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Bank of Japan verstärkt geldpolitische Lockerung

Japanische Geldpolitik - Tanz auf der Flatline

NTG24 - Bank of Japan verstärkt geldpolitische Lockerung

 

Japans Geldpolitik hat nicht erst seit Kurzem etwas von einer Flatline. Denn der Zins hat seine Rolle als Indikator für realwirtschaftlichen Geldbedarf scheinbar schon seit Langem verloren.

Die japanische Zentralbank hat nun auf ihrer letzten Sitzung eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik beschlossen. War die Lage schon zuvor durch die Abschwächung des weltweiten Wachstums für die Exportnation Japan ein harter Brocken, so beschleunigte die Corona-Pandemie diese Bremsspur noch weiter.

An der Zinspolitik ändert sich weiterhin nichts, denn die Zinsen sind bereits seit Langem extrem niedrig. Die Renditen für Staatsanleihen werden über alle Laufzeiten hinweg ,,kontrolliert‘‘, was eine permanente Intervention der Notenbank in Form von Anleihekäufen bedeutet. Die kurzfristigen Zinsen bleiben gemäß der Pressemeldung der Notenbank im Anschluss an das Treffen bei – 0,1 %.

Die längeren Laufzeiten sollen durch Anleihekäufe ohne Volumenbeschränkung bei einer Rendite von 0 % gehalten werden.

 

Japan

© Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

Zudem erwirbt die Zentralbank auch Anleihen, die keine japanischen Staatsanleihen sind. Dabei wirkt die Notenbank auf eine Senkung der Risikoprämien bei diesen Anleihen hin. Dies betrifft sowohl börsengehandelte Fonds (ETF’s) als auch börsengehandelte japanische Immobilienanteile (J-REIT’s).

 Um die Unternehmen zinsseitig abzustützen, erhöhte die japanische Zentralbank gestern zudem ihre geplanten Volumina für Käufe von Unternehmensanleihen. Bislang hält die Bank Commercial Papers (CP) in Höhe von 2 Bio. Yen und Unternehmensanleihen in Höhe von 3 Bio. Yen. Nun wird die Bank of Japan zusätzliche Käufe von bis zu 7,5 Bio. Yen in jeder Kategorie bis Ende März 2021 tätigen.

Grund für die weitere Lockerung der Geldpolitik ist die anhaltend ernste Lage der japanischen Wirtschaft. Konsum und Produktion sollten sich nach Ansicht der Notenbank schrittweise erholen. Hierzu dürften die angekündigten Konjunkturprogramme beitragen. Gleichwohl wird im 2. Quartal mit einem annualisierten Rückgang des BIP von mehr als 20 % gerechnet. Deshalb verabschiedete das japanische Parlament vor Kurzem einen zweiten Nachtragshaushalt in Höhe von 31,9 Bio. Yen (rund 263 Mrd. Euro).

 

Fazit

 

Die japanische Notenbank hat bereits seit Jahrzehnten Erfahrungen mit ebenso extrem lockerer wie wirkungsloser Geldpolitik gemacht. Die Signalfunktion des Zinses für Ausfallrisiken wurde auf dem Altar ,,makroprudenzieller Stabilisierungspolitik‘‘ geopfert. Man darf gespannt sein, wie die Verteilung dieser Risiken aussieht, wenn aus einem potenziellen Verlust ein realer wird. Einstweilen hängt die japanische Wirtschaft weiter an der Herz-Lungen-Maschine der Geld- und Fiskalpolitik, deren Drehzahl gestern erneut erhöht wurde.

 

16.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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