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Warum ist es so still beim Ölpreis?

Wohin geht der Ölpreis?

NTG24 - Warum ist es so still beim Ölpreis?

 

Es ist schon etwas unheimlich still beim Ölpreis, finden Sie nicht auch?

Ein Blick auf die Entwicklung seit der Finanzkrise 2008/2009 zeigt, dass es zumindest auf Monatsbasis kaum Phasen gab, in denen sich der Ölpreis so ruhig wie jetzt bewegte.

Eine Phase, die Ähnlichkeiten aufweist, ist jene im Ausverkaufstief der Finanzkrise Anfang 2009, allerdings waren die Schwankungen eine kürzere Zeit klein als in der aktuellen Lage. Danach kam es im Frühjahr mit dem zurückkehrenden Optimismus der riesigen Rettungsliquidität der Notenbanken und Fiskalprogramme zu einem starken Anstieg des Ölpreises.

Das damalige Tief auf Monatsschlusskurs-Basis ist interessanterweise gerade das Preisniveau, welches derzeit anscheinend einen charttechnischen Widerstand für den Ölpreis darstellt.

Eine weitere kurze Phase relativ geringer Preisschwankungen war jene im Jahr 2014, bevor Russland die Krim annektierte, die Kämpfe im Donbass begannen und die USA daraufhin starke Sanktionen gegen Russland verhängten, die zu einem Absturz des Ölpreises führten. Diesem Absturz war aber, anders als 2008/2009, keine vorherige Gegenbewegung vorausgegangen.

 

Öl

 

Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Preissturz von Januar bis April 2020 führte den Ölpreis nicht nur kurzfristig unter sein Zyklustief vom Januar 2016, sondern auch auf Monatsschlusskurs-Basis.

Damit stellt sich die Frage nach der Bedeutung größerer Skalen, denn es ist offensichtlich nicht egal, ob ein Preis wenige Stunden, Tage oder mehrere Wochen unter oder über einer bestimmten Schwelle liegt.

Dies ist im aktuellen Falle deshalb relevant, weil daraus zumindest dessen Einflussstärke auf die Gegenbewegung abgeschätzt werden kann. War die Gegenbewegung, die für die US-Ölsorte WTI zumindest phasenweise für Futurekontrakte aus dem negativen Bereich startete, vor allem eine Reaktion auf die Förderbeschränkung der OPEC+ und ebenfalls massiver Liquiditätsprogramme der Staaten, so scheint durch den aktuell sichtbaren Niveaueffekt die Faktorstärke des Ausgangsfaktors Pandemie wieder stärker zu werden. Alternativ könnten auch neue Faktoren, die die weitere Aufwärtsbewegung des Ölpreises bremsen, aufgetreten sein.

Neben der reinen Betrachtung des Ölpreises ist auch die Währung, in der der Preis notiert wird, von Bedeutung. Eine nachhaltige Schwäche des US-Dollars führt in dieser Währung ebenfalls zu einem tendenziell steigenden Ölpreis.

Was könnte den Ölpreis nun in die eine oder andere Richtung bewegen?

Neben einer abrupten Auf- oder Abwertung des Dollars durch die Fiskalpolitik der USA und eines erneuten Lockdowns weltweit aufgrund einer zweiten Corona-Infektionswelle wäre dies auch eine neue Entscheidung der OPEC+ Staaten. Diese könnte in einer noch größeren Kappung der Fördermenge bestehen, oder aber in einer abnehmenden Gruppendisziplin, die beschlossenen Kürzungen umzusetzen.

Schätzt man die potenzielle Faktorstärke obiger Einflussfaktoren, so kommt einer zweiten Infektionswelle mit damit einhergehenden erneuten Shutdowns wohl die größte Bedeutung zu.

Die aktuelle Phase von ,,Still ruht der See‘‘ könnte für den Ölpreis damit die Phase vor einem erneuten starken Preisrückgang sein.

 

Oil short term

 

Charttechnisch kommt hinzu, dass der Bewertungsoptimismus in der seit Mai 2020 laufenden Aufwärtsbewegung bereits eingepreist war, eine zweite Infektionswelle aber mehrheitlich nicht.

Dies bedeutet aber, dass ohne kompensierende Faktoren das Abwärtsrisiko des Ölpreises höher ist als das Aufwärtsrisiko.

 

Fazit

 

Die aktuelle Ruhe beim Ölpreis erscheint vor dem Hintergrund der Chart-Historie mehr als ungewöhnlich. Während für einen plötzlichen Preissprung vor allem eine schnelle Schwächung des US-Dollars in Frage kommt, dürfte eine zweite Corona-Infektionswelle der Hauptfaktor für einen erneuten starken Preisrutsch sein.

Und was den politischen Einfluss auf den Ölpreis angeht: Dass es aber im Nahen Osten zunehmend brodelt, macht die Prognosekraft in Bezug auf die geopolitische Entwicklung kaum leichter.

Aus Investmentperspektive lässt sich die aktuelle Lage am Ölmarkt insbesondere durch den Kauf von Volatilität ausnutzen.

 

04.08.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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