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Kommt im April die große Ölschwemme?

Negative Ölpreise?

NTG24 - Kommt im April die große Ölschwemme?

 

Ja, Öl kann nicht insolvent werden. Und Staaten, die die Ölförderung und damit das Insolvenzrisiko verstaatlicht haben, nur relativ schwer. Aber überschuldete Ölunternehmen, die ihre Schulden nicht mehr ,,rollen'' also refinanzieren können, schon. Dies gilt derzeit insbesondere für die US-amerikanischen Fracking-Unternehmen. In der aktuellen Lage ist eine wesentliche Motivation, v.a. Russlands, die Pleite jener Produzenten zu beschleunigen, deren Marktanteile man (zurück) haben will. Denn nach dem rasanten Ausbau der Ölschiefer-Kapazitäten in den USA kam es zu einer deutlichen Abnahme der Marktmacht Russlands, aber auch der OPEC. Dies ist sozusagen der Gegenangriff.

Wie der Ölmarkt mittelfristig aussieht, hängt damit auch von der Überlebensfähigkeit der Fracking-Unternehmen in den USA ab. Wenn US-Präsident Trump diese stützt, kann das Überangebot noch steigen und der Preis weiter fallen. Das ist dann keine Frage der Kosten mehr, sondern der ,,nationalen Sicherheit''. Generell ist der Ölmarkt ein sehr strategischer Markt, wo der Marktpreis kurzfristig auch im strategischen Interessenmix nach hinten gedrängt werden kann. Die Reaktion Saudi-Arabiens auf die russische Entscheidung zeigt dies.

 

Ölpreis strategisch

 

Sollte der Preiskampf nicht beigelegt werden, könnte der Ölpreis noch schwach bleiben. Wenn man sich hinter den Kulissen einigt, ist das Porzellan der OPEC+ zwar auch zerschlagen. Aber das will nicht viel heißen in einem ,,strategischen Spiel''. Der kostendeckende Gleichgewichtspreis, hängt auch von den Kosten ab, diese wiederum von Subventionen und Lohnkosten, aber auch von den Energiekosten und Umweltauflagen.

Der untenstehende Chart zeigt die Ölsorte Western Texas Intermediate (WTI). Der Preis dafür ist in den vergangenen Tagen auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren gefallen. Die Ölsorte Wyoming Asphalt Sour hatte sogar einen negativen Preis von – 0,47 Dollar je Barrel!

 

WTI Preis

 

Derweil dürfte im April das Überangebot auch durch Saudi-Arabien getrieben werden, nachdem seine staatliche Öltochter Aramco sein Angebot auf 12,3 Mio. Barrel täglich ausgeweitet hat und sich der maximalen Förderkapazität von 13 Mio. Barrel pro Tag nähert.

 

Fazit

 

Aktuell befindet sich die Welt in einem Deflationsschock. Fallen im Zuge dessen die Preise, kann der Gleichgewichtspreis auch dauerhaft niedriger sein. Da die finalen Auswirkungen der Pandemie noch nicht kennen, bleiben die mittelfristigen Auswirkungen uneindeutig. Die Nachfrage Chinas muss sich erst wieder früheren Niveaus nähern, die realwirtschaftlichen Schocks in Europa und Nordamerika laufen gerade erst an. Auf der Angebotsseite liegt der Schlüssel wohl in einem neuen Deal zwischen Saudi-Arabien und Russland. Passiert dies, könnten wir 50 Dollar auch eher wiedersehen. Bis dahin dürfte der Ölpreis unstet bleiben, der dabei auf den Nachfragerückgang weltweit reagiert.

 

02.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Kristian Weiss - 02.04.2020 13:30:29 Uhr

    Hallo Herr Kümpel, vielen Dank. Die komplexe Gemengelage haben Sie sehr gut auf den Punkt gebracht. Whiting Petroleum hat bereits Gläubigerschutz nach Chap. 11 beantragt, Trump bemüht sich um Vermittlung zw. Russland und Saudi Arabien, gleichzeitig belegt er der Saudi Arabien mit zusätzlichen Zöllen. Der Preiskampf scheint noch nicht am Ende angekommen zu sein. Gruß K. Weiss


 

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