TUI setzt auf Frühbucher, Plug Power mit deutlicher Korrektur, auch Nel ASA am Schwächeln und Amazon schnallt den Gürtel enger
Die Rezessionssorgen sind zurück
Nach einer eindrucksvollen Erholungsrallye zu Beginn des Jahres machen sich derzeit wieder Rezessionssorgen an den Börsen breit. Jene werden angetrieben von einigen wenig erfreulichen konjunkturellen Indikatoren. In den USA sorgen die Marktakteure sich über Daten zu Einzelhandelsumsätzen, während in Fernost sinkende Exporte von Japan nach China mit Sorge betrachtet werden. An der Börse sorgte das für teils massive Kursverluste.
Hierzulande musste der DAX Abschläge in Höhe von 1,72 Prozent verkraften und fiel damit wieder knapp unter die Marke von 15.000 Punkte. TUI (DE000TUAG000) ist im Leitindex zwar nicht vertreten, konnte sich dem Druck von oben aber ebenfalls nicht entziehen. Mit einem Minus von 3,56 Prozent fiel der Aktienkurs des Reiseveranstalters auf 2,09 Euro zurück, blieb damit aber immerhin auf einem noch ansehnlichen Niveau.
Das Unternehmen gibt sich dabei weiterhin optimistischt und spricht von guten Buchungszahlen im Januar, welche sich wohl mit Zeiten vor der Pandemie wieder vergleichen ließen. Für die Zukunft scheint es Anzeichen zu geben, dass das Last-Minute-Modell zum Auslaufmodell werden soll. „Der Aktionär“ berichtet, dass TUI sich stattdessen bevorzugt auf Frühbucher stürzen will. Wie genau das im Detail aussehen könnte, wurde jedoch offengelassen.
Volle Breitseite für Plug Power
Miese Stimmung machte sich derweil auch in Sachen Wasserstoff-Aktien breit, welche am Donnerstag durch die Bank mit sinkenden Kursen zu kämpfen hatte. Plug Power (US72919P2020) zählte hier zu den größten Verlierer. Um fast zehn Prozent stürzten die Kurse hier gestern in Richtung Süden und schlugen bei Handelsschluss bei nur noch 14,14 Euro auf. Die Sorge ist groß, dass nach einigen erfreulichen Wochen wieder große Enttäuschungen auf die Anteilseigner lauern.
Völlig abgestürzt ist die Plug Power-Aktie zwar noch nicht. Doch die schon fast panikartigen Gewinnmitnahmen sind in jedem Fall als ein Warnschuss für die Aktionäre zu verstehen. Es rächt sich jetzt, dass die steile Erholung der letzten beiden Wochen im Prinzip nur auf guten Hoffnungen gebaut wurde. Fundamental bleiben Unternehmen und Aktie so spekulativ wie eh und je und bekanntlich lassen sich die Börsianer an schlechten Tagen nur sehr ungern auf Experimente ein.
Schlappe für Nel ASA
Beim Konkurrenten Nel ASA (NO0010081235) fielen die gestrigen Kursverluste im direktne Vergleich eher milde aus. Charttechnisch sendete das Papier aber auch mit Abschlägen von „nur“ 3,9 Prozent die vollkommen falschen Signale aus. Die Verluste reichten aus, um den Titel wieder unter die sowohl charttechnisch als auch psychologisch relevante Marke von 1,50 Euro zu befördern.
Etwas Support ist hier noch vorhanden, doch auf einen Durchbruch in Richtung Norden werden die leidgeplagten Investoren nun wohl noch eine Weile länger warten müssen. Es lässt sich nur hoffen, dass die schlechte Stimmung im gestrigen Handel sich nicht allzu lange halten wird. Auszuschließen ist das aber leider auch nicht und schon unterhalb von 1,40 Euro droht Nel ASA ein frisches Verkaufssignal. Die Käufer stehen also auf eher dünnem Eis.
Amazon mit weiteren Sparmaßnahmen
Amazon (US0231351067) reagiert auf einen zu erwartenden wirtschaftlichen Abschwung vor allem mit weitreichenden Sparmaßnahmen. Nachdem der Online-Riese bereits die Entlassung von rund 18.000 Mitarbeitern beschlossen hat, werden nun wohl noch weitere Posten wegrationalisiert. Einem Bericht der „FAZ“ zufolge ist davon jetzt das Spendenprogramm AmazonSmile betroffen. Jenes erlaubte es Nutzern bisher, einen kleinen Teil ihrer Einkaufsausgaben an wohltätige Organisationen zu spenden.
In Zukunft wird dies ersatzlos gestrichen, was sich in der Bilanz von Amazon durchaus bemerkbar machen dürfte. Den Anlegern reicht das aber nicht aus, um in bessere Stimmung zu kommen. Die Rezessionssorgen wiegen viel zu schwer und so ging es auch bei der Amazon-Aktie am Donnerstag um etwas mehr als 3,5 Prozent auf nur noch 86,15 Euro in die Tiefe.
Zu früh gefreut?
Es war wohl zu erwarten, dass die hervorragende Laune zu Beginn des neuen Jahres an der Börse nicht ewig halten würde. Zu dünn waren die Argumente, welche die Kurse endlich wieder in die Höhe trieben und schon die ersten Enttäuschungen an der Nachrichtenfront sorgen für eine heftige Welle an Gewinnmitnahmen. Mittelfristig muss das noch nicht viel heißen. Was sich gestern aber sehr deutlich zeigt ist die Tatsache, dass an den Börsen weiterhin große Verunsicherung herrscht. Aufgrund der nicht ganz unbegründeten Sorgen um die globale Wirtschaft verhalten die Anleger sich sehr nervös, was sich wohl auch so schnell nicht ändern dürfte.
20.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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