als .pdf Datei herunterladen

Credit Suisse: Steht nach Greensill das Asset Management zum Verkauf?

Greensill-Skandal überschattet starkes operatives Geschäft bei der Credit Suisse

NTG24 - Credit Suisse: Steht nach Greensill das Asset Management zum Verkauf?

 

Die Skandale bei der Credit Suisse (CH0012138530) nehmen kein Ende. Es scheint völlig gleichgültig zu sein, wer die Bank führt. Jahr für Jahr veröffentlicht man eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. Und immer sind es die Aktionäre, die das Nachsehen haben. Der Greensill-Skandal zieht im 1. Quartal immer grössere Kreise und wird die Bank in jahrelange Rechtsstreitigkeiten verwickeln. Der Skandal ist innerhalb kurzer Zeit so hochgekocht, dass nun sogar die bisherige Bankstruktur in Frage gestellt wird. Die jüngsten Gedankenspiele in Zürich trennen sich um einen Spin-off des Asset Managements.

Die Credit Suisse hat inzwischen Ulrich Körner zum neuen Leiter des Asset Managements gemacht. Für Körner ist der Schritt eine Rückkehr. Er war von Credit Suisse zur UBS (CH0244767585) abgewandert und hatte dort von 2014 bis 2019 das Asset Management geleitet und diente zuletzt als Berater des CEO. Ein Mann mit Ambitionen. 

Gleichzeitig kündigte die Bank an, dass das Asset Management ab dem 01. April aus der International Wealth Division herausgelöst wird und eine eigenständige Einheit werden soll. Was sofort die Frage aufwarf, ob Thomas Gottstein plant, sich ganz vom Asset Management zu trennen. Das wollte Gottstein im Interview weder verneinen noch bestätigten.

 

Greensill-Skandal bringt das Fass zum Überlaufen 

 

Das Skandalöse an dem Greensill-Fall ist, dass das Risiko offensichtlich war. Das Greensill Capital keine gute Bonität war, soll in der Bank schon lange Zeit bekannt gewesen sein. Regionale Risikomanager lehnten einen hauseigenen Bankkredit in Höhe von 160 Mio. US-Dollar an Greensill Capital ab. Lara Warner, der Group Chief Risk Officer, musste unbestätigten Berichten zufolge die Bedenkenträger überstimmen, damit der Kredit ausgezahlt wurde. Warum? Lex Greensill, der früher milliardenschwere Gründer der Greensill Capital, war nicht nur Schuldner der Bank, sondern gleichzeitig auch ein guter Kunde im Private Banking der Credit Suisse, den man nicht verlieren wollte.

Das grösste Risiko von Greensill Capital lag in der engen Verbindung zu Sanjeev Gupta. Der milliardenschwere Industrielle, der hinter dem GFG Alliance Konglomerat steht, war Aktionär bei Greensill Capital. Er nutzte seinen Einfluss, um die Greensill Capital als Vehikel zu nutzen, um darüber Anleihen für sein Konglomerat zu verkaufen. Aber offensichtlich ist seine Bonität nicht so einwandfrei, wie es auf den ersten Blick den Anschein macht.

Die Credit Suisse füllte trotzdem insgesamt acht Fonds mit Greensill Anleihen und alternativen Produkten. Vier Fonds mit einem Kundenvermögen von umgerechnet 10 Mrd. US-Dollar waren ausschliesslich auf die Lieferkettenfinanzierung von Greensill spezialisiert. Credit Suisse hatte die Fonds jüngst geschlossen, nachdem es keine Möglichkeit mehr gab das Ausfallrisiko extern abzusichern, und hat bisher lediglich 3,1 Mrd. US-Dollar an die Kunden ausgezahlt. Vier weitere Fonds haben Greensill Produkte mit hohen Gewichtungen im Portfolio.

 

Credit Suisse Group AG

 

Dabei war das Duo Greensill / Gupta schon im Sommer 2018 in Zürich in die Schlagzeilen geraten. Seinerzeit ereignete sich ein Skandal bei der schweizer Fondsgesellschaft GAM (CH0102659627). Der Star-Manager Tim Haywood musste gehen, da dieser angeblich grob gegen interne Richtlinien verstossen hatte, die die Annahme von Geschenken und Einladungen verbieten. Haywood selbst bestreitet die Vorwürfe. Die von Haywood geführten Anleihefonds wurden jedoch geschlossen und liquidiert. Eine harsche Massnahme, die auf tiefergehende Probleme hindeutet. Einzig und allein die Anleihen im Wert von fast 1,5 Mrd. Franken mit Verbindung zu Greensill und der GFG waren so exotisch und illiquide, dass sie keine Käufer fanden. 

Ausgerechnet der ehemalige GAM CEO David Solo war das Bindeglied zu Greensill. Nach seinem Rückzug bei der GAM beriet Solo Greensill und stellte die Verbindung zu Haywood her, der dann die Anleihen der GFG für die Fonds der GAM kaufte und teilweise hohe Gewichtungen aufbaute. Die Papiere stellten sich im Nachhinein jedoch als weniger werthaltig heraus als beworben, was letztlich zur Entlassung von Haywood führte. 

Umso faszinierender ist, dass die GAM nicht aus ihren Fehlern gelernt hat. Denn neben den Fonds der Credit Suisse bot auch die GAM ihren Kunden einen Fond mit Lieferkettenfinanzierungen von Greensill an. Insgesamt 725 Mio. Franken an Kundenkapital liegt in dem Fond, der laut Aussage der GAM besichert sei und angeblich keine Verbindung zu GFG Alliance von Sanjeev Gupta haben soll. Das bleibt abzuwarten. 

 

Reputationsschaden ist nicht in Geld aufzuwiegen

 

Der materielle Schaden für die Credit Suisse wird am Ende, angesichts der im Raum stehenden Summen, relativ klein ausfallen. Den direkten Kreditausfall mit Greensill Capital konnte man inzwischen schon deutlich begrenzen. Von den ursprünglich 160 Mio. US-Dollar sind aktuell noch 90 Mio. US-Dollar offen. Der Rest soll besichert sein, aber angesichts der Insolvenz von Greensill Capital ist die Frage ungeklärt, was die Besicherung noch konkret wert ist. Auch das bleibt abzuwarten. 

Anzeige:

Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDer Reputationsschaden für die Credit Suisse ist aber kaum mit Geld aufzuwiegen. Analog zu den erheblichen Sonderabschreibern und Skandalen in den vergangenen Jahren kommt auch in diesem Fall die Bank ausgesprochen schlecht weg. Man hat Geschäfte mit Investoren von fragwürdigem Ruf gemacht und dabei vor allem Kundengelder exponiert. Die Risikoüberwachung funktioniert offensichtlich nicht fehlerfrei, was die Frage aufwirft, warum man der Credit Suisse als Aktionär noch vertrauen soll. Es nützt einem schliesslich wenig, wenn die Arbeit der fleissig arbeitenden Abteilungen immer und immer wieder von einzelnen Ereignissen zunichte gemacht werden. Ein „bereinigter“ Gewinn nützt am Ende nichts, denn es gibt für die Aktionär auch keinen „bereinigten“ Aktienkurs, sondern nur den echten Aktienkurs.

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

23.03.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)