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Weltweiter Stahlmarkt leidet unter Chinas Vollbremsung

Stahlproduktion durch hohe Energiepreise gebremst

NTG24 - Weltweiter Stahlmarkt leidet unter Chinas Vollbremsung

 

Die jüngsten Zahlen zur weltweiten Stahlproduktion im September zeigen deutliche Bremsspuren. Dabei wirkt sich insbesondere der scharfe Rückgang der Stahlproduktion in China negativ auf die Weltstahlproduktion aus, da der Anteil Chinas immer noch bei über der Hälfte des weltweit produzierten Stahls liegt. Für das laufende Jahr ist jedoch mit einem Anstieg der Produktion zu rechnen. Welche Auswirkungen die administrativen Markteingriffe Chinas haben und wie sich der Effekt der Störungen von Lieferketten global auswirkt, bleibt allerdings ungewiss.

Die jüngsten Zahlen zum Weltmarkt für Stahl bieten ein eindrucksvolles Bild des volatilen Zeitgeschehens.

Denn verglichen mit dem Jahrzehnt zuvor nehmen sich die Schwankungen von Stahl, aber auch von Eisenerz gewaltig aus. Dabei wird offensichtlich, dass politische Interventionen den Marktpreis deutlich beeinflussen können, vor allem wenn dies einen Nachfrage-Oligopolisten wie China betrifft. In einen langen staatsbeschleunigten Bauboom hinein traf der Nachfrageschock der Corona-Pandemie die Märkte in einem sensiblen Zeitpunkt. Der Kollateralschaden steigender Energiepreise verursachte neben anderen Erwägungen dann den regulatorischen Tritt auf die Bremse.

Ergebnis: Wie der Weltstahlverband nun mit den Produktionszahlen zeigt, ist die weltweite Produktion von Stahl im September im Vergleich zum September 2020 um 8,9 % auf 144,4 Mio. Tonnen zurückgegangen.

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Werbebanner ZB-SeminarHauptverantwortlich ist die Entwicklung in China, wo die Stahlproduktion bei 73,8 Mio. Tonnen lag, was einem Rückgang gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 21,2 % entspricht. Der Anteil Chinas an der weltweiten Stahlproduktion ging seit dem Frühjahr 2021 von 58 % auf nunmehr 51 % zurück, macht aber immer noch mehr als die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion aus.

Auf aggregierter Ebene ist von den jüngsten Turbulenzen allerdings zumindest auf Gesamtjahresniveau noch nicht viel zu sehen. Für den Zeitraum Januar bis September ergibt sich weltweit eine Stahlproduktion von 1.461,2 Mio. Tonnen, was einem Anstieg gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 7,8 % entspricht.

Vor dem Hintergrund je nach Zeitraum entgegengesetzter Dynamiken ist ein Vergleich der Preiseffekte des vorherigen Anstiegs und des kurzfristigen Rückganges interessant. Diesen zeigt Chart 1 die Entwicklung des Preises des ,,COMEX-Future-Kontraktes Midwest‘‘ für heißgerollten Stahl.

 

 

Der starke Anstieg reflektiert allerdings auch die Störungen der zugehörigen Lieferketten. Jedoch lässt sich damit auch der bisherige relative Effekt beider Einflussfaktoren skizzieren.

Inzwischen zeigen sich jedoch je nach globalem Standort deutlichere Abschwächungserscheinungen. Denn die Preise sind sowohl für heißgewalzten wie auch für kaltgewalzten Stahl wieder gesunken und liegen nun 19 % respektive 14 % unter ihren Jahreshochs vom August 2021. In Europa liegt der Preis für eine Tonne warmgewalzten Stahls bei rund 1.000 Euro je Tonne und für kaltgewalzten bei 1.170 Euro je Tonne.

Bei Eisenerz war der Rutsch dabei nochmals deutlich stärker, wenngleich sich der Preis für Eisenerz zuletzt wieder stabilisiert hat, wie Chart 2 zeigt.

 

 

Und was ist das Fazit?

 

Die Turbulenzen am Stahlmarkt scheinen vor dem Hintergrund weiter steigender Energiepreise wie auch anhaltender staatlicher Intervention in China noch nicht vorüber. Aufgrund der exorbitanten Marktmacht der chinesischen Stahlnachfrage wird eine Preisstabilisierung bei Stahl, aber auch bei Eisenerz wesentlich von einer makroökonomischen Stabilisierung chinesischen Wachstums abhängig. Dieses ist allerdings vor dem Hintergrund der andauernden Probleme auf dem chinesischen Immobilienmarkt völlig offen. Der Boden für Stahl und Eisenerz könnte deshalb noch tiefer liegen als der derzeitige Marktpreis. Große Unbekannte in dieser Gleichung sind jedoch die Energiepreise. Ein weiterer Anstieg kurzfristig nicht substituierbarer Energiequellen dürfte eher das Stahl-Angebot verringern und damit den Marktpreis stützen. Der Nettoeffekt beider Faktoren bleibt ungewiss.

 

27.10.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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  • - 30.11.2021 11:42:19 Uhr


 

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