windeln.de will jüngsten Hype für die schnelle Umsetzung einer massiven Kapitalerhöhung nutzen

Extrem risikoreich

 

In den vergangenen Monaten schossen viele Meme-Aktien, die eigentlich kaum einen fundamentalen Wert haben, durch die Decke. So stieg auch der Anteilschein windeln.de massiv an, was die Firma jetzt auch finanziell nutzen will.

Am 07. Juni berichteten wir frühzeitig über die Spekulationswelle bei dem operativ stark angeschlagenen Unternehmen windeln.de (DE000WNDL201), welches aufgrund der zuletzt weiterhin hohen Verluste eigentlich dringend eine neue Finanzspritze bräuchte. Nachdem sich der Titel nach Veröffentlichung unseres Artikels sogar nochmals fast verdreifachte und durch einige Zocker in der Spitze auf 7,04 Euro getrieben wurde, hat sich der Kurs mittlerweile mehr als halbiert.

Dennoch ist das Kursniveau offenbar noch derart attraktiv, dass die Gesellschaft jetzt versucht, eine Kapitalerhöhung zu platzieren. So will die Firma im Rahmen eines Bezugsangebotes jedem Anteilseigner, der zwei Aktien hält, den Kauf eines neuen Anteilscheins anbieten. Entsprechend könnte sich die Aktienanzahl von derzeit 12,08 Millionen auf 18,12 Millionen erhöhen.

 

Neue windeln.de-Papiere mit erheblichem Abschlag

 

Angeboten werden sollen die windeln.de-Aktien voraussichtlich in der Zeit vom 22. Juni 2021 bis zum 5. Juli 2021, wobei der Preis für die neuen Papiere auf 1,30 Euro festgelegt wurde. Somit liegt der Preis um fast 57 % unter dem heutigen Xetra-Schlusskurs von 3,00 Euro, was ein klares Indiz dafür ist, dass die an der Platzierung beteiligten Firmen mit weiter deutlich sinkenden Kursen rechnen. Denn würden die neuen Aktien beispielsweise zu 2,50 Euro angeboten und der Kurs zugleich auf 2,00 Euro fallen, so würde es für Bezugsrechtsinhaber absolut keinen Sinn machen, die neuen Anteile zu zeichnen, da diese deutlich günstiger über die Börse direkt gekauft werden könnten.

 

 

Dem bislang glücklosen E-Commerce-Anbieter kam der Hype in den vergangenen Tagen gerade recht. So besteht jetzt für die Firma die Möglichkeit, brutto knapp 8 Millionen Euro einzusammeln, womit die Firma unserer Einschätzung nach für ein zusätzlich weiteres halbes Jahr finanziert sein dürfte. Allerdings ist es mehr als fraglich, dass die Firma in dieser Zeit eine fundamentale Trendwende vollziehen kann, weshalb weitere Finanzspritzen notwendig sein sollten. Allerdings muss abgewartet werden, ob am Kapitalmarkt dann ein hinreichend hohes Interesse vorhanden ist, der Firma weitere Gelder zur Verfügung zu stellen. Wir stehen der Aktie weiterhin absolut skeptisch gegenüber und warnen dringend vor einem Kauf, da der Wert nur für extrem risikoaffine und äußerst kurzfristige Spekulanten attraktiv ist.

 

15.06.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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