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Wo drückt der geldpolitische Transmissions-Schuh?

Die EZB und das verbogene Narrativ

NTG24 - Wo drückt der geldpolitische Transmissions-Schuh?

 

Heute teilte die Europäische Zentralbank (EZB) die neuen Ergebnisse ihrer quartalsweisen Umfrage zu den Wirtschaftsaussichten in der Eurozone mit.

Danach erwarten die 57 befragten Wirtschaftsexperten für 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,5 %, für 2021 sollen es dann wieder 4,3 % mehr sein.

Dabei soll die Inflationsrate bei 0,4 % in diesem Jahr und im nächsten Jahr bei 1,2 % liegen. Dies liegt statistisch meilenweit von den 2 % Inflation entfernt, welches die EZB als erstrebenswert ansieht.

 

Warum eigentlich ein Inflationsziel von 2 % und nicht 0 %?

 

Ist nicht 0 % stabiler als 2 %? Und wenn 2 % stabiler sind, warum? Könnte man bei der eigentlich für dieses Jahr geplanten Diskussion der EZB über ihre erstrebenswerten Inflationsziele auch mal darüber sprechen, wie es mit einer Inflation von 1 % oder 0,5 % mit einer Toleranz von 1 % wäre? Anstatt solange an den argumentativen Knöpfen zu drehen, bis auch ein Überschießen von 2 % über das 2 % Ziel, also eine Inflationsrate von 4 %, noch als geldpolitisch akzeptabel gelten würde?

 

EU

Bildnachweis: © EMH Service GmbH

 

Naja, man könnte die Phillipskurve als Argument aus dem VWL-Hut ziehen. Denn Mr. Phillips, der Namensgeber der Phillipskurve stellte fest, dass in Zeiten tiefer Arbeitslosigkeit eine hohe Inflation und umgekehrt in Jahren mit hoher Arbeitslosigkeit eine tiefe Inflation dominiert. Das höhere Preisniveau lässt dabei die Inflationsrate ansteigen.

Nun erwarten die Experten der EZB-Umfrage für dieses Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 7,4 % auf 9,4 % und 2021 auf 8,9 %. Wenn nun aber die Arbeitslosigkeit deutlich höher ist, dann dürfte die Inflation eher weiter gehen Null oder sogar darunter tendieren. So wie die Zinsen…

 

Kämpft die EZB also möglicherweise gegen makroökonomische Windmühlen?

 

Der dringend nötige Richtungsstreit, in dem die Argumente dafür und dagegen für zu leicht oder für schwer genug befunden werden, ist inmitten der ganzen Corona-Pandemie faktisch verschwunden.

Gut oder schlecht für Deutschland?

Die EZB muss sich natürlich nicht nur um die deutsche Geldpolitik kümmern, auch wenn Deutschland mit 27 % Kapitalanteil auch 27 % seiner Verluste und möglicherweise negativen Eigenkapitals nach Verbuchung der ganzen heißen Luft aufbringen, die dereinst aus den Anleihen südeuropäischer Schuldner entweichen wird.

Aber man kann der EZB zugutehalten, sie tut ihr bestes, um das strukturelle Versagen der Politik kooperativ zu kaschieren.

Nimmt man eine Sekunde an, dass aus dem kommenden Aufschwung nicht viel wird, dann hat die EZB bald noch ganz andere Probleme: Der schwache Bankensektor wird noch viel schwächer werden. Denn in der Eurozone werden rund 80 % der Realwirtschaft über den Bankenkanal finanziert, in den USA sind es nur rund 15 %. Die Banken der Eurozone haben aktuell mindestens 600 Mrd. Euro faule Kredite, also heiße Luft, in der Bilanz. Das sind 3,3 % ihrer Bilanzsumme. In den USA beträgt der Wert nur 1 %.

Gerade die südeuropäischen Banken wollten einen starken Fuß in Lateinamerika haben. Nun kriegen sie ihn nicht mehr schnell genug raus. Was sagt das über den Erwartungswert der aktuellen Zahlen aus? Wenig!

 

Fazit

 

Die EZB hat seit der Finanzkrise immer wieder Zeit gekauft. Der Stresstest, ob diese ausreichend effektiv von der Politik genutzt wurde, steht bald an. Eine immer weitere Senkung der Kreditanforderungen bei der Beleihung von Assets durch die EZB ist dabei nur ein weiterer Mosaikstein der Verzweiflung, aber kein messbarer Schritt hin zu einer nachhaltigen Lösung.

 

04.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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