Nachdem die EU Apple zur Öffnung der NFC-Schnittstelle beim iPhone drängte, nutzt PayPal die Gelegenheit und will kontaktlose Zahlungen in Geschäften ermöglichen

In Deutschland will PayPal die neue Funktion zuerst einführen

 

Vor etwas mehr als zehn Jahren führte Apple sein Bezahlsystem „Apple Pay“ ein und achtete darauf, dieses so weit wie möglich unter eigener Kontrolle zu behalten. Zugriff auf den NFC-Chip von iPhones wurde Drittanbietern nicht gewährt, sodass jene höchstens eine Integration in die App von Apple anstreben konnten. Der im vergangenen Jahr in Kraft getretene Digital Markets Act“ DMA sieht dies in der EU jedoch als nicht zulässig an.

 

Apple war also gezwungen, auch Drittanbietern Zugriff auf NFC-Chips zu gewähren. Genau davon macht nun PayPal (US70450Y1038) Gebrauch. Der Zahlungsdienstleister kündigte jüngst ein neues Update für die eigene App an, wodurch in Zukunft Zahlungen in Ladengeschäften ermöglicht werden sollen. Angeboten werden soll das Ganze auch für Android Smartphones. Schon im Laufe der kommenden Wochen soll das Update verteilt werden und als erstes wird wohl der deutsche Markt bedient.

 

 

 

In Deutschland ist PayPal besonders beliebt. Schätzungsweise 32 Millionen private Konzern zählt der Konzern hier laut „Handelsblatt“. Einige davon dürften schon heute im Einzelhandel via PayPal zahlen, indem das Konto beispielsweise bei Google Pay verknüpft wird. Dieser Zwischenschritt ist künftig aber nicht mehr unbedingt notwendig.

 

PayPal: Ratenkredit per Knopfdruck

 

Um das Ganze in die Tat umzusetzen, greift PayPal auf seine Bankenlizenz in Luxemburg zurück. Damit ausgestattet wird den App-Nutzern eine virtuelle Kreditkarte ausgestellt, mit der dann prinzipiell überall dort gezahlt werden kann, wo auch MasterCard akzeptiert wird. Die deutschen Verbraucher hängen zwar noch immer sehr am Bargeld, doch die Akzeptanz kontaktloser Zahlungsmittel hat seit den Corona-Jahren auch hierzulande rasant zugenommen. So haben beispielsweise die meisten Bäckereien kein Problem mehr damit, wenn die morgendlichen Brötchen per Karte gezahlt werden sollen.

Ob PayPal die Zahlfunktion auch für Smartwatches nachliefern wird, ist nicht bekannt. Klargemacht hat der Konzern aber, die Option der Ratenzahlung anzubieten, welche bei Online-Zahlungen bereits vorhanden und offenbar sehr beliebt ist. Über die App sollen sich Ratenkredite von bis zu 10.000 Euro anfordern lassen, mit denen dann im Geschäft gezahlt werden kann. Damit hebt sich das Unternehmen dann doch deutlich von Konkurrenten wie Apple ab.

Vielleicht auch deshalb scheinen die Märkte dem Vorstoß gegenüber freundlich gesinnt zu sein. Die PayPal-Aktie konnte am gestrigen Montag um 1,9 Prozent bis auf 68,54 US-Dollar zulegen und damit die vor rund einem Monat gestartete Erholung fortsetzen. In diesem Zeitraum verbesserte der Kurs sich bereits um gut 17 Prozent, bleibt aber weiterhin auf einem eher überschaubaren Niveau. Neue Impulse können nicht dabei schaden, den Käufern wieder etwas bessere Laune zu bescheren.

 

PayPal im Angriffsmodus

 

Es bleibt abzuwarten, wie gut PayPals neuer Ansatz von den Verbraucherinnen und Verbrauchern angenommen werden mag. Denn auch wenn kontaktlose Zahlungen weiterhin auf dem Vormarsch sind, so ist der Markt bereits hervorragend abgedeckt und nicht wenige Nutzer werden sich bereits mit Karten und Apps eingerichtet haben. Um sie zu einem Wechsel zu überreden, braucht PayPal überzeugende Funktionen und vor allem einen einfachen und zuverlässigen Ablauf. Letzteres ist durch die Integration einer virtuellen Kreditkarte aber grundsätzlich gegeben.

Aus Anlegersicht ist es zu begrüßen, dass PayPal nun auch bei Zahlungen im stationären Handel auf Angriffskurs geht und der Konkurrenz nicht einfach das Feld überlassen möchte. Daraus ergeben sich interessante Chancen, sollte das Unternehmen in Europa damit nennenswerte Marktanteile erreichen. Wie immer lassen sich keine Garantien aussprechen. Grundsätzlich braucht es aber eben solche frischen Ansätze, um die Fantasie der Börsianer wieder etwas zu beleben und neue Wachstumsgelegenheiten zu nutzen.

 

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06.05.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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