Plug Power geht die Puste aus, Analysten senken den Daumen für Nel ASA, Tesla erreicht neue Meilensteine und BYD weiter im Expansionsmodus
Auch in der Krise setzen viele Anleger auf Risiko
Mit Kriegsausbruch in der Ukraine wurde auch an den Börsen zunächst alles auf den Kopf gestellt. Viele Anleger flüchteten sich in vermeintlich sichere Titel und Blue Chips waren wieder deutlich stärker gefragt, während eher riskante Wachstumstitel mit Verkaufsdruck zu kämpfen hatten. Doch das Blatt scheint sich schon wieder gewendet zu haben.
Nach dem einen oder anderen Großauftrag sowie nicht ganz katastrophalen Zahlen im vergangenen Quartal konnte etwa Plug Power (US72919P2020)) sich wieder deutlich in Richtung Norden bewegen. Nach einer kleinen Rallye hat die Aktie des Wasserstoffspezialisten mittlerweile sämtliche Verluste seit Jahresbeginn wieder ausgeglichen und notiert sogar fast 15 Prozent höher als noch Anfang Januar.
Nachdem die Bullen die psychologisch wichtige Linie bei 30 Euro erreichten, scheint ihnen aber erst einmal die Puste ausgegangen zu sein. Am Dienstag ging es mit Plug Power um 2,1 Prozent abwärts, per Schlusskurs rutschte der Titel auf 29,37 Euro. Das ist kein Weltuntergang, aber es ist ein wenig schade, dass keine neuen Kaufsignale erzielt werden konnten, zumal an den Märkten derzeit Risiken oftmals gekonnt ignoriert zu werden scheinen und die Stimmung allgemein recht gut ausfällt.
Schlechte Aussichten für Nel ASA?
Auch Nel ASA (NO0010081235) entwickelte sich zuletzt sehr erfreulich, konnte mit der Performance von Plug Power aber nicht mithalten. Geht es nach den Analysten von JP Morgan, ist mit dem Erreichen neuer Kursrekorde ohnehin nicht zu rechnen. Kürzlich senkte die US-Bank ihr Kursziel für die Norweger von 11,10 NOK auf nun nur noch 10,10 NOK. Letzteres entspricht umgerechnet etwa 1,03 Euro.
Mit einem solchen Kurs würde Nel ASA ein neues 52-Wochen-Tief erreichen, sodass die Prognose sich nur als äußerst düster bezeichnen lässt. Begründet wird die Einschätzung mit enttäuschenden Zahlen im zweiten Quartal, woraus die Analysten Schlüsse für die kommenden Jahre ziehen. Einfach ausgedrückt haben die Erwartungen sich deutlich verringert. Die Anleger reagierten gestern mit dezenten Kursverlusten, hielten Nel ASA aber auf 1,59 Euro. Wichtigster Support bleibt für den Moment die Linie bei 1,50 Euro.
Eine runde Sache für Tesla
Allen Zweiflern zum Trotz hinterlässt auch Tesla (US88160R1014) mittlerweile keine schlechte Figur mehr, auch wenn die Aktienkurse noch ein gutes Stück unter den Rekordständen notieren. Die Hoffnung ist aber zurückgekehrt und die letzten Neuigkeiten dürften die Anleger fröhlich stimmen. Wie Elon Musk via Twitter verlauten ließ, rollte in Shanghai kürzlich das millionste Elektroauto vom Band. Konzernweit wurden außerdem nun über drei Millionen Fahrzeuge hergestellt.
Noch vor wenigen Jahren hätten viele Tesla nicht zugetraut, jemals solche Zahlen zu erreichen. Die Anleger feierten mit leichten Kursgewinnen in Höhe von 0,66 Prozent. Die Tesla-Aktie verbesserte sich bis auf 911,50 Euro und bleibt damit auf einem sehr hohen Niveau. Ob die gute Stimmung auch ausreichen wird, um das Papier wieder über die Linie von 1.000 Euro zu befördern, lässt sich für den Moment nur abwarten.
BYD will den Globus erobern
Einer der schärfsten Konkurrenten von Tesla ist BYD (CNE100000296) – bisher allerdings nahezu ausschließlich auf dem wichtigen chinesischen Markt. Das soll sich allerdings in Zukunft ändern und wie nun angekündigt wurde, werden schon die nächsten beiden Länder ins Visier genommen. So plant BYD nun damit, auch in Dänemark und Kambodscha seine elektrischen Vehikel an den Start zu bringen. Bereits im Herbst soll ein erster Shop in Kopenhagen seine Pforten öffnen.
Das Wachstum wird damit weiter vorangetrieben, was die meisten Anleger hoffnungsvoll stimmen dürfte. Aufgrund der derzeitigen Skepsis gegenüber China-Aktien kann BYD an den hiesigen Märkten davon allerdings nicht profitieren. Im gestrigen Handel ging es nur sehr leicht in die Höhe. Ein Plus von 0,18 Prozent in Frankfurt fällt nicht weiter ins Gewicht. Es sei aber gesagt, dass die BYD-Aktie noch immer zu den Top-Performern im laufenden Jahr zählt.
Es geht nicht ohne Risiko
Dass (riskante) Wachstumstitel nach den vielen Krisen der letzten Monate ein so schneller Comeback feiern würden, dürfte nicht jeder auf dem Schirm gehabt haben. Nach wie vor gehen die Bullen hier auch hohe Risiken ein, denn viele potenzielle Gefahren sind noch längst nicht verschwunden. Die Kauflaune scheint aber zurückzukehren, nachdem sich viele Horrorszenarien nicht erfüllten und der konjunkturelle Abschwung weniger schlimm als befürchtet zu sein scheint. Für den Moment ist das eine erfreuliche Sache, unerwartete Wendungen lassen sich aber nie ausschließen.
17.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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