Türkei setzt Bohrungen vor der Küste Zyperns fort
Erdgas-Spannungen zwischen der EU und der Türkei dauern an
Die Begehrlichkeiten wachsen, und mit ihnen das Konfliktpotenzial. Dies gilt insbesondere für die Gaslagerstätten vor der Küste Zyperns.
Denn trotz wiederholter Kritik der EU setzt ein türkisches Bohrschiff die Suche nach Erdgas vor Zypern fort. Das berichtete der staatliche zyprische Rundfunk (RIK) heute unter
Berufung auf eine Navigationssicherheitswarnung (NAVTEX) der türkischen Behörden. Danach soll ein türkisches Bohrschiff, das sich seit Monaten südwestlich von Zypern aufhält, weitere Probebohrungen durchführen. Die EU hat diese Aktivitäten bereits mehrfach verurteilt.
Bildnachweis: © Fotograf - Quino Al
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte zuletzt vorgestern die Vorbereitung weiterer Strafmaßnahmen gegen die Türkei angekündigt. Die EU könnte solche beschließen, wenn die türkische Regierung ihre als illegal erachteten Erdgas-Erkundungen im östlichen Mittelmeer noch einmal ausweitet.
Hintergrund: In den letzten Jahren haben internationale Energieunternehmen vor der Küste Zyperns Erdgasvorkommen unter dem Meeresboden entdeckt.
Dies führte im Anschluss zu schweren Spannungen zwischen Ankara und der Republik Zypern. Die Republik Zypern trat am 01.05.2004 der Europäischen Union bei. Da sie ihre Rechtshoheit nur im südlichen Landesteil ihres anerkannten Staatsgebiets ausüben kann, ist nur dieser de facto Bestandteil der EU. Die Türkei erkennt Zypern nicht an.
Fazit
Die Kombination aus Ressourcenreichtum und ungelösten Souveränitätsfragen über die betreffenden Territorien sind eine explosive Mischung. Sie kann leicht zu einem Stresstest für die Beistandsbereitschaft innerhalb der EU für die Republik Zypern werden. Dass die Türkei ein Interesse an dieser Situation haben könnte, macht den Umgang mit ihr nicht leichter. Einstweilen bleibt nur zu hoffen, dass die Akzeptanz des Rechts die jahrzehntelangen Konflikte in diesem Gebiet beherrschbar hält.
15.07.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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