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Trends im Platinmarkt 2020

Platintrends 2019 und Marktprognose für 2020

NTG24 - Trends im Platinmarkt 2020

 

Platin hat innerhalb der Edelmetalle die Rolle als hässliches Entlein seit Monaten, wenn nicht Jahren fest gebucht. Diesen Eindruck erhält man, wenn man das Sentiment und die Finanzmarktkommentare zum weißen Edelmetall querliest.

In dieser Woche teile der World Platinum Investment Council (WPIC) neue Zahlen zum Platinmarkt im abgelaufenen Jahr mit und gab seine Prognose für das laufende Jahr ab.

 

2019 mit geringem Angebotsüberschuss

 

Danach bestand 2019 insgesamt ein weltweit ausgeglichener Platinmarkt. Der Angebotsüberschuss betrug 65.000 Unzen, viel weniger als die 790.000 Unzen im Jahr 2018. Dabei glich ein signifikanter Anstieg der Investmentnachfrage die niedrigere Nachfrage des Automobilsektors, der Schmuckbranche und der restlichen industriellen Nachfrage mehr als aus.  

Die Gesamtnachfrage betrug 8,06 Mio. Unzen, dies war 11 % mehr als 2018. Die außerordentliche Investmentnachfrage von 1,185 Mio. Unzen, die aus 985.000 Unzen ETF-Nachfrage und 215.000 Unzen Nachfrage nach Barren und Münzen bestand, lag 1,17 Mio. Unzen über dem Wert von 2018 und glich den Rückgang der Nachfrage im Autosektor um 7 %, der Schmucknachfrage um 7 % und der Industrienachfrage um 1 % mehr als aus.

Das Gesamtangebot von Platin stieg dagegen 2019 um 1 % auf 8,125 Mio. Unzen. Das Minenangebot wuchs um 20.000 Unzen und das Angebot aus Recycling um 45.000 Unzen. Die weltweite Raffinerieproduktion blieb mit einem Zuwachs von 5.000 Unzen insgesamt in etwa gleich, wobei einem Produktionsrückgang in Südafrika um 55.000 Unzen ein Zuwachs im Rest der Welt von 60.000 Unzen gegenüber stand.

Das Angebot aus Recycling wuchs 2019 um 2 % durch einen bessere Rückgewinnung aus Katalysatoren, nicht zuletzt getrieben durch die höheren Palladium- und Rhodiumpreise. Dies überkompensierte den Rückgang des Schmuckrecyclings, vor allem in China.

 

Prognose 2020 mit vielen Unbekannten

 

Für 2020 wird weltweit ein Anstieg des Platinangebotsüberschusses von 119.000 Unzen erwartet. Das Gesamtangebot soll dann 8,117 Mio. Unzen betragen, die Nachfrage soll bei 7,998 Mio. Unzen liegen.  

Beeinflusst werden diese Schätzungen durch einen Anstieg der Minenproduktion, aber auch durch die anhaltenden Energieprobleme und am Ende ihres Lebenszyklus ankommenden Platinminen Südafrikas.  

Das Recycling von Platin wird 2020 auf einem historisch hohen Niveau verharren, teilweise beeinflusst durch die hohen Palladium- und Rhodiumpreise. Die Nachfrage dürfte positiv vom höheren Absatz von Schwerlast-Fahrzeugen und Hybrid-PKW beeinflusst werden. Die schwache Schmucknachfrage sollte einen Boden bilden. Die ETF-Nachfrage soll bei 330.000 Unzen deutlich unter dem Vorjahreswert von 985.000 Unzen liegen.

 

Was sagt der Platin-Chart?

 

Während die Prognosen für den physischen Platinmarkt gelten und dabei die fundamentale Unschärfe von Schätzungen beachtlich hoch bleibt, ist der Platinpreis eine Geschichte für sich. Zwar enthält auch er die Impulse realen Angebots und realer Nachfrage. Aber eben auch die Effekte von Arbitrage zwischen verschiedenen Platinfuture-Laufzeiten, die Spread-Effekte sinkender oder steigender Liquidität des Marktes für Platin-Futures und schließlich die Aufgelder oder Abgelder für die Lieferung physischen Metalls über den Kauf von Finanzterminkontrakten.

 

Platin

 

Ein Blick auf die Entwicklung der letzten 18 Jahre zeigt, dass sich Platin seit seinem Hoch vor der Finanzkrise im März 2008 in einem Abwärtstrend befindet, dabei aber sein Zyklustief schon im Oktober 2008 erreicht hat.

Dies ist für die Einschätzung, ob sich seither ein qualitativer Boden gebildet hat, von großer Bedeutung. Denn selbst in der Phase des Dieselskandals, als die Unbeliebtheit von Platin besonders hoch war, ist der Platinpreis im August 2018 nicht unter sein Tief vom Oktober 2008 gefallen. Stattdessen probte er zu Silvester 2019 den Aufstand gegen den Abwärtstrend und konnte diesen auf Wochenbasis bereits auch mit dem Schlusskurs überwinden. Was noch fehlt, ist ein signifikanter Ausbruch aus Monatsbasis.

 

Fazit

 

Mustertechnisch besitzt Platin mit dem bisher nicht unterschrittenen Tief vom Oktober 2018 bei 747,50 Dollar eine massive Unterstützung. Die nicht wirklich symmetrische Bodenbildung des Dreifachbodens zwischen Juli 2018 und August 2019 wird durch die bisherige Korrektur nicht entwertet.

Es fehlt schlicht wohl noch etwas Geduld und ein Auslöser, um die weiter sinkende Abwärtstrendlinie zu überwinden. Platin könnte dann sein Stigma als hässliches Entlein schneller verlieren, als es das Sentiment am Markt suggeriert.

 

04.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Arndt Kümpel - 05.03.2020 15:48:48 Uhr

    Sehr geehrter Herr Becker,

    vielen Dank für ihren wichtigen Hinweis. Das wußte ich auch noch nicht.

    Beste Grüße
    Arndt Kümpel


  • Ernst-Ludwig Becker - 05.03.2020 11:54:04 Uhr

    Prognostischn sollte immer die Rolle des P beim Betreiben von Brennstoffzellen als Verdrängungstechnologie der Batterie-EV bedacht werden. Es wird vermutet, dass das P-Angebot nicht ausreichen wird für eine Brennstoffzellenproduktion für alle Kfz, so dass man sich wohl primär wird auf Großmotoren für Schiffe, Busse, Loks pp konzentrtieren und beschränken müssen. Dies sieht nach einem langfristig gewaltigen Flaschenhals aus. Zur Zeit fundamental unbedeutende, langfristig aber evt trendbestimmende Tatsache.
    LG
    EL Becker


 

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