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Tesla: Zumindest HALTEN – Fundamental exzellent, aber Risiko weiteren Aktienverkaufs- bzw. Verpfändungsbedarfs zur Twitter-Finanzierung

Twitter-Übernahme strategisch wie finanziell unnötiges Abenteuer

NTG24 - Tesla: Zumindest HALTEN – Fundamental exzellent, aber Risiko weiteren Aktienverkaufs- bzw. Verpfändungsbedarfs zur Twitter-Finanzierung

 

Am 26.04. brach die Aktie von TESLA, dem weltgrößten Elektrofahrzeughersteller, um über 12 % von 998 auf nur noch 863 USD ein, nachdem anschließend über die SEC die Mitteilung erfolgte, Tesla-CEO Elon Musk habe an diesem Tag im Rahmen der genannten Kursspanne zur teilweisen Finanzierung seiner 44 Mrd. USD schweren Privatübernahme des weltführenden Online-Kurznachrichtendiensts TWITTER 4 Mio. Tesla-Aktien verkauft, woran sich auch am 27. und 28.04. weitere leicht marktbelastende Abgaben durch Musk anschlossen. Allein die gut 4 Mrd. USD, die Musk mit diesen Verkäufen nun vereinnahmt hat, werden allerdings sicher bei weitem nicht ausreichen, um den Twitter-Kauf gemäß seiner vertraglich vereinbarten Eigenfinanzierung zu stemmen, was künftig zumindest weitere Verpfändungen seines gehaltenen Tesla-Aktienbestands, wenn nicht sogar (entgegen seiner gestrigen Bekundung) direkte weitere Verkäufe notwendig werden lassen könnte.

So sehr wir uns auch weiterhin wie sehr viele Marktteilnehmer die Frage stellen, was denn der Vorstandschef von TESLA (US88160R1014), Elon Musk, mit seiner kompletten Privatübernahme von TWITTER (US90184L1026) unter anschließendem Börsen-Delisting des Titels künftig strategisch denn tatsächlich bezweckt – jedoch aus unserer Sicht sicher kaum die von ihm populistisch angekündigte künftige „Wiederherstellung jeglicher (nach seinem Verständnis demokratischen und rechtskonformen) uneingeschränkten Meinungsfreiheit“ nach der von ihm zuvor stark gegeißelten Twitter-Verbannung des US-Ex-Präsidenten Trump wie auch seinem jetzt (zum Glück richterlich zurückgewiesenen) Versuch, Tesla-Tweets künftig in völlig eigenem Ermessen ohne jegliche Freigabe durch den hierfür letztverantwortlichen Chief Compliance Officer des Konzerns absetzen zu können – ist die für die künftige Aktieneinschätzung von Tesla fraglos weit brennendere Frage aber sicher in erster Linie diejenige, wie denn künftig der vertraglich vereinbarte Eigenbeitrag von Musk zur Finanzierung seiner geplanten Twitter-Übernahme tatsächlich geleistet werden soll, ohne die Tesla-Aktie auch weiterhin übermäßigen Verkaufs- oder auch gar nur Verpfändungs- und damit Kursrisiken auszusetzen.

 

Wie solide sind die Twitter-Finanzierungsstandbeine von Musk?

 

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Werbebanner ClaudemusDenn als eine wesentliche Voraussetzung für die nunmehr erfolgte Zustimmung des Vorstands von Twitter zur privaten Komplettübernahme des Konzerns durch Musk (nachdem dieser bereits am 04.04. einen Anteilserwerb von 9,2 % an Twitter vermeldet hatte) zum Kaufpreis von 44 Mrd. USD (= 54,20 USD je Aktie) zuzüglich der Bilanzverschuldung von Twitter wurde nun vertraglich festgelegt, dass diese Finanzierung künftig nur untergeordnet durch ein 13 Mrd. USD-Darlehen mit direkter Besicherung durch Twitter-Aktien, aber zum weitaus größten Anteil natürlich durch Musk selbst über ein weiteres sog. Margin-Darlehen von 12,5 Mrd. USD mit Hinterlegung/Verpfändung eigener Tesla-Aktien und verbleibende 21 Mrd. USD aus direkten Eigenmitteln von Musk aufgebracht werden sollen.

Auf Anhieb scheint dieses vereinbarte Finanzierungskonstrukt zwar leicht und vermeintlich ohne größere weitere Folgerisiken für die Tesla-Aktie darstellbar, wird Musk doch selbst nach dem 22 %igen Absturz der Tesla-Aktie seit seiner am 04.04. erfolgten Beteiligungsmeldung an Twitter zuzüglich seiner weiteren Optionsanrechte auf das nunmehr von ihm gehaltene Paket von 168 Mio. Tesla-Aktien (= rd. 16,25 % des Aktienanteils oder 151,8 Mrd. USD), des 50 %-Anteils an seiner Weltraum-Unternehmensgründung SpaceX, sowie weiterer Mehrheitsanteile an den Gesellschaften Boring Company (Tunnelbau- und Infrastrukturgesellschaft) und Neuralink (computergestützte Gehirnstrombeeinflussungen zur Therapierung von ZNS-Erkrankungen) zusammen mit seinem übrigen Privatvermögen doch derzeit ein Gesamtvermögen als reichster Mensch der Welt von rd. 250 Mrd. USD nachgesagt.

Der Haken an dieser Vermögensstruktur von Musk liegt jedoch darin, dass nach allgemeinen Einschätzung a) der weitaus größte Löwenanteil seines Vermögens tatsächlich allein in o.g. 4 Unternehmensbeteiligungen gebunden sein dürfte und b) nach letztem offiziellen Tesla-Bericht zudem zuletzt bereits nicht weniger als 88 Mio. seiner derzeit 168 Mio. Tesla-Aktien (= 52 % oder knapp 80 Mrd. USD) für Kreditinanspruchnahmen verpfändet waren, womit Musk auch derzeit zugleich der weltweit nominell am stärksten privatverschuldete CEO eines Konzerns ist.

Auch wenn derzeit praktisch keinerlei gesicherte Angaben dazu vorliegen, a) in welchem Ausmaß denn diesen Aktienverpfändungen tatsächlich auch gewährte Kredite oder bislang nur reine Kreditlinien-Bereitstellungen zugrunde liegen (die in letzterem Fall dann natürlich sofort zur jetzigen Twitter-Finanzierung genutzt werden könnten) und auch b) zu welchem Tesla-Einstandskurs denn diese Verpfändungen eingegangen wurden (die bei hinreichend frühem Eingehen den Wert dieses ehemaligen Kreditbesicherungs-Kollaterals und damit die weiteren Kreditaufnahmemöglichkeiten dann nun exponentiell gesteigert hätten, anders als wären diese Verpfändungen z.B. stark nahe am Tesla-Höchstkurs im November 2021 getätigt wurden) ist dennoch zu berücksichtigen, dass nach aktuellen SEC-Vorschriften aufgrund der ureigenen Volatilität der Tesla-Aktie deren reine Sicherheitsverpfändung (Margin-Hinterlegung) aktuell das 5,2-Fache der hiermit zu besichernden Kredittranche von 12,5 Mrd. USD, also schon alleine stolze 65 Mrd. USD ausmachen muss!

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Hätte aus der bisherigen Aktienverpfändung von knapp 80 Mrd. USD Musk also derzeit im denkbar allernegativsten Fall (wovon aber sicher nicht auszugehen ist) momentan keinerlei Kreditaufnahme-Spielraum mehr, dann müsste er also momentan zur Twitter-Finanzierung nun nochmals o.g. 65 Mrd. USD neu als Margin verpfänden, womit dann sein Aktienverpfändungs-Anteil bereits auf exorbitante 95 % seines Tesla-Aktienanteils ansteigen würde.

Auch wenn dies nur ein kaum realistisches, denkbar negativstes Szenario darstellt, so soll dies jedoch zumindest der Illustration dienen, welch schnell steigende Belastungen für die Tesla-Aktie trotz des nur 16%igen Konzernanteils von Musk künftig eintreten könnten, sollte die Aktie künftig zunehmend korrigieren und Musk in diesem Fall für seine kommende Twitter-Finanzierung ggfs. über dann exponentiell kursdrückende Kollateralveräußerungen zunehmend Margin-nachschusspflichtig werden.

Darüber hinaus klafft aber auch zu der fest vereinbarten Eigenmittelbereitstellung von 21 Mrd. USD mit der jetzt getätigten Aktienveräußerung von 4 Mrd. USD von Musk bislang ebenfalls noch eine gewaltige Lücke, die je nach dem Grad ihrer momentanen Gebundenheit in allen Unternehmensbeteiligungen aus unserer Sicht – entgegen Musks gestriger Ankündigung – auch künftig ebenfalls noch weitere Tesla-Aktienveräußerungen (oder ebenfalls eine neue Verpfändung im Falle künftiger Privatdarlehens-Finanzierung seiner Eigenleistung) notwendig werden lassen könnte.

Wir sind aufgrund all dieser Finanzierungs-Unwägbarkeiten und deren künftig möglicher Negativausstrahlung auf die Tesla-Aktie, gepaart auch mit dem gerechtfertigten Anleger- und Analysten-Vorbehalt, dass die künftig starke Twitter-Involvierung von Musk auch gleichzeitig eine zunehmende Einschränkung in seinen zeitlichen Geschäftsführungsverantwortungen gegenüber Tesla ausgerechnet in deren aktuell besonders herausfordernder Geschäftsphase mit sich bringen könnte, daher voll und ganz der Ansicht, dass der seit 04.04. verzeichnete 22 %ige Kurssturz der Aktie auch in dieser Höhe grundsätzlich vollauf gerechtfertigt war.

 

Zunehmend exzellente Geschäftslage durch Musks Twitter-Abenteuer überschattet

 

Dem steht von fundamentaler Seite allerdings gegenüber, dass am 21.04. Tesla gerade im Licht der von ihr (auch künftig) weiter als ertragsdämpfend herausgestellten anhaltenden Lieferketten-, Chipverfügbarkeits- und inflationsbedingten Rohstoff-, Logistik- und Personal-Kostenbelastungen zum 1. Quartal ohne jede Frage ein herausragendes Ergebnis publiziert hat (Autoproduktion + 69 %, Auslieferungen + 68 %, Umsatz dank erfolgreicher Preiserhöhungen sogar + 81 %, operativer EBIT-Gewinn + 507 %, Nettogewinn allein aufgrund Non GAAP-Bereinigungen „nur“ + 255 % durchweg weit über allen Analystenprognosen). Unter der Annahme wenigstens einer annähernden Realisierung ihres längerfristigen Auslieferungswachstums-Ziel um ca. + 50 % p.a. (Ziel für 2022: + 60 %) und einer weltweit selbst im problematischen 1. Quartal gegenüber dem Vorjahr von 5,7 % auf sektorweit unerreichte 19,2 % explodierten operativen EBIT-Marge müsste dies künftig der „etablierten“ Automobil-Weltkonkurrenz eigentlich den „Angstschweiß“ hinsichtlich ihres relativ zu Tesla absehbaren weiter wachsenden Profitabilitätsrückstands auf die Stirn treiben, sollten sich (auch) für Tesla längerfristig die für das 1. Quartal noch zitierten Belastungsfaktoren sogar noch zunehmend mindern.

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Werbebanner ISIN-WatchlistUnter diesem auch langfristig weiter hervorragend für Tesla sprechenden Aspekt ihrer fundamentalen Geschäftsbrillanz (Analystenkonsens 2022 – 2024e: Umsatz + 150 %, Nettogewinn + 300 %) erscheint uns die Aktie trotz des geschilderten momentanen Twitter-Finanzierungsrisikos von Musk auf ihrem aktuellen KGV (2024e) von „nur“ rd. 46 derzeit dennoch als überschaubar bewertet, weshalb wir die Aktie momentan zumindest als HALTENS-, wenn nicht nach ihrem jüngsten starken Abschlag für besonders RISIKOFREUDIGE Anleger sogar als KAUFENSWERT einstufen.

 

Chart: TESLA

 

Tesla auf TradingView

 

29.04.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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