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Ukraine nach der Wahl - Neue Anlagechancen?

Kommt es jetzt zum Ausgleich mit Russland?

 

Beim Umgang mit dem jüngsten Zögling der EU hakt es noch etwas. Hatte man in den vergangenen Jahren den bisherigen ukrainischen Staatspräsidenten Poroschenko an allen Ecken und Enden hofiert und ihn als Bollwerk gegenüber den Russen positioniert, hat sich die Tonlage nach den jüngsten Wahlergebnissen in der Ukraine sichtbar verändert. Nachdem im Mai der immer noch als Fernsehkomiker bezeichnete Wolodymyr Selenskyj die Präsidentschaftswahl haushoch gewann, wurde zwar pflichtgemäß gratuliert, aber gleich der Finger gehoben, dass der neue Präsident seine zuvor signalisierte Annäherung an Russland nicht zu forsch vorantreibt. 

Spätestens seit letztem Wochenende wird es besonders interessant. Denn nachdem Selenskyj bislang über keinerlei Truppen im ukrainischen Parlament verfügte, hat seine neu gegründete Partei Sluha narodu in einem Erdrutschsieg die absolute Mehrheit in der Rada gewonnen.  

 

Kann es eine neue Kompromißlösung geben?

 

Was in den europäischen Hauptstädten die Alarmglocken schrillen lässt. Denn wenn Selenskyj ernst macht, könnte der Plan, die Ukrainer dauerhaft als Frontstaat in Russland zu positionieren, ins Leere laufen. Denn der neue Präsident will als erstes den schwelenden Konflikt an der Ostgrenze beilegen. Schaut man sich die entsprechenden westlichen Medien an, insbesondere die deutschen, fällt auf: Mit Schlagzeilen wie «Denn sie wissen nicht, was sie wählen» (Tagesspiegel) oder «Alle Macht einem Komiker» (Süddeutsche,) wird eher eine negative Stimmung geschürt. Und wenn beispielsweise die Noch-EU-Außenbeauftragte der EU Federica Mogherini erklärt, dass die jüngsten Wahlen ein starkes Mandat für die Reformpläne des neuen Präsidenten wären, fragt man sich, wo dann die Kritik am Vorgänger geblieben war.

Jedenfalls: Mit den neuen Machtverhältnissen in Kiew scheint der Gesprächsdraht zu Moskau wieder heißer zu werden. Was letztlich auch Möglichkeiten schafft, dass die eigentlichen Probleme der Ukrainer durch die neue Regierungsmannschaft in Angriff genommen werden können. Denn trotz positiver Wachstumsraten in den letzten Jahren bleibt die Ukraine weiterhin weit hinter ihren Möglichkeiten und Notwendigkeiten zurück. Hier bedarf es echter ökonomischer Reformen, die dann dazu beitragen können, dass die Ukraine als Investitionsziel wieder entdeckt wird. 

 

Investoren stehen in den Startlöchern

 

Die Investoren sind bereit, Vorschusslorbeeren zu verteilen. Exemplarisch dafür eine neue Euro-Staatsanleihe, die vor einigen Wochen platziert wurde. Mit 6,75% gepreist, konnte sie inzwischen kräftige Kursgewinne verbuchen. Wobei wir einschätzen, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Der neue Präsident hat erklärt, dass für ihn eine Verbesserung des Standings der Ukraine am Kapitalmarkt sehr wichtig ist. Aktuell werden die langfristigen Fremdwährungsschulden bei den Ratingagenturen mit B3 bzw. zweimal B- geratet, also weit im Non-Investmentgrade-Bereich. Um Verbesserungen zu erreichen, muss die Haushaltslage nachhaltig verbessert werden. Das Problem dabei ist, dass die Ukraine nach wie vor abhängig ist von den Gasdurchleitungen aus Russland, die durch Nord Stream 2 höchst gefährdet sind.

Fazit: Jetzt besteht eine gute Chance, dass sich die Konfrontation zwischen der Ukraine und Russland auflöst und es zu einem Kompromiss kommt. Das würde das Standing der Ukraine bei den Investoren nochmals verbessern. Im Vorgriff würden wir für entsprechend dimensionierte Depots zwei Anleihen für interessant halten, einmal die Euro-Anleihe (ISIN: XS2015264778) sowie eine Dollar-Emission (ISIN: XS1902171757).

 

24.07.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 





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