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Der Schweizer Franken bleibt hart - die jahrzehntealte Challenge für Roche, Nestle & Co.

Der Schweizer Franken bleibt der Fels in der Brandung der Fiatwährungen

NTG24 - Der Schweizer Franken bleibt hart -  die jahrzehntealte Challenge für Roche, Nestle & Co.

 

Die Notenbank-Sitzungen in dieser Woche ziehen weltweit hohe Aufmerksamkeit auf sich, da sich die Märkte von ihnen Aufschluss über die geldpolitischen Trends erhoffen. Ein indirektes Ergebnis dieser Geldpolitik sind die Kapitalbewegungen in den Schweizer Franken, insbesondere aus dem Euro-Raum. Hier bahnt sich für das kommende Jahr aus charttechnischer Sicht eine mittelfristige Entscheidung an. Bis auf Weiteres dürfte der Schweizer Franken weiter hart bleiben.

Es ist das altbekannte Drehbuch. Die Schweizerische Notenbank setzt ihre ,,expansive Geldpolitik‘‘ seit Jahren und Jahrzehnten fort und der Schweizer Franken wertet gegen die anderen Währungen gleichwohl mal langsamer, mal schneller auf. Exportstarke Schweizer Unternehmen wie Roche (CH0012032048) und Nestle (CH0038863350) kämpfen schon seit Jahrzehnten mit der starken Inlandswährung und hat sie agil gemacht, sich an dieses Risiko anzupassen.

Und auch in der heute veröffentlichten Mitteilung betonte die Schweizerische Nationalbank (SNB), dass man expansive Geldpolitik unverändert fortsetzen wird. Ziel sei die Sicherung der Preisniveaustabilität und die Unterstützung der Schweizer Wirtschaft bei der Erholung von der Corona-Pandemie.

Deshalb wird der Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei −0,75 % belassen. Gleichzeitig betont die Schweizer Zentralbank ihren Willen, sich mittels Devisenmarkt-Interventionen dem Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken entgegenzustellen.

Die SNB hält den Schweizer Franken für weiterhin hoch bewertet. Allerdings ist er dies schon seit Jahrzehnten. Diese Währungsstärke ist eine relative gegenüber fast allen anderen Währungen weltweit. Die Schwäche fast aller anderen Weltwährungen kann die Schweizer Nationalbank allerdings gar nicht beeinflussen, und schon gar nicht mit Devisenmarkt-Interventionen.

Es kann also mit den angesprochenen Interventionen nur um eine zeitliche Glättung der Aufwertung des Frankens gehen. Denn noch nie war eine nationale Notenbank im Kampf gegen massive Kapitalflüsse auf freien Devisenmärkten mittel- und langfristig erfolgreich. Der regulatorische Reflex waren in der Wirtschaftsgeschichte dann meistens Kapitalverkehrskontrollen, Kontigentierungen u.ä.

Dass ein starker Franken auch Vorteile für das Schweizerische Preisniveau hat, betont auch SNB-Präsident im heutigen Mediengespräch. Denn indem man eine gewisse nominale Aufwertung des Frankens zulasse, könne man den Anstieg der Inflation in der Schweiz bremsen, da die Aufwertung die Importe verbillige.

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Werbebanner ClaudemusFür den Außenhandel der Schweiz spielt der Euro eine herausragende Rolle, weshalb die SNB der Entwicklung des Frankens zum Euro eine zentrale Bedeutung zuschreibt. Dies zeigte sich allein schon in der Bereitschaft, gegen den Euro einen Mindestpreis von 1,20 Franken je Euro festzulegen. Damit ist die Schweizerische Notenbank aber grandios gescheitert. Der 15.01.2015 (rote Vertikale in Chart 1) markiert den Tag der geldpolitischen Niederlage gegen die freien Kapitalmärkte.

Die Interventionen der SNB zugunsten des Euros haben inzwischen zu einem massiven Anstieg der Devisenreserven der SNB geführt. Dabei hält sie nun, gemessen an der Größe der Schweizer Wirtschaft, den weltgrößten Anteil, der bei mehr als 950 Mrd. Schweizer Franken liegt. Allein im Dezember hat die SNB für rund 3,3 Mrd. Franken Devisen aufgekauft.

Ende des 3. Quartals 2021 betrug der Anteil des Euros an den gesamten SNB-Devisenreserven 38 %, ebenso hoch lag der Anteil an US-Dollar. Zwar ist die Handelsgewichtung der Währungen zu berücksichtigen. Allerdings geht die SNB mit den hohen Euroreserven, welche sie mit dem Verkauf von Schweizer Franken gegen Euro am Devisenmarkt aufbaut, ein sehr hohes Währungsrisiko ein.

Aus charttechnischer Perspektive hat der Euro sein Erholungspotenzial nach dem Absturz am 15.01.2015 ausgereizt und die Marke von 1,20 Franken je Euro nochmals getestet, aber nicht wieder überwunden. Damit wurde ein starkes Indiz dafür gegeben, dass es sich bei dieser Erholungsbewegung um eine Erholung im seit Jahrzehnten andauernden Abwertungstrend des Euros gegen den Franken handelt.

Die in Chart 1 sichtbaren Abwärtstrendlinien (blau) zeigen, dass sich die Märkte sehr wohl dieser Handlungsschwellen bewußt sind, da sie an diesen Schwellen eine Eigendynamik entfalten, welche einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung ähnelt. Dieser Effekt ist nicht immer stark genug, um eine größeres Kursmuster zu generieren. Aber im Falle des Wechselkurses des Frankens gegen den Euro könnte dies der Fall sein.

 

 

Denn im Zuge der erwähnten der technischen Erholung seit dem 15.01.2021 hat sich auch ein Chartmuster gebildet, welches eine Eigendynamik sowohl nach oben als auch nach unten möglich macht. Diese beiden, sich selbst erfüllenden Entwicklungspfade finden ihren Anfang im ersten Konsolidierungstief nach dem Absturz am 15.01.2015. Dieses entstand im April 2015 und liegt bei 1,02338 Franken je Euro.

Auf diesem Niveau entscheidet sich, ob sich die Abwärtsbewegung mustergetrieben und eigendynamisch nach unten beschleunigt oder nicht. Hält diese Marke, könnte sich eine mittelfristige Trendumkehr und damit ein Doppelboden (grüne Untertassen) entwickeln.

Diese Trendumkehr würde allerdings im Widerspruch zum langfristigen Abwärtstrend des Euros gegen den Franken stehen.

Deshalb ist eine Fortsetzung dieses Trends wahrscheinlicher, auch wenn noch nicht klar ist, dass dies bereits mit dem erneuten Unterschreiten der Marke von 1,02338 Franken beginnt. Denn schließlich dürfte die SNB in diesem Falle erneut Hunderte von Milliarden Euros aufkaufen und den Euro gegen den Franken damit stützen.

Sollte sie aber damit genauso scheitern wie am 15.01.2015 mit ihrem Mindestkurs für den Euro, dann ist ein neuer Absturz des Euros gegen den Franken ein realistisches Szenario. Diese Entwicklung würde auch musterseitig die Nackenlinie einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation (S-K-S) durchbrechen.

Dieser Durchbruch unter das Niveau von 1,02338 Franken würde die gesamte charttechnische Energie freisetzen, welche sich seit dem 15.01.2015 angesammelt hat. Hierfür spricht neben dem trend-Argument auch die hohe Symmetrie der S-K-S-Formation.

Damit ist zu erwarten, dass sich das mittelfristige Schicksal des Euros gegenüber dem Schweizer Franken innerhalb des zeitlichen Rahmens, welches durch das gelbe Rechteck in Chart 2 umrissen ist, entscheidet.

 

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ISIN-WatchlistDie heute kommunizierte Ausrichtung der SNB enthält eine Bestätigung einer Geldpolitik, welche einen harten und stärker werdenden Schweizer Franken insbesondere gegen den Euro nicht verhindern kann. Das Scheitern der Devisenmarktinterventionen im Jahr 2015 sind dabei eine Erinnerung an die Macht freier Devisenmärkte und damit auch an das Risiko, dieses Scheitern durch Kapitalverkehrskontrollen zu verschleiern. Der bisher angenommene ,,Real Case‘‘ ohne Kapitalverkehrskontrollen legt allerdings für 2022 eine Entscheidung darüber nahe, ob es zu einem neuen Absturz des Euros gegen den Franken kommt. Das charttechnisch sensible Niveau für eine eskalierende Eigendynamik für beide Entwicklungsrichtungen ist dabei die Marke von 1,02338 Franken je Euro. Die hohe Symmetrie der Zwischenerholung des Euros und die damit letztlich nur bestätigte Abwärtstrendbewegung machen einen viel stärkeren Franken jedoch wahrscheinlicher als eine mittelfristige Trendumkehr zugunsten des Euros.

 

16.12.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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  • - 16.12.2021 15:28:02 Uhr


 

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