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Zinssenkung: Weiß die FED mehr als sie zugibt?

Ein falsches Signal sorgt für Enttäuschung!

 

Weiß die US-Notenbank mehr als die Märkte? Denn so sehr sich die Börsen auf eine kommende Zinssenkung auch eingestellt haben, ist damit nicht beantwortet, warum die Fed innerhalb weniger Wochen ihre Zinspolitik um 180 Grad in die gegensätzliche Richtung dreht.

In den vergangenen Monaten hatte Fed-Chef Powell stets untermauert, dass die Geldpolitik der USA allein von der Entwicklung der wirtschaftlichen Realität bestimmt wird. Dies war auch in den Jahren zuvor immer die Regel. In den jüngsten Äußerungen der Fed werden allerdings nicht mehr die tatsächlichen, sondern die Prognosen der wirtschaftlichen Daten und die Erwartung in den Vordergrund gestellt. Das ist eine neue Prioritisierung seitens der Fed die Stirnrunzeln unter den alten Hasen erzeugt.

Die tatsächlichen neusten ökonmischen Daten lassen jedenfalls keine dringende Notwendigkeit einer Zinssenkung erkennen. Die Arbeitslosenrate befindet sich auf einem Rekordtief, das Verbrauchervertrauen zeigt keine Anzeichen von Schwäche, das BIP wurde erst vor Tagen annualisiert auf 2,1 % hochgerechnet und übertraf damit die Prognosen um etwa 0,2 Prozentpunkte und auch die Frühindikatoren zeigen bestenfalls auf eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Leistung hin, nicht aber auf einen Einbruch oder eine Rezession. Selbst Powell äußert sich bislang immer recht zuversichtlich, zuletzt in einer Rede Mitte Juli in Paris: „Wir erwarten, dass die Wirtschaft der USA weiter solide wächst, der Arbeitsmarkt stark bleibt und die Inflationsrate sich dem Ziel von 2% annähert.“ Druck auf die Fed sieht jedenfalls anders aus.

Der einzige Aufhänger zu Gunsten einer Politik niedriger Zinsen liegt in der Inflationsrate. Gemessen an der Kernrate der Preise für Konsumausgaben – also ohne Energieträger und Nahrungsmittel – betrug die jährliche Inflationsrate zuletzt 1,6% und befindet sich damit noch immer unterhalb dem Zielkorridors von 2%. Dies dürfte sich auch in Zukunft kaum ändern, denn es ist kein amerikanisches, sondern ein globales Problem der westlichen Industrieländer. Eine hohe Sparquote aufgrund einer alternden Gesellschaft, höhere Produktivität durch Technologie und Digitalisierung sowie anhaltender Wettbewerbsdruck aufgrund der voranschreitenden Globalisierung halten beim Preisniveau den Deckel drauf. Niedrige Zinsen allein werden daran aber nichts ändern können.

 

Wie reagieren die Börsen?

 

Wie dem auch sei, uns interessieren z.Zt. nur drei Fragen: In welchem Umfang werden die Zinsen gesenkt, ist dies ein einmaliger Vorgang oder ein neuer Zyklus und wie reagieren die Börsen darauf? Zur ersten Frage können wir davon ausgehen, dass eine Senkung i.H.v. 0,25% als ausgemacht gilt, Powell selbst hatte die Zahl genannt. Die Antwort auf Frage Nr. 2 kann nicht zuverlässig beantwortet werden, wird aber aus dem Wortlaut Powells zu erahnen sein. Wichtiger ist die Antwort auf Frage Nr. 3.

Wenn die Fed wie erwartet um 0,25% senkt, ist die Welt in Ordnung und die Börsen dürfen sich bestätigt fühlen, ergo steigende Kurse. Es wäre die Bestätigung der Ausbruchssignale an der Wall Street, und zwar für alle Indices gleichzeitig. In dem Fall müssen auch diejenigen aufspringen die bislang entweder unterinvestiert sind oder noch gar nicht dabei sind. Eine umfassendere Senkung, z.B. um 0,50%, wäre dagegen ein Schock! Dann wird spekuliert, dass die Fed mehr weiß, als sie zugibt. Die Kurse werden fallen! Die Folge: die Ausbruchssignale der vergangenen Wochen wären sog. "Bullenfallen" und die Indices fallen zurück in den Konsolidierungsbereich der letzten Monate. Selbiges gilt, wenn wider Erwarten die Fed gar nichts unternimmt – große Enttäuschung mit entsprechendem Verkaufsdruck. Unsere Meinung: es läuft so ab wie "geplant": eine Zinssenkung um 0,25%.

Fazit: Am Mittwoch wird die Weiche dafür gestellt, mit welchen Rückenwind die Börsen in den kommenden Monaten rechnen können! Dann liegen auch sämtliche Unternehmensberichte auf dem Tisch und es kann fleissig gerechnet werden.

 

29.07.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de

 





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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Hinweis - 30.07.2019 08:51:49 Uhr

    Die Mauer der Angst ist bei dieser Hausse besonders lang.


 

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