Schon länger ist die Tesla-Aktie kein Selbstläufer mehr und im Unternehmen scheint ein grundsätzliches Umdenken stattzufinden

Steht eine neue Ära bevor?

 

In den vergangenen Jahren erlebte Tesla eine beispiellose Welle des Erfolgs. Ganz ohne klassische Werbung kam der Autobauer mit den Bestellungen nicht hinterher und konnte für Model Y und Co traumhafte Margen durchsetzen. Das machte sich auch an der Börse bemerkbar, wo es für einen kurzen Besuch im prestigeträchtigen Club der Unternehmen mit Billionenbewertung reichte. Mittlerweile ist die Ausgangssituation aber eine völlig andere.

 

Nicht zuletzt aufgrund der hohen Inflation achtet die Kundschaft wieder genauer aufs Geld und mit den ambitionierten Wachstumsplänen von Tesla (US88160R1014) ist das wenig kompatibel. Um die Absatzzahlen auf hohem Niveau zu halten, mussten die Preise mehrfach gesenkt werden. Das setzt der Marge zu, was die Anleger nach den jüngsten Zahlen abstraften. Aber schon vorher bewegte die Tesla-Aktie sich weit von einstigen Kursrekorden weg.

Am Wochenende schaffte der Titel es noch auf einen Kurs von 164,56 Euro; die Marktkapitalisierung lag da bei rund 560 Milliarden USD. Das ist noch immer beachtlich und lässt sämtliche anderen Autobauer alt aussehen. Es ist aber eben auch nicht einmal die Hälfte dessen, was noch Ende 2021 in die Waagschale gelegt wurde. Für die Zukunft stellt sich Tesla nun teils auf neue Herausforderungen ein.

 

Angriff auf den Volumenmarkt?

 

Das geschieht nicht nur mit Preissenkungen bei bestehenden Modellen. Im Rahmen des letzten Investorentags verkündete Konzernchef Elon Musk nun auch endlich, worüber schon lange gemutmaßt wurde. Tesla arbeitet demnach an neuen, günstigeren Varianten seiner Elektroautos. Das Model Q wurde bereits mit einer Silhouette angedeutet und verfügt über eine recht offensichtliche Ähnlichkeit zum Model Y. Beim Model 2 hingegen lässt schon der Name vermuten, dass es sich um eine abgespeckte Variante des Model 3 handeln dürfte.

Wann genau die neuen E-Autos von Tesla den Markt beglücken werden und mit welchen Preisen zu rechnen ist, das ist für den Moment völlig offen. Klar ist aber, dass der US-Konzern auf den immer höheren Preisdruck reagiert. Der wird nicht nur durch die Inflation und Reallohnverlusten beim Durchschnittsverdiener diktiert. Auch die chinesische Konkurrenz macht Druck. Allen voran BYD sorgte in den letzten Wochen mit dem Seagull für Aufsehen, der zumindest im Reich der Mitte in der Basisausführung schon für umgerechnet unter 10.000 Euro zu haben sein wird.

Nachdem sich im Autosektor jahrelang so ziemlich alles um Premiumkarossen drehte, mehren sich die Anzeichen dafür, dass künftig wieder der Volumenmarkt im Fokus stehen könnte. Da ist es letztlich eine gute Nachricht, dass Tesla hier bereits aktiv an eigenen Lösungen arbeitet. Auch wenn das Ganze für den Moment die Marge belastet und an der Börse nicht nur für gute Laune sorgt, so ergeben sich aus einer solchen Entwicklung letztlich auch frische Chancen.

 

Tesla bleibt ambitioniert

 

Tesla hat es dieser Tage mit etwas mehr Gegenwind zu tun, doch mit den jüngst angekündigten Schritten sichert sich das Unternehmen zumindest die Chance darauf, die ambitionierten Wachstumsziele erreichen zu können. Vielleicht wird es in Zukunft nicht ganz dafür reichen, die anvisierten 50 Prozent jährliche Steigerung bei den Auslieferungszahlen zu erreichen. Doch auch mit etwas weniger Tempo könnte sich der Konzern in den nächsten Jahren gemessen am Volumen zu einem der größten Autobauer weltweit mausern.

In schwierigen Zeiten fällt es an der Börse oftmals schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Gerade bei Tesla lassen sich angesichts sinkender Margen und Berichten über eine immer schleppendere Nachfrage kurzfristige Korrekturen weiterhin nicht ausschließen. Es lässt sich aber nur immer wieder auf die durchaus auch vorhandenen Chancen hinweisen und vielleicht verbirgt sich da in der Abwärtstendenz der letzten Monate auch für die Anleger eine Gelegenheit. Wie immer kann aber nur jeder für sich selbst entscheiden, wann der Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen sein könnte. Immerhin zeigen sich im Chart Anzeichen dafür, dass Tesla den Tiefpunkt überwunden haben könnte.

 

22.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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