US-Notenbank macht Banken Vorgaben
FED reguliert US-Banken
Das FED, die Zentralbank der USA, hat den Spielraum der Banken in den USA eingeschränkt. Wie gestern Abend nach Börsenschluss bekannt gegeben wurde, dürfen die Banken zunächst während des 3. Quartals keine Aktien mehr zurückkaufen und Dividenden nur noch begrenzt ausschütten.
Parallel gab die Notenbank im Rahmen des jährlichen Stresstests zusätzlich ihre Einschätzung zum Bankensektor und den möglichen ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie bekannt.
Ziel der angekündigten Maßnahmen ist nach Angaben der FED die Stärkung der Kapitalbasis der Banken. Es wurden 34 Banken untersucht. Analysiert wurden 3 Szenarien in Form der Buchstaben V, U und W für einen theoretischen Konjunkturverlauf.
Während bei einer schnellen V-förmigen Erholung der höchste Verlust bei Jobs und Wirtschaftswachstum bereits bis zum Jahresende aufgeholt ist, dauert eine U-förmige Erholung länger. Ein neuerlicher Rückgang im 2. Halbjahr spiegelt sich dabei in einer W-förmigen Entwicklung.
Nach Prognosen der FED-Modelle im Rahmen des Stresstests kommen auf die Finanzinstitute Kreditverluste in Höhe von rund 700 Mrd. US-Dollar zu.
Kritisch ist vor allem die Mindestkapitalquote (Common Equity Tier 1) in den Szenarien U und W. Gesamthaft verringert sich diese Mindestkapitalquote zwar von 12 % im 4. Quartal 2019 auf 8,1 % (U-Szenario) sowie 7,7 % (W-Szenario), doch für das Viertel der am schwächsten kapitalisierten Banken verringert sie sich auf 5,5 % (U-Szenario) sowie 4,8 % (W-Szenario). Diese wären auch das schwächste Glied einer Vertrauenskette am Interbankenmarkt.
Nach Angaben der Notenbank bestanden aber alle Banken den Stresstest, auch die Tochter der Deutschen Bank, der UBS und der Credit Suisse. Damit ist zu erwarten, dass alle getesteten Banken einen schweren, langanhaltenden Konjunkturabschwung überstehen.
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Der Vize-Präsident des FED, Randal Quarles, betonte, dass die Zentralbank das erste Mal seit 10 Jahren von allen großen Banken verlangt, ihren Kapitalbedarf neu zu bewerten und ihre Kapitalpläne der Federal Reserve im Laufe dieses Jahres erneut vorzulegen.
Als Konsequenz aus der Finanzkrise 2008/09 testet die US-Notenbank in jedem Jahr den Grad, wie gut die großen Geschäftsbanken in den USA auf eine neue Wirtschaftskrise vorbereitet sind.
Beim aktuellen Stresstest wurden zusätzlich die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kapitalpolster der Banken überprüft.
Bei ausländischen Banken, die eine US-Tochtergesellschaft haben, wird geprüft, ob und wie viel Kapital die Tochtergesellschaft an die Muttergesellschaft übertragen darf.
Im Jahr 2019 hatte die Deutsche Bank den Stresstest erstmals seit Jahren wieder bestanden. Davor hatte die Bank den Stresstest 2018, 2017 und 2015 nicht zur Zufriedenheit der Notenbank bestanden.
Fazit
Die US-Notenbank ist wieder einmal konsequenter und schneller dabei, allfällige Risiken aufsichtsrechtlich zu verringern. Ein ähnliches Vorgehen der EZB wäre ebenfalls angebracht, denn die Situation der Geschäftsbanken in der Eurozone ist kaum besser als jene jenseits des Atlantik!
26.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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