysten reagierten auf die Zahlen ebenfalls eher zurückhaltend. Hier und da ging es mit den Kurszielen zwar etwas nach oben. Kaufempfehlungen hagelt es aber nach wie vor nicht und laut dem „Handelsblatt“ nehmen die meisten Experten unverändert eine neutrale Haltung ein. Das dürfte bei den Entscheidungen der Anteilseigner ebenfalls eine Rolle spielen. Mit guten Zahlen wurde im Vorfeld gerechnet, überflügeln konnte TUI die hohen Erwartungen aber offensichtlich nicht.
Chancen und Risiken bei TUI
Gerade in jüngerer Vergangenheit wurden die Investoren auch schmerzlich daran erinnert, wie schnell in der Reisebranche alles aus den Fugen geraten kann. Wetterextreme in der Mittelmeerregion wurden von TUI zwar gut überstanden. Aufgrund des Klimawandels zeichnet sich aber ab, dass solche Vorkommnisse in Zukunft eher die Regel, denn die Ausnahme sein werden. Vielleicht ist es auch diese latente Unsicherheit, welche die TUI-Aktie dieser Tage zurückhält.
Optimisten sehen bei der TUI-Aktie unverändert Chancen. Das Unternehmen steht wieder sehr viel fester da und konnte seine Schulden deutlich reduzieren. Zudem hat die Eigenkapitalquote sich im dritten Geschäftsquartal bis auf 4,7 Prozent verbessert. Das ist noch immer kein hoher Wert, aber deutlich mehr als die -6,1 Prozent, die noch für das Ende März geendete Geschäftshalbjahr vermeldet werden mussten. TUI scheint insgesamt auf einem guten Weg zu sein, was im Chart bisher nicht adäquat abgebildet wird. Daraus ergeben sich tatsächlich gute Chancen, was aber leider auch keine Garantie für steigende Kurse ist, weder jetzt noch in Zukunft.
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10.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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