Evotec kehr in den MDAX zurück und an der Börse scheinen die Wogen der letzten Wochen sich wieder geglättet zu haben
Als wäre nichts gewesen
Rund um die Evotec-Aktie spielten sich in den letzten Wochen dramatische Szenen ab. Der Biotech-Konzern wurde im April zum Ziel einer Hacker-Attacke. Dadurch kam es zu Verzögerungen bei der Vorlage von Geschäftsberichten, was letztlich zum Rauswurf aus dem MDAX mitsamt teils heftiger Kursabschläge führte. Die Angelegenheit scheint nun aber verdaut zu sein.
Die Quartalszahlen von Evotec (DE0005664809) kamen etwas später. Sie bestätigten jedoch, was der Konzern den Anteilseignern bereits im Vorfeld versicherte. Der Hackerangriff zeigt keine nennenswerten Auswirkungen bei den eigenen Geschäftstätigkeiten. Da nun auch wieder alle Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme in den MDAX erfüllt sind, wird die Evotec-Aktie diesem in rund zwei Wochen wieder beitreten dürfen. Dies hat die Deutsche Börse in ihrer Indexüberprüfung am Montag festgelegt.
Auch abseits des Comebacks von Evotec ergeben sich einige Änderungen. So bleibt etwa SMA Solar dem Index erhalten. Das Unternehmen nahm kürzlich den Platz von Evotec ein, wird diesen aber nicht sofort wieder aufgeben müssen. Stattdessen wird die Aktie von Adtran zu einem Abstieg verdonnert. Neu hinzu kommt neben Evotec die Software AG, trotz einer bevorstehenden Übernahme durch Finanzinvestoren. Bei Evotec sind die Anleger sichtlich erleichtert darüber, dass endlich wieder alles seinen gewohnten Gang zu gehen scheint.
Die Evotec-Aktie hat sich gemausert
In Folge des Hackerangriffs ging es mit der Evotec-Aktie zeitweise um über 18 Prozent in die Tiefe und das Papier drohte schon, charttechnische Unterstützungslinien nachhaltig zu unterschreiten. Das Festhalten an der Jahresprognose sowie eine neue Partnerschaft führten letztlich aber wieder zu Auftrieb. Nachdem Ende April noch gut 16 Euro auf dem Ticker standen, hat die Evotec-Aktie sich wieder bis auf 21,35 Euro per Handelsschluss am Monta verbessern. Damit notiert der Titel sogar etwas höher als noch vor dem Cyberangriff.
Da lassen sich schwache Handelstage auch recht gut verkraften. Nur kurz freuten die Anleger sich zu Beginn der neuen Woche über die beschlossene Rückkehr in den MDAX. Darauf folgten Abschläge, die wahrscheinlich auch mit Gewinnmitnahmen im Zusammenhang stehen dürften. Die Evotec-Aktie gab gestern um 1,66 Prozent nach, was angesichts der vorherigen Aufschläge aber absolut verschmerzbar ist.
Aus technischer Sicht scheint Evotec sich wieder in den Aufwärtskanal begeben zu können. Wie viel Schwung das Papier dabei noch haben mag, steht aber sicherlich auf einem anderen Blatt. Der Biotech-Konzern ist schwer abhängig von Neuigkeiten. Solange solche ausbleiben, erhalten die Bären gerne mal Rückenwind. Mit einer sicheren Bank haben wir es also beileibe nicht zu tun. Dass die Evotec-Aktie aber auch manche Krise letztlich unbeschadet überstehen kann, dürfte bei den Käufern zu mehr Selbstvertrauen führen.
Alles beim Alten
Gleichwohl werden Comeback-Fantasien bei der Evotec-Aktie nun erstmal nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die Rückkehr in den MDAX dürfte bereits eingepreist sein und am Horizont zeichnen sich nun erstmal keine größeren Überraschungen mehr ab. Das Papier begibt sich damit weitgehend zurück in die Normalität. Die ist branchentypisch geprägt von viel Unsicherheit und einer spürbaren Volatilität. Allerdings gilt Evotec nach wie vor als einer der interessantesten Titel im Biotech-Segment, und das nicht ohne Grund.
Die weitere Kursentwicklung steht und fällt mit Erfolgen in der Forschung und möglichen neuen Partnerschaften. Grundsätzlich sind die Dienste von Evotec schwer gefragt und zumindest aus dem Bauchgefühl heraus scheinen neue Kooperationen mit ansehnlichen Vergütungen nur eine Frage der Zeit zu sein. Garantieren lassen sich solche Entwicklungen aber nie. Trotz der wieder positiven Tendenz im Chart sollten Anleger sich darüber im Klaren sein, dass sie es hier weiterhin mit einem eher spekulativen Titel zu tun haben.
06.06.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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