BioNTech wieder im Aufwind, auch Nel ASA punktet mit Kursgewinnen, Varta erkundet neue Rekordtiefen und Adidas senkt erneut die Prognose
Kurz vor dem Wochenende erlebten die Anleger noch so manche Überraschung
Die Stimmung an der Börse ist am Freitag noch nicht wirklich gekippt. Zumindest hierzulande mussten die Börsianer eine insgesamt gute Woche aber mit roten Vorzeichen abschließen. Dabei erging es aber längst nicht jedem Einzeltitel schlecht und in einigen Fällen ließ sich sogar eine lang herbeigesehnte Erholung beobachten.
So etwa bei der Aktie von BioNTech (US09075V1026), welche mit einem Plus von 5,6 Prozent zu den größten Tagessiegern zählte. Eher überraschend konnten die Bullen hier die Kurse bis auf 130,90 Euro anheben und damit charttechnisch hoffnungsvolle Signale aussenden. Der Grund für den plötzlichen Anstieg ist wohl beim US-Partner Pfizer (US7170811035) zu suchen.
Wie “Der Aktionär” berichtet, will Pfizer die Preise für Corona-Impfstoffe in naher Zukunft enorm anheben. Rund das Vierfache soll eine Dosis des Vakzins kosten, wenn der Notstand in den USA ausläuft. Gleichzeitig wird in Aussicht gestellt, in etwa so viele Impfdosen wie bei der Grippeimpfung absetzen zu können. Geht dieser Plan auf, dürften Corona-Impfstoffe auf lange Sicht für ansehnliche Umsätze sorgen. In Erwartung darauf macht sich bei den Anlegern wieder mehr Mut breit.
Nel ASA trotzt miesen Zahlen
Nel ASA (NO0010081235) konnte mit einem Kursplus von 6,4 Prozent sogar noch besser performen als BioNTech, obwohl es hier noch nicht einmal gute Nachrichten gab. Stattdessen enttäuschten die Norweger bei den jüngsten Quartalszahlen in so ziemlich jeder erdenklichen Hinsicht. Sowohl mit den Umsätzen als auch dem Gewinn ging es drastisch in die Tiefe, was sich kaum schönreden lässt.
Dass die Anteilseigner dennoch so positiv reagierten, ist auf zweierlei Faktoren zurückzuführen. Zum einen war die Enttäuschung im dritten Quartal bereits mehr oder weniger eingepreist. Zum anderen punktete Nel ASA mit einem prallen Auftragseingang, welcher das Niveau aus dem Vorjahr regelrecht deklassiert. Damit bleiben recht ansehnliche Zukunftsaussichten bestehen und die werden von den Anlegern offensichtlich höher geschätzt als schlechte Entwicklungen aus der Vergangenheit. Die Analysten von JP Morgan (US46625H1005) können die spontane Euphorie allerdings nicht ganz teilen und verweisen darauf, dass neue Großaufträge sich wohl eher ab 2024 in der BIlanz bemerkbar machen werden.
Varta im Fadenkreuz der Leerverkäufer
Überhaupt nicht gut bekommen ist der kleine Abschwung am Freitag der Aktie von Varta (DE000A0TGJ55). Die segelte mal wieder steil in die Tiefe und erreichte bei 26,66 Euro den tiefsten Stand seit fast vier Jahren. Viel damit zu tun haben dürften die Leerverkäufer. Nachdem Varta die eigene Prognose für das Gesamtjahr kassiert hat und zuletzt vor mehr als enttäuschenden Zahlen im dritten Quartal warnte, haben die Shortseller Blut geleckt.
Zumindest kurzfristig scheint es momentan so ziemlich gar kein Szenario zu geben, in welchem Varta wieder schnell auf die Füße kommen könnte. Der Batteriehersteller kämpft sowohl mit einem Nachfragerückgang als auch explodierenden Kosten. Schon für sich genommen sind das bedenkliche Entwicklungen. In Kombination führt es zu einer mittelschweren Katastrophe. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis hier neuer Negativrekorde aufgestellt werden. Vermutlich wird es davon auch noch weitere zu sehen geben.
Adidas reißt den DAX in die Tiefe
Der größte Verlierer im DAX war mit Abstand die Aktie von Adidas (DE000A1EWWW0), nachdem der Sportartikelhersteller seine Prognose erneut nach unten korrigieren musste. Es lässt sich sogar argumentieren, dass der deutsche Leitindex nur deshalb gestern im roten Bereich notierte. Denn mit Abschlägen von 9,5 Prozent fielen die Reaktionen der Anleger auf die schlechten Neuigkeiten alles andere als harmlos aus.
So oder so haben die Aussichten für Adidas sich ganz gewaltig eingetrübt. Die nachlassende Konsumlaune scheint sich immer mehr bemerkbar zu machen. In Zeiten von unkontrollierbar steigenden Lebenshaltungskosten scheinen teure Sneaker in exklusiver Optik kaum noch gefragt zu sein. Bisher konnte Adidas den Anlegern noch kein stimmiges Konzept dazu vorlegen, wie man sich in der längst nicht durchgestandenen Krise noch behaupten will. Solange sich daran nichts ändert, ist der unschöne Abwärtstrend wohl nur eine logische Konsequenz.
Im Blindflug
Wie immer sind die gestrigen Kursbewegungen nur eine Momentaufnahme. Doch schon allein das Tempo bei den Auf- und Abwärtsbewegungen zeigt recht deutlich, wie hoch die Nervosität an den Märkten ausfällt. Die Anleger bekommen es dieser Tage schnell mit regelrechter Panik zu tun, worauf viel zu selten größere Erholungen folgen. Es dürfte weiterhin haarig bleiben, wenngleich sich zumindest für den Gesamtmarkt auch erste sehr vorsichtige Indizien dafür finden, dass der Tiefpunkt bereits überschritten sein könnte. Verlassen können und sollten Anleger sich darauf aber noch nicht.
22.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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