TUI & Lufthansa im Aufwind, Steinhoff International könnte Korrektur beendet haben, Nordex mit süßsauren Geschäftszahlen

Der Handelstag - Bericht zum 09.03.2022

 

Angesichts aufkommender Hoffnungen für eine Deeskalation in der Ukraine vor dem morgigen Außenministertreffen Russlands und der Ukraine setzten die deutschen Aktien heute zu einer Erleichterungsrallye an. Bei den Einzelwerten erholte sich die Aktie von Lufthansa zweistellig, nachdem ein neuer Großaktionär dem Unternehmen einen Vertrauensbeweis lieferte. Ebenfalls deutlich zulegen konnten die Aktien von TUI und Steinhoff International. Mit deutlichen Abschlägen ging dagegen die Aktie von Nordex aus dem Handel, nachdem das Unternehmen seine vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert hatte.

An der Reaktion des DAX auf erste zarte Ansätze zu einer Deeskalation im Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigte heute, wie extrem angespannt die Nerven der Investoren derzeit sind. Erste Stellungnahmen der Ukraine zu möglichen Zugeständnissen vor dem morgigen Treffen der Außenminister Russlands und der Ukraine im türkischen Antalya reichten für eine massive Erleichterungs-Rallye aus. Der DAX stand schließlich zu Handelsschluss auf Xetra 7,92 % höher als gestern bei 13.848 Punkten. Technisch hat der Index damit sein am 04.03.2022 gerissenes Kursgap nach unten geschlossen. Nun dürfte sich in der zweiten Wochenhälfte zeigen, wie weit dieser Schwung auch charttechnisch reicht.

Bei den Einzelwerten war zudem kaum weniger Dampf im Kessel. Ganz vorne dabei lag heute die Aktie der Deutsche Lufthansa (DE0008232125), nachdem der deutsche Milliardär Kühne gestern nach Xetra-Handelsschluss eine Beteiligung von 5 % an dem Kranich bekannt gegeben hatte, was als Vertrauensbeweis in die Zukunft des Unternehmens gewertet wurde. Die Aktie schloss daraufhin heute um 12,02 % höher bei 6,60 Euro. Damit scheint zudem der erfolgreiche Test der seit Januar 2018 laufenden, bereits zuvor überwundenen Abwärtstrendlinie erfolgreich abgeschlossen zu sein.

Ebenfalls sehr fest zeigte sich die Aktie von TUI (DE000TUAG000). Sie legte um 12,54 % auf 2,71 Euro zu und steht nun wieder, von unten kommend, kurz vor der dynamisch wichtigen Abwärtstrend-Linie, die ihren Anfang im Mai 2018 nahm und nun zu einem Mosaikstein in einer großen Bodenbildung in Form eines doppelten Doppelbodens werden könnte. Sollte die Aktie sich nachhaltig darüber festsetzen können, könnte mustertechnisch eine positive Neubewertung anstehen.

Im Aufwind befand sich heute auch die Aktie von Steinhoff International (NL0011375019). Sie legte 10,61 % auf 0,1991 Euro zu und kratzte dabei intraday bereits an dem seit 24.01.2022 laufenden kurzfristigen Abwärtstrend. Charttechnisch könnte der Titel mit seinem Tagestief vom 07.03.2022 bei 0,1607 Euro die Unterstützung vom 10.12.2021 bei 0,1595 Euro getestet und damit möglicherweise das Korrekturtief hinter sich gelassen haben! Deshalb wäre das Überwinden der Abwärtstrendlinie auch ein neues Indiz für einen Trendwechsel nach oben. Am 25.03.2022 findet in Amsterdam die virtuelle Hauptversammlung statt, auf der sich die Investoren neue Informationen zum Geschäftsgang und zum Stand der Restrukturierungsverhandlungen erhoffen.

 

Schwächer reagierte dagegen der Markt heute auf die neuesten Zahlen von Nordex (DE000A0D6554). Der Windkraftkonzern hatte heute vorläufige Geschäftszahlen (http://ir.nordex-online.com/websites/Nordex/German/4500/news-details.html?newsID=2210899) für das Jahr 2021 veröffentlicht und dabei seine am 08.11.2021 modifizierte Prognose erfüllt. Der Auftragseingang sprang um 33 % nach oben, am Ende stand aber nur eine EBITDA-Marge von 1 %. Der Markt reagierte verschnupft und stufte den Titel 6,12 % tiefer auf 16,86 Euro zurück.

 

Und was passierte sonst noch?

 

Die Hoffnungen auf eine Deeskalation in der Ukraine ließen die Krisenwährungen heute gegen den Euro schwächer tendieren. So gibt der US-Dollar aktuell 1,79 % auf 1,1093 Dollar nach, und der Schweizer Franken verliert gegen den Euro 1,38 % auf 1,0266 Franken. Und auch die Edelmetalle tendieren in diesem Umfeld schwach. Parallel dazu verliert der Brent-Ölpreis aktuell 13 % auf 110,33 Dollar, während Bitcoin 9 % auf 42.275 Dollar nach oben springt. Weiter auf Klettertour sind die langen öffentlichen Renditen. Während die Rendite der 10-jährigen US-Treasury nur 3 Stellen auf 1,903 % zulegt, springt jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe um 61,65 % auf 0,215 % nach oben. Die geplante gemeinsame Schuldenaufnahme der EU-Staaten lastet weiter stark auf dem erodierenden Stabilitätsglauben deutscher Staatsschulden.

 

09.03.2022 - Arndt Kümpel

 

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