Bayer erringt Erfolg vor Gericht, BioNTech und Pfizer erleiden einen Rückschlag und Evotec zeigt wenig Bewegung
In einem freundlichen Handelsumfeld senden Biotech-Aktien unterschiedliche Signale aus
Konjunkturdaten standen in dieser Woche an den Märkten klar im Vordergrund, doch sie waren längst nicht das einzige Thema, welches die Börsianer beschäftigte. Etwas mehr in den Mittelpunkt rückte vor allem am Freitag der Biotech-Sektor, aus dem es sowohl positive als auch negative Meldungen zu vernehmen gab.
Für große Erleichterung sorgte Bayer (DE000BAY0017) mit der Meldung, in einem Glyphosat-Rechtsstreit in den USA einen Sieg errungen zu haben. Ein Bundesberufungsgericht hielt es nicht für erwiesen, dass die Tochter Monsanto bei der Vermarktung von Glyphosat gegen Gesetze verstoßen habe. Zuvor klagte ein Gartenbauer, der am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankte, dass Bayer die Gefahr vor einer solchen Erkrankung auf der Verpackung hätte erkenntlich machen müssen.
Noch mehr als das Urteil an sich freut die Anleger, dass Bayer auch die Aussicht auf ein generelles Ende der nicht enden wollenden Reibereien bietet. Da es mit dem nun gefällten Urteil unterschiedliche Auslegungen über die Angelegenheit gibt, sei die Angelegenheit reif für den Supreme Court. Sollte jener im Sinne von Bayer urteilen und damit das Bundesrecht über Regelungen in einzelnen Staaten stellen, so wären die Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat zumindest nach Einschätzung des Unternehmens selbst wohl weitgehend beendet. Die Anleger frohlocken schon mal und die Bayer-Aktie sprang am Freitag um über zehn Prozent bis auf 29 Euro in die Höhe.
BioNTech: Das reicht noch nicht!
Weniger erfreulich war, was BioNTech (US09075V1026) über Studienergebnisse für seinen in Entwicklung befindlichen Kombi-Impfstoff gegen Corona und Grippe zu erzählen hatte. In einer Phase-3-Studie konnte das Mittel zwar den gleichen Schutz gegen Covid-19 wie zugelassene Vakzine bieten. Der Schutz gegen Influenza erreichte allerdings nicht das gleiche Niveau wie bereits auf dem Markt befindliche Wirkstoffe.
Die Aktionäre zeigten sich klar enttäuscht darüber und mit der Aktie von BioNTech ging es am Freitag um 2,1 Prozent auf 76,20 Euro in die Tiefe. Das Unternehmen ist dringend auf Erfolge angewiesen, denn aktuell werden ausschließlich mit Corona-Impfstoffen Umsätze erzielt, was für einen Gewinn leider nicht mehr ausreicht. Dementsprechend erfahren Studienergebnisse auch besonders viel Aufmerksamkeit.
Pfizer folgt dem Beispiel von BioNTech
Der Kombi-Impfstoff von BioNTech wird in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Pfizer (US7170811035) entwickelt und so ist es vermutlich keine Überraschung, dass es auch bei der Pfizer-Aktie Verluste zu sehen gab. Um 1,9 Prozent gab der Titel gestern an den hiesigen Märkten nach und fiel auf 25,67 Euro zurück. Für Pfizer ist der Impfstoff nicht in gleicher Weise von Bedeutung. Gewünscht hätten die Anleger sich einen Erfolg bei der Entwicklung aber freilich dennoch.
Nur knapp oberhalb des 52-Wochen-Tiefs bei 23,53 Euro hinterlässt die Pfizer-Aktie einen noch immer angeschlagenen Eindruck und von der allgemeinen Erholung an den Märkten konnte das Papier kaum profitieren. Darin zeigt sich auch eine generelle Skepsis der Börsianer gegenüber Biotech-Aktien, die während der Pandemie-Jahre noch für schwindelerregende Kursgewinne sorgten. Doch die Aufmerksamkeit richtet sich in diesen Tagen schlicht anderen Bereichen zu.
Evotec mit versöhnlichem Wochenausklang
Das bekommt auch Evotec (DE0005664809) zu spüren, wo zusätzlich maue Aussichten und der noch immer nicht ganz verarbeitete Rücktritt des ehemaligen CEO Werner Lanthaler und damit verbundene Insider-Trades für Verkaufsdruck sorgten und sorgen. Zuletzt gab es immerhin keine neuen Hiobsbotschaften und in einem freundlichen Handelsumfeld konnte die Aktie sich am Freitag um immerhin 0,8 Prozent bis auf 5,80 Euro steigern. Entwarnung lässt sich hier aber noch nicht geben.
Das Mehr-Jahres-Tief bei 5,06 Euro bleibt noch immer in Schlagweite und ehrlicherweise hat sich an den vielen Fragezeichen über dem Konzern nicht viel verändert. Zwar punktete Evotec zuletzt mit der einen oder anderen Meilensteinzahlung. Es fehlt aber an der Aussicht auf eine dauerhafte Erholung und einer Rückkehr zum Wachstumskurs. Absehbar ist, dass die Bullen bei dem Titel wohl noch etwas länger in Deckung bleiben dürften.
Es ist und bleibt eine Wette
Kaum ein Sektor ist derart spekulativ und von Volatilität geprägt, wie es bei Biotech der Fall ist. Das liegt in der Natur der Sache, da sich Erfolge und Misserfolge in Studien nie mit Sicherheit vorhersagen lassen. Es kann jederzeit zu großen Durchbrüchen oder eben auch Rückschlägen kommen. Noch dazu werden Rechtsstreitigkeiten auch in Zukunft immer eine Rolle spielen. Es braucht daher schon ein gewisses Risikobewusstsein, um sich auf Biotech-Aktien einzulassen. Das kann belohnt werden, dafür gibt es aber eben keinerlei Garantie.
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17.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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