Steigende Coronazahlen und gerichtliche Auseinandersetzungen lassen bei BioNTech Erinnerungen an frühere Jahre wach werden
BioNTech wieder im Zeichen von Corona?
Eigentlich gilt die Corona-Pandemie längst als beendet, was sich auch bei den Absätzen von Impfstoffen überdeutlich bemerkbar gemacht hat. Doch das Virus scheint in neuen Mutationen derzeit ein kleines Comeback zu feiern, was auch manchen Experten überrascht. Die aktuelle Grippewelle wird zu nicht unwesentlichen Teilen auf Corona-Infektionen zurückgeführt.
Die offizielle Corona-Inzidenz ist mit 3,7 in Deutschland zwar weiterhin gering, aber auch nicht sonderlich aussagekräftig, da kaum noch Tests stattfinden. Das RKI schätzt auf Basis von Abwasseruntersuchungen, dass die tatsächliche Inzidenz bei etwa 500 liegen dürfte. Gezählt werden damit Fälle von Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Für BioNTech (US09075V1026) scheinen sich durch die Verbreitung der hochansteckenden Variante KP.3 neue Chancen aufzutun. Fast schon werden Erinnerungen an frühere Jahre wach, als der Konzern verlässlich Milliardengewinne mit Impfstoffen einfahren konnte.
Allerdings ist die aktuelle Lage mit der Hochphase der Pandemie nicht zu vergleichen, wenngleich die Inzidenz sich auf einem ähnlichen Level bewegen könnte. Wissenschaftler und Ärzte verweisen darauf, dass die Bevölkerung mittlerweile über eine gute Grundimmunität verfüge. Schwere Fälle seien daher noch immer selten, wenngleich sie zweifellos noch auftreten. Besonders vulnerable Gruppen sind davon betroffen.
Kein Run auf Impfstoffe bei BioNTech in Sicht
Noch wichtiger aus Anlegersicht dürfte aber sein, dass Corona schlicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist. Wer dieser Tage mit etwas Fieber, Husten, Schnupfen oder ähnlichen Symptomen im Bett liegt, für den ist das oftmals schlicht eine Erkältung. Über den genauen Erreger machen sich dabei nur noch die Wenigsten Gedanken. In der Folge ist nicht mit einem plötzlichen neuen Rund auf Corona-Impfstoffe zu rechnen. Die Anzeichen für eine neue Infektionswelle sind daher nur eine blasse Erinnerung, aber längst kein Indiz für steil steigende Umsätze bei BioNTech.
Eher unangenehm ist zudem die Erinnerung an zahllose Rechtsstreitigkeiten um die von BioNTech entwickelten mRNA-Impfstoffe. Kürzlich reichte Moderne eine Patentklage gegen die Mainzer ein und wirft dem Konzern vor, Technologien kopiert zu haben, die Moderna nach eigener Ansicht bereits Jahre vor der Pandemie entwickelt habe. Solche Vorwürfe sind an sich nicht neu. Mit ähnlichen Argumenten wurde BioNTech schon von einigen anderen Unternehmen vor Gericht gezogen.
Der Ausgang des Ganzen bleibt offen. Moderna fordert Schadenersatz in unbestimmter Höhe. Im schlechtesten Fall könnten Milliarden zustande kommen und in der Zukunft Lizenzzahlungen anfallen. Möglich ist aber auch, dass BioNTech die Klage abschmettern kann. Entscheiden werden darüber letztlich die Richter und aus Anlegersicht ist es müßig, über deren Schlussfolgerungen zu mutmaßen.
Die BioNTech-Aktie
An der Börse reißt die BioNTech-Aktie weiterhin keine Bäume aus und auch steigende Corona-Fallzahlen locken niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. In den letzten Tagen und Wochen intensivierte sich der Abwärtstrend sogar noch und es ging bis auf ein neues 52-Wochen-Tief bei 73,30 Euro abwärts. Per Handelsschluss am Dienstag notierte das Papier mit 74,05 Euro nur unwesentlich oberhalb dieser enttäuschenden Marke. Echte Chancen scheinen die Aktionäre sich derzeit nicht auszurechnen und bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten musste BioNTech in Studien zuletzt einen Rückschlag erleiden.
Die Lage bleibt weiterhin angespannt und während momentan mit etwas Fantasie einige Parallelen zu vergangenen Jahren zu erkennen sind, ist davon an der Börse so überhaupt nichts zu spüren. Dort notiert BioNTech derzeit rund 80 Prozent tiefer als zu den Höchstständen im Jahr 2021. Solange das Unternehmen den Anteilseignern keine neuen Perspektiven bieten kann und auf verlustreiche Jahre zusteuert, bleibt der Weg zurück in die Höhe wohl weiterhin versperrt. Auf Corona als Kurstreiber werden die Aktionäre sich auch in Zukunft nicht mehr verlassen können. BioNTech muss dringend ein anderes Steckenpferd finden und damit handfeste Erfolge feiern.
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04.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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