Das Rettungspaket für Siemens Energy ist beschlossene Sache, was dem Konzern wieder Luft zum Atmen verleiht
Bei den Aktionären keimt wieder etwas Zuversicht
Die Windkraft ist für Siemens Energy derzeit ein gigantisches Verlustgeschäft und in absehbarer Zeit wird sich daran nach Aussagen von Konzernvertretern auch nichts ändern. Frühestens im Jahr 2026 wird mit einer Rückkehr der Krisentochter Gamesa in die Gewinnzone gerechnet. Bis dahin muss man sich mit allerlei Problemen herumschlagen, welche die Bilanz teils über Gebühr belasten.
Um neue Projekte überhaupt noch stemmen zu können, bemühte Siemens Energy (DE000ENER6Y0) sich zuletzt um staatliche Hilfen, und jene sind mittlerweile beschlossene Sache. Insgesamt 15 Milliarden Euro an Garantien konnten eingesammelt werden, für die zu Hälfte der Bund in Form von Rückgarantien einspringt. In der Hauptsache sollen aber erst einmal die Banken übernehmen. Zudem wird der Mutterkonzern Siemens in die Angelegenheit eingespannt.
Der hätte sich zwar am liebsten schon gestern von Siemens Energy komplett verabschiedet, wird nun aber erst einmal Unternehmensteile eines Gemeinschaftsunternehmens in Indien übernehmen und dafür rund zwei Milliarden Euro fließen lassen. Welche Anteile genau von der Transaktion betroffen sind, wurde bisher nicht öffentlich kommuniziert. Experten gehen aber davon aus, dass es sich um Siemens Indien handelt. Unter dem Strich entspricht die finale Einigung recht präzise dem, was bisher schon durch die Gerüchteküche geisterte.
Die Siemens Energy-Aktie legt zu
Dennoch macht sich Erleichterung darüber breit, dass das Ganze nun auch Brief und Siegel erhalten hat. Die Siemens Energy-Aktie reagierte darauf am Dienstag mit Kursgewinnen von 2,95 Prozent, was den Kurs bis auf 10,25 Euro und damit wieder über die psychologisch wichtige Marke bei 10 Euro befördern könnte. Die Anteilseigner scheinen wieder das zarte Pflänzchen der Zuversicht pflanzen zu wollen und trotz anhaltender Verluste im Windgeschäft scheint nun der Weiterbetrieb mitsamt notwendiger Investitionen erst einmal gesichert zu sein.
Etwas Optimismus ist vielleicht auch gar nicht verkehrt. Denn hinter der Aktie steht an sich ein Unternehmen auf Wachstumskurs, welches von der Energiewende schwer profitieren dürfte. Auch die Auftragsbücher sind prall gefüllt und würde man Gamesa einmal ausklammern, gäbe es aus fundamentaler Sicht so ziemlich überhaupt nichts zu meckern.
Bei der tatsächlichen Bilanz ist das freilich nicht mal eben so möglich. Den Anteilseignern wird der Blick auf die durchaus erfolgreichen Segmente von Siemens Energy jetzt wieder etwas geöffnet. Ausruhen kann das Management sich darauf aber nicht. Die Probleme bei Gamesa in den Griff bekommen, muss weiterhin höchste Priorität genießen. Nur wenn dies auch gelingt, wäre langfristig eine Rückkehr des Aktienkurses zu vergangenen Höchstständen denkbar.
Rückenwind für Siemens Energy
Nicht alles hat Siemens Energy dabei selbst in der Hand. Im laufenden Jahr machten dem Unternehmen auch steigende Preise zu schaffen, welche längst nicht immer vollständig an die Kunden durchgereicht werden konnten. Umso mehr atmeten die Anleger auf, als es am Dienstag überraschend niedrige Inflationsdaten aus den USA zu sehen geben. Jene nähren die Hoffnung darauf, dass der Zinsgipfel sein Ende erreicht haben könnte und es wird sogar schon über mögliche Zinssenkungen in 2024 gemunkelt.
Solche wären für Siemens Energy von enorm großer Bedeutung, denn im kommenden Jahr werden einige Anleihen fällig, welche sehr wahrscheinlich über neue Schulden refinanziert werden müssen. Bei weiter steigenden Zinsen würden die Kosten dafür bis an den Rande des Erträglichen in die Höhe getrieben. Auch beim aktuellen Zinsniveau wird das Ganze kein Spaß für den Energiekonzern werden. Dennoch können die Anleger für den Moment durchatmen und im laufenden Abwärtstrend erst einmal eine kleine Unterbrechung erzwingen. Dass damit schon die große Wende eingeleitet wurde, davon ist bisher aber leider noch nicht in letzter Konsequenz auszugehen. Die Aktie bleibt spekulativ und wer hier mitspielen möchte, sollte sich der noch immer hohen Risiken bewusst sein.
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15.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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