Walmart warnt vor nachlassender Nachfrage durch Abnehmspritzen und setzt damit sowohl die eigene Aktie als auch jene von Coca-Cola, McDonald‘s und Nestlé unter Druck
Steht der Lebensmittelbranche ein nachhaltiger Umschwung bevor?
Der Walmart-Manager John Furner unterhielt sich vor einigen Tagen mit dem Nachrichtendienst „Bloomberg“ und tätigte dabei Aussagen, welche Schockwellen durch die Branche sendeten. Für besonders viel Aufmerksamkeit sorgte Furner damit, dass er von leicht sinkenden Umsätzen mit Lebensmitteln sprach und dies auf den Erfolg von Abnehmspritzen wie Wegovy zurückführte.
Da ein Ende des Siegeszugs der Präparate derzeit nicht in Sicht ist, folgte die Reaktion an der Börse prompt. Bei Walmart (US9311421039) ging es am Freitag um etwas mehr als vier Prozent in die Tiefe. An den hiesigen Märkten fielen die Anteilsscheine bis auf 145,26 Euro zurück. Die Aussicht auf eine Zukunft, in der die Menschen mehr auf ihre Figur achten und margenstarke Produkte mit hohem Kaloriengehalt meiden, scheint die Börsianer zu verschrecken.
Das Ganze kommt auch zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn die Branche hat ohnehin schon mit einigem Gegenwind zu kämpfen. Inflationsbedingt schauen die Menschen beim Einkauf wieder genauer hin, und das mehr oder minder rund um den Globus. Markenartikel sind spürbar weniger gefragt, während Discounter mit ihren Eigenmarken die Lücke füllen. Auch das stellt potenziell eine geringere Marge in Aussicht.
Nestlé wenig gefragt
Die Aktie von Nestlé (CH0038863350) wurde am Freitag in einem eigentlich freundlichen Handel mit in den Abwärtsstrudel gerissen, was beinahe dramatische Folgen gehabt hätte. Mit Abschlägen von 2,8 Prozent an der Schweizer Heimatbörse ging es für den Titel bis auf 100,11 CHF in die Tiefe und damit schon fast unter die psychologisch sehr wichtige Marke bei 100 CHF. Ein Sturz unter diese Linie, welcher noch längst nicht ausgeschlossen werden kann, könnte aus technischer Sicht für den nächsten Kursrutsch sorgen.
Zwar verfügt Nestlé über ein sehr breites Produktangebot, welches längst nicht nur aus kalorienreichen Lebensmitteln besteht, die dem Einsatz von Wegovy und Konsorten zuwiderlaufen. Doch eben solche Produkte bescheren dem Konzern hübsche Umsätze und Gewinne. Schon die Aussicht darauf, dass es hier dezente Schwächeanzeichen geben könnte, treibt die Börsianer in die Flucht. Das liegt auch daran, dass Nestlé abseits davon zuletzt kaum für gute Neuigkeiten sorgen konnte.
Keine Ausnahme für Unilever
Im selben Boot sitzt auch die Aktie von Unilever (GB00B10RZP78), mit der es am Freitag um 2,57 Prozent bis auf 45,22 Euro abwärts ging. Dass der Branchengigant längst nicht nur Lebensmittel herstellt, sondern auch Haushaltsprodukte sowie Kosmetika und vieles mehr, scheint momentan kaum jemanden zu interessieren. Vielleicht ist das sogar nur ein weiterer Nachteil im derzeitigen Marktumfeld, bei dem Inflations- und Zinssorge den Ton angeben.
Die Erwartungshaltung ist, dass die Verbraucher sich in Zukunft weiter zurückhalten und margenstarke Markenartikel eher meiden werden. Gesellt sich dazu nun auch noch ein Trend zu Abnehmspritzen und einem geringeren Konsum, ist die Flucht der Anteilseigner schon fast programmiert. Für den Moment bekommt Unilever es da mit viel Gegenwind zu tun und kann sich leider keine Ausnahmeposition herausarbeiten.
McDonald’s: Aus der Zeit gefallen?
Begleitet wird der Hype der Abnehmspritzen von einem Trend in den sozialen Medien, bei dem (junge) Nutzer mit Stolz ihre Muskeln präsentieren, was nicht selten von einem strikten Diätplan begleitet wird. Auf dem Speiseplan stehen dabei häufig Reis und Hühnchen und selten bis nie Burger und Co. Da scheint es fast, als wäre das Geschäftsmodell von McDonald’s (US5801351017) aus der Zeit gefallen. Die einen wollen schnell und mühelos schlank werden, andere investieren viel Lebenszeit in den Aufbau von Muskelbergen. In beiden Fällen würde die Angebote der Fast-Food-Industrie die eigenen Anstrengungen torpedieren.
Vielleicht auch deshalb wurde die McDonald’s-Aktie zuletzt besonders schwer abgestraft. Am Freitag verlor der Titel um 2,85 Prozent an Wert; auf Monatssicht belaufen die Abschläge sich bereits auf etwa 9,4 Prozent. Kurz vor dem Wochenende wurde mit 233,50 Euro ein neues 52-Wochen-Tief etabliert. Die Aktie scheint den Börsianern derzeit so überhaupt nicht mehr zu schmecken.
Zu kurz gedacht?
Alles in allem erscheinen die Abwertungen in der Branche derzeit übertrieben, besonders mit Blick auf die vielen Diskussionen rund um Wegovy. Ob die Abnehmspritze tatsächlichen einen echten Einfluss auf Verkaufszahlen bei Lebensmitteln hat, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Doch selbst wenn das der Fall sein sollte, bestünde kein Grund zur Sorge. Das dürfte sich allenfalls vorübergehend bemerkbar machen und die Branche hat schon ganz andere Trends überlebt und konnte zeitweise sogar davon profitieren. Gerade im Lebensmittelbereich kommen und gehen Trends mit einem enormen Tempo. Erinnert sich noch jemand an den Höhenflug von Beyond Meat (US08862E1091) und Co?
Was heute hochgekocht wird, kann morgen schon wieder in Vergessenheit geraten. Zudem besteht das Versprechen von Abnehmspritzen eben darin, das Gewicht zu reduzieren ohne auf etwas verzichten zu müssen. Denn wer seinen Lebensstil umstellt und weniger kalorienreiche Lebensmittel verzehrt, der braucht gar keine Medikamente zum Abnehmen. Dass hieraus eine nachhaltige Bedrohung für die Branche entstehen würde, erscheint daher etwas kurz gedacht.
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09.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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