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Goldene Devisenreserven

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

Chinas Zentralbank erhöhte im Mai zum 6. Mal in Folge seine Goldreserven. Und auch andere Notenbanken blieben nicht untätig. Ein Anlass für uns, einen Blick auf die Goldpolitik der Zentralbanken zu werfen.

Weltweit betrugen per Ende April die offiziellen Goldreserven 34.023,87 Tonnen, wovon die Eurozone 10.778,5 Tonnen hielt und die USA 8.133 Tonnen. Die Dynamik des Zuwachses kam aber vor allem von den Ländern Asiens und Lateinamerikas.

So kaufte die chinesische Notenbank im Mai 2019 15,86 Tonnen Gold, wodurch der Bestand 61,61 Millionen Feinunzen nach 61,10 Millionen im Vormonat beträgt. Der Gegenwert der Goldreserven Chinas von aktuell 79,83 Milliarden US-Dollar macht jedoch nur 2,57 % der Gesamtreserven Chinas von ca. 3,1 Billionen US-Dollar aus. Im Jahresvergleich stiegen die weltweiten Nettogoldkäufe der Zentralbanken in 1. Quartal 2019 um 68 % oder 145,5 Tonnen gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Diese Steigerung bedeutet auch, dass andere Notenbanken ihre Goldreserven prozentual bedeutend stärker gesteigert haben als China. Die Liste wächst schnell und umfasst die halbe Seidenstraße: Russland, Türkei, Kirgistan, Kasachstan, Polen, Ungarn, aber auch Katar, Ecuador, Kolumbien, Argentinien, Serbien und zuletzt die Philippinen.

 

Die Relevanz des Goldes für die Notenbank

 

Dies ist eigentlich keine überraschende Nachricht, fügt sich gut in einen größeren Trend ein und bestätigt ihn damit gleichzeitig. Doch was aber nun die Relevanz des Goldes für die Notenbank? Die Funktion des Goldes ist zumindest in Teilen dieselbe wie für Privatinvestoren. Hierzu gehört die Eigenschaft, als sicherer Hafen zu dienen, wenn etwa der Wert anderer Devisenreserven sinkt. Dieser relative Trend hängt auch wesentlich von der eigenen Geldpolitik ab, bei der durch Zinssenkungen und/oder Geldmengenausweitungen die eigene Währung tendenziell abgewertet wird. Und wie schützt sich diese Notenbank vor den negativen Konsequenzen der eignen Geldpolitik? Durch einen hochliquiden Vermögensgegenstand, der für keinen Dritten eine Verbindlichkeit ist. Eben Gold!

Damit verbunden ist die Funktion der effektiven Portfoliodiversifizierung. Da ist es schon interessant zu sehen, wie weltweit Notenbanken untereinander verstärkt Swap-Agreements abschließen, um bei der Zahlungsabwicklung ihres Außenhandels nicht mehr auf US-Dollar angewiesen zu sein. Die Zahlungsverkehrs-Sanktionen der USA haben hier zu einer Ausweichreaktion geführt, die indirekt Rückenwind für die Goldbestände der weltweiten Notenbanken haben könnte.

 

Währungsreserven und Machtpolitik

 

Ob sich die Instrumentalisierung der Weltreservewährung für politische Ziele letztendlich nützlich für die USA erweist oder ob es nur zu einem schnelleren Aufbau eines Währungsblocks ohne US-Dollar als Zahlungsmittel führt, bleibt vorerst abzuwarten. Das bereits mehrfach ausgeweitete Swap-Abkommen zwischen Russland und China ist ein deutliches Zeichen für die unbeabsichtigten Konsequenzen dieser Politik und das Chinese International Payment System (CIPS) ein erstes bedeutendes Zahlungsverkehrssystem ohne US-Dollar.

Denn die Reservepolitik der Notenbanken bewegt sich nicht im unpolitisch luftleeren Raum. Das Beispiel Russlands ist besonders signifikant, denn mit genau der obigen Begründung erhöht Russland seit Jahren seine Goldreserven deutlich, zuletzt auf 2.168 Tonnen. Gold macht dadurch inzwischen 18,5 % seiner Reserven aus. Der Handlungsbedarf Chinas, seine Devisenreserven deutlich stärker zu diversifizieren, ist vor dem Hintergrund der wirtschaftspolitischen Spannungen mit den USA und der sehr großen Devisenreserven Chinas in US-Dollar umso größer.

Fazit: Gold schafft für Staaten und ihre Notenbanken monetären Handlungsspielraum. Je wichtiger diese Freiheit wird, umso wichtiger wird es für die Staaten werden, diese auch durch Goldreserven abzusichern. Durch die derzeitige Reservepolitik der Notenbank wird zudem erneut bestätigt, was der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke am 13.07.2011 im US-Kongress auf Frage des Kongressabgeordneten Dr. Ron Paul nicht zugeben wollte, als er auf die Frage, ob Gold Geld sei, antwortete, es sei keines, sondern ein Vermögenswert für Reserven. Seine aktuellen Kollegen belehren ihn gerade mit ihrem Schwenk hin zu politisch höherwertigen ,,Vermögenswerten‘‘ eines Besseren, denn dieser Vermögenswert war über 95 % der Weltgeschichte eben doch das, was Ben Bernanke nicht zugeben wollte: Geld! In diesem Sinne sehen wir gerade die ,,Rückkehr der Geld-Geschichte‘‘.

 

11.06.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Bernard Mai - 19.06.2019 20:09:51 Uhr

    Ja, der gute Dr. Ron Paul traf damals den Nagel auf den Kopf. Nur leider interessiert das in Europa keine wichtig politische Kraft. Man würde sich mehr davon auch in unseren Medien wünschen. Und Herr Kümpel, man sollte bei der Frage, wie China seine riesigen Devisenreserven diversifiziert, nicht vergessen, dass sie halb Afrika gekauft haben und nun in aller Ruhe daran gehen, es aus dem Boden zu holen...!


 

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