als .pdf Datei herunterladen

Der Euro steht vor einem turbulenten September

Der Euro auf der geldpolitischen Intensivstation

NTG24 - Der Euro steht vor einem turbulenten September

 

Der Euro ist gegen die Kapitalflucht-Währungen Schweizer Franken und Singapur-Dollar in der letzten Woche auf ein neues Allzeittief gefallen und wird gegen die Weltreserve-Währung US-Dollar nur noch von einer letzten signifikanten Unterstützung aus dem Jahre 2002 gebremst. Die Disparitäten in geldpolitischer Glaubwürdigkeit sowie im Zinsniveau zeigen einen höheren Handlungsdruck seitens der EZB. Eine Erhöhung der Leitzinsen um 0,75 % im September durch die EZB könnte dem Euro kurzfristig etwas schwächeren Abwertungsdruck verschaffen. An den langfristigen Perspektiven relativ wirkungsloser Geldpolitik ändert dies aber nichts.

Die Wechselkursentwicklung des Euros gegen den Schweizer Franken (EU0009654078) und des Euros gegen den Singapur-Dollar (EU0006169948) haben eines gemeinsam: Die Gemeinschaftswährung fiel in den vergangenen fiel gegen sie in der vergangenen Woche jeweils auf ein neues Allzeittief, wie Chart 1 und Chart 2 zeigen.

 

Euro in Schweizer Franken auf TradingView

Anzeige:

Banner TradingView

 

Euro in Singapur-Dollar auf TradingView

 

Und auch die Entwicklung des Euros gegen den US-Dollar (EU0009652759) sieht nicht viel besser aus. Der Unterschied ist nur, dass der Euro gegen die Weltreserve-Währung bei seiner Einführung noch tiefer stand (s. Chart 1).

 

Euro in US-Dollar auf TradingView

 

Anzeige:

Werbebanner EMH PM TradeAus diesem Unterschied ergibt sich, dass der Euro gegen den US-Dollar noch einen letzten charttechnischen ,,Notnagel‘‘ hat, an dem er zu einer statisch gestützten Gegenreaktion ansetzen könnte. Dieser Notnagel stammt, wie das gestrichelte Fadenkreuz in Chart 3 zeigt, vom Juni 2002. Der Monatsultimo vom Juni 2022 lag bei 0,9919 Dollar je Euro, also auf dem derzeitigen Kursniveau.

Diese Chartlage legt nahe, dass es in Kürze zu einer Gegenbewegung des Euros gegen den US-Dollar, aber möglicherweise auch gegen den Schweizer Franken und gegen den Singapur-Dollar kommen könnte. Denn gegen alle drei globalen Fluchtwährungen ist die Entwicklung des Euros in diesem Jahr ein Desaster!

 

Was könnte diese Gegenbewegung auslösen?

 

Aktuell besteht bei einem Vergleich der US-Notenbank und der EZB ein signifikanter Unterschied bei der Glaubwürdigkeit, mit der Zinserhöhungen gegen die explodierende und schon lange nicht mehr nur ,,vorrübergehende‘‘ Inflation erwartet werden. Dies liegt insbesondere an der mit fadenscheinigen Argumenten begründeten massiven Verzögerung von Zinserhöhungen durch die EZB.

Die Schäden dieser EZB-Politik spiegeln sich in einer anhaltenden Kapitalflucht aus dem Euro und in der Folge auch in den massiven charttechnischen Verkaufssignalen des Euros gegen alle großen Fluchtwährungen, die in den 3 Kurscharts deutlich werden. Beim Notenbanktreffen in Jackson Hole am Wochenende waren die Märkte geschockt, als US-Notenbankchef Powell einen konsequenten Kampf der FED gegen die hohe Inflation ankündigte.

Überraschend war dies nicht wirklich, überraschender waren dagegen schon die Stimmen aus der EZB, die eine Erhöhung der Leitzinsen im September um 0,75 % forderten. Denn schließlich ist die EZB durch ihre unterlassenden aber notwendigen Zinserhöhungen mitverantwortlich für den schwachen Außenwert des Euros, der nun durch importierte Inflation die Verbraucherpreise in der Eurozone anheizt.

 

Und was ist das Fazit?

 

Will die EZB einen weiteren schnellen Wertverlust des Euros verhindert, muss sie zumindest solange die Zinsen in ähnlicher Weise anheben, wie dies die Kapitalflucht aus dem Euro und die (relativen) Zinserhöhungen der Fluchtwährungen US-Dollar, Schweizer Franken und Singapur-Dollar dies erfordern. Eine solche Zwischenerholung legt der langfristige Wechselkurs-Chart gegen den US-Dollar nahe.

Anzeige:

Werbebanner ClaudemusDer Euro könnte aber selbst bei einer Zinserhöhung um 0,75 % im September bald in noch stärkere Turbulenzen geraten. Dann nämlich, wenn klar wird, dass unabhängig vom Zinsniveau die Öl-, Gas- und Strompreise weiter steigen, da es zu einer weiteren Eskalation des Westens mit Russland kommt. Gegen diesen Inflationsschock würden nicht nur 0,75 % Zinserhöhung nicht reichen, sie würden vor allem auch nichts nützen.

Denn über der gesamten geldpolitischen Strategie schwebt die Machbarkeitsannahme, dass man eine angebotsgetriebene Kosteninflation mit Zinserhöhungen verringern kann. Was dies bedeutet, wenn die Zinselastizität des Konsums und der Investition deutlich höher ist als die Zinselastizität der Inflationsrate, werden wir bald sehen.

 

29.08.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)