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Forint leidet unter Coronakrise

Ungarischer Forint weiter schwach

NTG24 - Forint leidet unter Coronakrise

 

Die Coronakrise fordert auch in Osteuropa Kollateralschäden. Zu ihnen gehört neben dem polnischen Zloty und tschechischen Krone auch der ungarische Forint.

Wie ein Blick auf die Entwicklung des Forint gegen den Euro in den vergangenen 20 Jahren zeigt, befindet sich dieser seit dem Abwertungsschub während der Finanzkrise 2009 in einem langsamen Abwertungstrend. Dieser hat nun im Zuge der politischen Reaktionen auf die Corona-Pandemie einen neuen Abwertungsimpuls erfahren.

 

Forint langfristig

 

Als Ministerpräsident Orban dann am 16.03.2020 neben weiteren Beschränkungen in der Wirtschaft ankündigte, dass der Staatshaushalt überarbeitet werden müsse, bekamen die Investoren kalte Füße. In den darauffolgenden 2 Wochen verlor der Forint rund 8 %.

 

Forint mid term

 

Ein weiterer, potenziell bedeutender Störfaktor könnte der Konflikt mit der EU über die ungarische Notstandsgesetzgebung sein. 2017 leitete die EU-Kommission gegen Polen ein sogenanntes Artikel-7-Verfahren wegen schwerwiegender Verstöße gegen EU-Werte ein. Ein halbes Jahr danach entschied das EU-Parlament, dies auch gegen Ungarn zu tun. Da hierfür aber Einstimmigkeit nötig ist, schützen sich beide Länder gegenseitig mit ihrem Veto. Die Stimmen in der EU mehren sich, dass nun die finanzielle Unterstützung für Ungarn zu verringern.

Zwar gehört die Wirtschaft Ungarns zu den stärkeren in Osteuropa. Allerdings schätzt der IWF, dass der Abschwung in Polen stärker verläuft als in Ungarn, und auch Tschechien und die Slowakei dürften stärker unter der Corona-Krise leiden. Auch die Währungen dieser Länder haben in den letzten Wochen gegen den Euro verloren. Dies dürfte Investoren im Forint allerdings nur wenig trösten.

Vielen Ungarn dürfte noch schmerzlich in Erinnerung sein, welche Auswirkungen eine starke Abwertung haben kann. Als die Schweizer Nationalbank am 15.01.2015 den Mindestkurs zum Euro von 1,20 : 1 aufhob und der Schweizer Franken auch gegen den Forint deutlich aufwertete, wussten viele Ungarn nicht mehr, wie sie ihre zuvor aufgenommenen, niedriger verzinsten Kredite in Franken bezahlen sollten. Es folgte ein zäher Verteilungskampf der dadurch entstandenen wirtschaftlichen Kosten zwischen Banken, Regierung und Kreditnehmern.

 

Franken in Forint

 

Fazit

 

Die politische (Über) Reaktion auf die Corona-Pandemie in Ungarn hat auch den ungarischen Forint geschwächt. Es bleibt abzuwarten, wie stark die ungarische Wirtschaft, insbesondere der Tourismus, unter den verhängten Ausgangssperren und Reisebeschränkungen leidet. Ein dauerhafter Konflikt mit der Europäischen Union dürfte Ungarn aber deutlichen Gegenwind bescheren. Man darf gespannt sein, wer dies für sich als Chance ansieht. China hat dies bereits vor mehr als 20 Jahren erkannt und entsprechend gehandelt.

 

28.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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