Weitere drei Anlagen von BASF fallen dem Rotstift zum Opfer, um die Profitabilität zu steigern
Die Aktie reagiert mit Kursaufschlägen
Für BASF hat sich in den vergangenen Jahren ein perfekter Sturm zusammengebraut. Nachfrage und Verkaufspreise lassen bei vielen Produkten zu wünschen übrig, während die Energiekosten gerade in Deutschland in die Höhe schnellten. Das zwingt den Konzern zu einem rigorosen Sparkurs, der wohl noch längst nicht zu seinem Ende gefunden hat. Am Heimatstandort Ludwigshafen sollen nun drei weitere Anlagen geschlossen werden, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Betroffen ist davon die Produktion von Adipinsäure, welches als Zwischenprodukt für Kunststoffe zum Einsatz kommt. BASF (DE000BASF111) fuhr die Kapazitäten im vergangenen Jahr bereits deutlich nach unten und verzichtet nun gänzlich auf die Chemikalie. Gelohnt hätte sich das Ganze wohl nur bei einer hohen Nachfrage und entsprechenden Preisen. Davon ist in der Realität aber nichts zu spüren und auch eine Trendwende zeichnet sich momentan nicht ab.
Da Adipinsäure als Vorprodukt bei zwei weiteren Chemikalien zum Einsatz kommt, lohnt sich die Herstellung davon für BASF ebenfalls nicht mehr. Das Unternehmen stellt derzeit offenbar jede seiner Anlagen auf den Prüfstand und setzt die Schere überall dort an, wo ein wirtschaftlicher Betrieb nicht länger möglich ist. Mit diesem Programm wollen die Verantwortlichen die Profitabilität steigern und letztlich auch an der Börse wieder für mehr Begeisterung sorgen. Das geht selbstredend auch an den Mitarbeitern nicht spurlos vorbei.
BASF: China sorgt für Probleme
Rund 180 Mitarbeiter sind von den verkündeten Schließungen betroffen. Da betriebsbedingte Kündigungen bei BASF bis Ende des nächsten Jahres ausgeschlossen sind, sollen für die neue Tätigkeiten gefunden werden. Wo dies der Fall sein könnte, ließ das Unternehmen bisher noch offen. Im vergangenen Jahr wurde bereits ein recht umfangreiches Sparprogramm angekündigt, welches sich weiter auszuweiten scheint. Experten rechnen damit, dass noch weitere Maßnahmen nötig sein werden, um den Chemiegiganten wieder auf Kurs bringen zu können.
Als Problem erweisen sich dabei nicht nur die bekannten Standortprobleme in Deutschland, darunter hohe Energiekosten und (zu) viel Bürokratie. Herausforderungen entstehen auch in China, wo die Produktion von Basischemikalien in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut wurde. Ursprünglich wollte die Volksrepublik sich damit unabhängiger von Importen machen. Die Konjunkturflaute sorgt jedoch dafür, dass die Nachfrage im eigenen Land viel niedriger als erwartet ausfällt.
Chinesische Chemiekonzerne verkaufen ihre Stoffe daher in die ganze Welt, und das nicht selten zu Preisen, mit denen BASF schlicht nicht mithalten kann. Zwar betreibt der Konzern auch eigene Anlagen im Reich der Mitte und investiert Milliarden in den Bau neuer Fabriken. Doch wird auch an der hiesigen Produktion zu weiten Teilen festgehalten und im derzeitigen konjunkturellen Umfeld schlagen die Standortnachteile voll durch. Bereits im vergangenen Monat wurden zwei Anlagen in Frankfurt und in der Nähe von Köln geschlossen.
Trügt der Schein bei der BASF-Aktie?
Auf den ersten Blick scheinen die Anteilseigner den Sparplänen gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Die BASF-Aktie konnte sich am Donnerstag um 1,2 Prozent bis auf 45,72 Euro in die Höhe bewegen und ihre Zugewinne auf Monatssicht auf 6,9 Prozent ausbauen. Dahinter dürfte aber in erster Linie die allgemeine Erholung an den Märkten stecken, denn die Kurve im Chart gleicht nahezu dem Beispiel des DAX. Eigene Impulse setzte BASF zuletzt kaum.
Kosteneinsparungen lassen sich stets auf unterschiedliche Weise interpretieren. Optimisten sehen darin sinnvolle Maßnahmen, um die Profitabilität zu erhöhen und einen Konzern langfristig wieder in gesunde Bahnen zu lenken. Weniger zuversichtliche Naturen erkennen darin hingegen vor allem ein Anzeichen für fehlendes Wachstum und auch ausbleibende Aussichten auf eine baldige Trendwende. Was im Falle von BASF momentan höher zu gewichten ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.
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30.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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