Bei Evotec kehrt Ruhe ein, bei Nel ASA werden die Bullen immer mutiger, TUI weiterhin am Schwächeln und Bayer ist laut Analysten genug abgestraft

Auf diese Aktien achten die Börsianer derzeit besonders genau

 

Über Langeweile lässt sich an der Börse derzeit wahrlich nicht klagen und auch abseits von Zinssorgen und bangen Blicken auf die Konjunktur gibt es mehr als genug aufsehenerregende Entwicklungen. Im Fokus der Börsianer stehen aber nicht immer unbedingt die Titel, welche gerade die meisten Neuigkeiten zu bieten haben.

 

Bereits seit ein paar Tagen herrscht eine rege Nachfrage nach der Entwicklung von Evotec (DE0005664809), allerdings leider nicht so sehr nach den Anteilsscheinen an sich. Das Unternehmen enttäuschte jüngst mit einer schlappen Prognose. Darauf reagierten einige Analysten mit heftigen Korrekturen beim Kursziel – Kaufempfehlungen sind aber weitgehend erhalten geblieben.

Nun scheinen auch die Leerverkäufer die Zügel etwas lockerer zu lassen. Wie einer Börsenmitteilung zu entnehmen ist, hat WorldQuant seine Netto-Leerverkaufsposition von zuvor 0,5 auf nun 0,49 Prozent verringert. Damit rutscht der Shortseller ganz knapp unter die Offenlegungspflicht. Ob dahinter irgendein größerer Plan steckt und die Bären vielleicht schon ein Ende des Abwärtstrends vermuten, darüber lässt sich aber nur spekulieren.

 

Nel ASA: Auf dem Sprung?

 

Geflutet wurden die Suchmaschinen in den letzten Tagen auch mit Anfragen zu Nel ASA (NO0010081235), denn manch einer dürfte beim Blick auf den Kurs seinen Augen kaum trauen. Ohne ersichtlichen Grund schoss das Papier in den letzten Tagen nur so in die Höhe und am Dienstag ging es mit dem Erholungstrend munter weiter. Ein Plus von 5,4 Prozent reichte aus, um den Kurs auf 0,49 Euro und damit ganz knapp unter die wichtige Linie bei 0,50 Euro zu befördern.

Großen Einfluss dürfte noch immer eine Reservierung haben, über die Nel ASA in der vergangenen Woche informierte. Allerdings hat sich seither nichts Neues ergeben. Das bedeutet letztlich auch, dass die ansehnlichen Kursgewinne einzig und allein auf dem Prinzip Hoffnung aufgebaut und damit doch eher wackeliger Natur sind. Dennoch könnte es gelingen, bis zum Wochenende das eine oder andere Ausrufezeichen zu hinterlassen.

 

TUI tappt auf der Stelle

 

Die Anleger von TUI (DE000TUAG505) können davon aktuell nur träumen. Zwar gibt es für den Reiseveranstalter hübsche Aussichten auf ein starkes Sommergeschäft. Der Aktienkurs hat sich dennoch unterhalb von 7 Euro festgebissen und kommt dort in dieser Woche kaum von der Stelle. Am Dienstag landete die TUI-Aktie nach kleineren Verlusten bei 6,69 Euro. Getrübt wird die Stimmung wahrscheinlich auch von den wieder eher verhaltenen Hoffnungen auf eine baldige Zinswende.

Die Notenbanken lassen sich Zeit und wollen die Zügel erst dann wieder lockern, wenn sie sich auch sicher sein können, dass darauf nicht wieder ein sprunghaftet Anstieg der Inflation folgt. In den USA rechnen Experten mittlerweile nur noch mit zwei bis drei Zinsschritten, die bestenfalls im September beginnen können. Ob die EZB sich schon vorher zu Zinssenkungen hinreißen lassen wird, steht in den Sternen. Für TUI ist diese Ausgangslage aufgrund der hohen Verschuldung problematisch und die Anleger können sich da allem Anschein nach über gute fundamentale Aussichten für die kommenden Monate nicht unbeschwert freuen.

 

Bayer: Reicht es jetzt?

 

Unbeschwertheit dürfte bei den meisten Anlegern von Bayer (DE000BAY0017) schon zu einem regelrechten Fremdwort verkommen sein. Unzählige Rechtsstreitigkeiten halten die Aktionäre schon seit einer gefühlten Ewigkeit in Atem, und viel zu oft sorgen sie für Rückenwind bei den Bären. So auch Anfang dieser Woche, als bekannt wurde, dass die ehemalige Tochter Animal Health aufgrund angeblicher Wettbewerbsverzerrung angeklagt wurde. Bayer sieht bei dem Ganzen aber kein Fehlverhalten auf eigener Seite.

Obschon daraus potenziell neue Risiken entstehen, halten die Analysten der UBS die Bayer-Aktie mittlerweile für genügend abgestraft. In einer jüngst veröffentlichten Studie halten die Börsenprofis an ihrer neutralen Haltung fest und lassen das Kursziel unverändert bei 32 Euro stehen. Damit wird dem schwer angeschlagenen Titel zumindest etwas Aufwärtspotenzial im Vergleich zum letzten Schlusskurs bei 28,48 Euro unterstellt. Die Anleger bedankten sich mit einem Kursplus von 1,5 Prozent am Freitag, wenngleich eine Analystenstimme allein freilich noch weit von einem schlagkräftigen Kaufsignal entfernt ist.

 

Sensationslüstern?

 

Das Interesse an den hier besprochenen Aktien fällt aktuell sehr groß aus, was aus Anlegersicht vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar ist. Denn allen Titeln ist gemein, dass sie über enorme Risiken verfügen und jederzeit die nächste Hiobsbotschaft auftauchen könnte. Das mag aber mit der größte Grund dafür sein, warum die Unternehmen für derart viel Aufsehen sorgen. Mögliche Sensationen verkaufen sich schlicht gut und regen die Fantasie von (unvorsichtigen) Anlegern an. Grundsätzlich ist es auch sehr interessant, was bei den Aktien momentan passiert. Doch in Erinnerung rufen sollten sich Anleger stets, dass die meistbeachteten Aktien noch längst nicht auch die attraktivsten Investments darstellen.

 

08.05.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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