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ASML: Sehr gutes 2. Quartal 2020 absehbar

Neues Rekordhoch der Aktie

NTG24 - ASML: Sehr gutes 2. Quartal 2020 absehbar

 

Selbst auch der seit rund einer Woche verzeichneten Stagnation der meisten Technologie- und Wachstumsaktien (als das globale Marktgeschehen bei weitem von klassischen Industrie- und Finanztiteln der “Old Economy” dominiert wurde), entzog sich der weltgrößte Hersteller von Halbleiterbeschichtungs- und - Inspektionssystemen, die niederländische ASML HOLDING (NL0010273215), in den letzten Tagen bestens und markierte ein neues Aktienrekordhoch. 

Dies mag zunächst um so überraschender erscheinen, als der Konzern mit der Vorlage seiner Zahlen zum 1. Quartal 2020 am 15. April nicht nur die vorangegangenen Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten verfehlte, sondern sich aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie zudem veranlasst sah, von jeglicher Ergebnisprognose für das 2. Quartal wie auch das Gesamtjahr 2020 gänzlich Abstand zu nehmen. 

Es gibt jedoch aus unserer Sicht hinreichende Gründe, warum ASML - entgegen der auch nur vermeintlichen (!) Skepsis der Konzernführung - im 2. Quartal nun wieder sogar ein sehr gutes Ergebnis ins Haus stehen dürfte, was damit auch für das Gesamtjahr 2020 insgesamt einen weitgehend ungetrübten Geschäftsverlauf sowie eine nahtlos fortgesetzte Ertragssteigerung gegenüber 2019 verspricht. Die Ergebniszahlen zum 2. Quartal wird ASML am 15.07. publizieren. 

Worin die künftig weit positiveren Ertragsperspektiven als noch im 1. Quartal 2020 im Einzelnen liegen und damit auch die fortgesetzte Aktienrallye völlig plausibel erklären, legen wir im Folgenden näher dar. Der Titel ist aktuell Bestandteil unseres Strategiedepots AKTIEN KONSERVATIV (Wiederaufnahme ab 07.04.) wie auch des am 04.05. initiierten Themendepots ZUKUNFTSTECHNOLGIEN

 

Chart:  ASML gegen MSCI World – Index (jeweils in Euro) 

 

ASML gegen MSCI World-Index

 

Ergebnisausblick 2. Quartal und Gesamtjahr 2020 

 

Zunächst sorgte ASML am 30.03. für ungläubiges Entsetzen unter den Analysten bzw. Investoren und schickte damit auch die Aktie auf Talfahrt, als die im Januar abgegebene Prognose eines Umsatzes im 1. Quartal von ca. 3,1 – 3,3 Mrd. Euro aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus massiv nach unten revidiert und nur noch eine die Erzielung eines Quartalsumsatzes von rd. 2,4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt wurde. 

Folgerichtig publizierte ASML dann am 15.04. die tatsächliche Erzielung eines Umsatzes von 2,44 Mrd. Euro im 1. Quartal, der von einem Nettogewinn von nur noch 391 Mio. Euro begleitet wurde. 

Was auf Anhieb zunächst eine unerklärlich starke Geschäftsbelastung durch die Corona-Pandemie zu sein schien, relativierte sich bei genauerem Hinsehen und spätestens mit detaillierter Kommentierung der Zahlen zum 1. Quartal durch den Konzernvorstand jedoch sehr schnell und illustrierte in unseren Augen bestens, warum ab dem 2. Quartal (trotz weiterer Ausbreitung des Corona-Virus in Europa und den USA) nun wieder mit wesentlich besseren Geschäfts- und Profitabilitätsbedingungen von ASML zu rechnen ist. 

Zum einen ist festzuhalten, dass die Umsatz- und Nettogewinnentwicklung im 1. Quartal nur hinter das ausnehmend starke historische Rekordquartal 4 des Jahres 2019 deutlich zurückfiel, nämlich im Umsatz um – 40 % und im Nettogewinn gar um – 65 %. Was jedoch der Vorstand bereits hier, konservativ wie die Publikationspolitik von ASML nun einmal ist, geflissentlich nicht gesondert erwähnte: 

Bereits schon saisonal ist das Geschäftsprofil von ASML grundsätzlich so angelegt, dass das weite Gros der Bestelleingänge zwar grundsätzlich im 1. Quartal eines Kalenderjahres erfolgt, die anschließenden, umsatz- und gewinnwirksamen Auslieferungen aller Bestellungen je nach Produktionskomplexität und Frachtbedingungen der Auftragsausführung jedoch grundsätzlich ca. 2 – 3 Quartale später, d.h. üblicherweise somit sehr stark dominierend im jeweils 3. und 4. Quartal eines Geschäftsjahres von ASML. 

Setzt man die Umsatz- und Gewinnerzielung des 1. Quartals also wesentlich aussagekräftiger in Relation zum 1. Quartal des Vorjahres 2019, so ergibt sich - trotz der Corona-Pandemie - das dagegen sehr ansehnliche Bild, dass im 1. Quartal der Umsatz ggü. Vorjahr um stattliche 9,4 %, der Nettogewinn sogar um 10,1 % ausgeweitet werden konnte. 

Dies ist um so bemerkenswerter und Zeichen sogar hochgradigster Geschäftsstabilität von ASML, als (auch darauf ging ASML in Zahlenpräsentation konservativ kaum ein) grundsätzlich und auch per Ende 2019 rd. 74 % des Konzernumsatzbeitrags aus Asien stammen, und zwar angeführt natürlich von den bekannten Bastionsländern der Halbleiterproduktion Südkorea (34 %), Taiwan (24 %), China (10 %), Japan (4 %) und Singapur (2 %).  Und gerade dort wütete das Corona-Virus im 1. Quartal bekanntermaßen besonders stark, und zwar nach offiziellen Angaben der Gesundheitsbehörden in China bis ca. Anfang März, in den für ASML noch relevanteren Ländern Südkorea und Taiwan dagegen sogar bis ca. Mitte April! 

Vor diesem Hintergrund der massiven Asien-Dominanz des Geschäfts von ASML ist es daher aus unserer Sicht sogar ein Zeichen größten Geschäftserfolgs, das trotz der “Corona-Verseuchung” nahezu des gesamten Kontinents im 1. Quartal ASML immer noch das Kunststück gelang, den Konzernumsatz und –Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr im hoch einstelligen bis niedrig zweistelligen Bereich auszudehnen. 

Verschärfend trat nach Konzernangaben dabei im 1. Quartal noch hinzu, dass zusätzlich zu zulieferungsbedingten Produktionsstörungen unter den nur 4 Anlagenauslieferungen des 1. Quartals sogar 2 waren, bei denen die Kunden ausnahmsweise um Zahlungsbegleichung erst NACH direkter Funktionstestung dieser Anlagen in ihren eigenen Halbleiterwerken baten. Diesem außergewöhnlichen Ansinnen, was diese 2 (vermutlich asiatischen) Kunden natürlich mit der zwingenden Qualitätsüberprüfung jeglicher ASML-Produktionsleistungen selbst in Corona-Krise begründeten, kam ASML in ihrem generell besten Einvernehmen mit ihrer Abnehmerkundschaft natürlich sofort nach. 

Insofern ist es zwingend erforderlich, für die (exzellenten) Umsatz- und Gewinnaussichten des 2. Quartals 2020 nun folgendes festzuhalten und dabei sogar auch vollauf nachvollziehbar, warum für das 2. Quartal der Konzernvorstand nun sogar eine mögliche Auslieferungssteigerung um nicht weniger als 50 % (!) gegenüber dem 1. Quartal in Aussicht stellte: 

Erstens sprudelten die Bestelleingänge bei ASML auch ab dem 3. Quartal 2019 weiter ungebrochen, im 1. Quartal 2020 sogar um + 28 % gegenüber dem 4. Quartal 2019 (Bestellvolumen: 3,1 Mrd. Euro, davon rd. 1,5 Mrd. Euro für Extreme Ultraviolet (EUV)-Chiplithographieanlagen der neuesten und margenstärksten Generation mit einem Einzelverkaufspreis von immerhin rd. 130 Mio. Euro je Stück). 

Zweitens sind nach Angaben des Konzernvorstands bereits seit Mitte April wieder alle (zumeist asiatischen) Zulieferungsketten bei ASML vollkommen intakt, so dass die Produktion bei ASML mittlerweile wieder reibungslos auf Hochtouren läuft und damit ggfs. auch rückständige Auftragsbearbeitungen aus Q3 und Q4 2019 nun wieder vollständig ausgeführt werden können. 

Und drittens werden die o.g. 2 verschobenen Zahlungsbegleichungen bereits erfolgter EUV-Anlagen-Auslieferungen nach Konzernangaben nun im 2. oder spätestens 3. Quartal erfolgen, was je nach o.g. Stückpreis-Indikation für eine Anlage in den folgenden 2 Quartalen insgesamt einen zusätzlichen Umsatzerlös von ca. 200 – 250 Mio. Euro bedeuten müsste. 

Dies sind die wesentlichen Aspekte, warum trotz Streichung aller Konzernprognosen für das 2. Quartal und Gesamtjahr 2020 (was der Konzernvorstand auch nur generell mit jeglicher fehlenden exakten Quantifizierbarkeit der Corona-Effekte begründet hat), zumindest eine sehr erfreuliche Ergebnisvorlage im 2. Quartal bereits vorprogrammiert sein müsste. 

Der Analystenkonsens geht daher, was auch in dieser Größenordnung vollauf plausibel ist, gegenüber dem 1. Quartal 2020 für das 2. Quartal von einem Umsatzsprung um rd. + 43 % sowie gar einer Nettogewinnexplosion um + 122 % aus. 

Dass der Konzernvorstand auch für das Gesamtjahr 2020 sehr guter Dinge ist (trotz jeglicher Nichtabgabe konkreter Prognosen) wird vor allem daran ersichtlich, dass für das Gesamtjahr auf Basis der Orderlage unverändert die Auslieferung alleine von rd. 35 modernsten EUV-Lithographie-Systemen (noch exklusive aller weiteren traditionellen sog. DUV-Systeme) in einem Gesamtvolumen von rd. 4,5 Mrd. Euro angepeilt wird, während es im 1. Quartal, wie oben geschildert, nur zu 4 EUV-Auslieferungen kam.    

Gerade mit der jüngsten weitgehenden Bewältigung der Corona-Pandemie in Asien kann man auch für das Gesamtjahresgeschäft von ASML in 2020 daher nur sehr optimistisch sein, und ist auch hier der Analystenkonsens eines Umsatzwachstums von ca. + 9 % sowie eines Nettogewinnanstiegs von ca. + 16 % gegenüber 2019 vollauf angebracht, wenn nicht sogar konservativ. 

 

Langfristige Geschäftsperspektiven von ASML

 

Auch generell ist es um die langfristigen Geschäftsperspektiven von ASML aus unserer Sicht glänzend bestellt. 

Zum einen steigt der Innovationsführungsgrad von ASML im mit 70 % Umsatzanteil versehenen Kernsegment von Halbleiterbeschichtungs- (Lithographie-)Anlagen auf EUV-Basis dahingehend aktuell rasant, dass das Unternehmen mit einem derzeitigen Weltmarkt-Produktionsanteil von rd. 65 % aller Lithographiesysteme bisher das technologisch erste ist, was mit seinen EUV-Anlagen selbst auch minimal kleinste Speicher- (DRAM)-Chips in einer Größe bereits ab 10 nm (Nanometer) beschichten kann, während dies für prozesssteuernde sog. Logik-Chips sogar ab Größen von nur 5 nm gilt. 

Zudem steigt gerade der Kundenbereich aus dem Segment der Logik-Chip-Herstellungen bei ASML mittlerweile immer rasanter und macht mittlerweile bereits rd. 2/3 des Gesamtumsatzes aller Lithographiebeschichtungs-Anlagen von ASML aus. Ferner werden Anforderungen speziell an Logikchipeigenschaften durch Technologieinnovationen wie Cloud-Systeme, 5G-Netzwerke und künstliche Intelligenz mittlerweile so rasant immer komplexer und anspruchsvoller, dass klassische sog. Deep Ultra Violet (DUV)-Chiplithographien hierfür künftig in keiner Weise mehr ausreichen werden, sondern es hier zwangsläufig immer mehr zu Umstellungen auf die weltführend innovativen EUV-Lithographiebeschichtungen von ASML kommen wird. 

Das gesamte Kernsegment der Auslieferungen modernster EUV-Lithographie-Anlagen von ASML wird also ohne Frage auch in den nächsten Jahren vor einem anhaltenden Umsatz- wie auch innnovationsgetriebenen Boom der Gewinnmargen stehen. 

Gleiches dürfte künftig kaum weniger auch für den gesamten Bereich der Halbleiterprüfungs- und –Inspektionssysteme (sog. Chip-Scanner) von ASML gelten, der aktuell einen Konzernumsatzbeitrag von rd. 30 % liefert, worin ASML ihren Weltmarktführungsanteil aber momentan sogar auf bereits 85 % beziffert! 

In diesem Segment liefert ASML derzeit beispielsweise ebenfalls die weltweit technologisch “revolutionären” sog. “eScan 1000-Systeme" aus, die es erstmals ermöglichen, über ein gebündeltes Paket von 9 Testungsstrahlen (sog. Multiscan-Verfahren) simultan ein solches Universum selbst kleinster Nano-Halbleiter zu screenen, dass das Testungsvolumen innerhalb nur eines Prüfschritts gegenüber dem klassischen Single Scan-Verfahren durch nur einen Testungsstrahl gleich um 600 % gesteigert werden kann! 

In jeglicher technologischer Weltmarkt-Spitzenreiterrolle werden daher also auch in den nächsten Jahren rasante Umsatz- und erst recht auch Gewinnanstiege von ASML in beiden genannten Konzerndivisionen weiterhin unvermindert vorprogrammiert bleiben. 

 

Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

ASML befindet sich in einer komfortablen Position wie derzeit nur wenige globale Technologiekonzerne, ihre teilweise schon fast monopolähnlichen Innovationsführerschaften sowohl im Kernbereich von Halbleiter-Lithographie-Anlagen wie aber auch der kleineren Sparte von Chip-Inspektionssystemen auch in den kommenden Jahren in weiter rasant steigende Umsatz- und Gewinnzuwächse umzumünzen. 

Selbst auch nach dem voraussichtlichen Gipfel der Corona-Belastungen im 1. Quartal 2020 ist eine weiterhin sehr solide Ergebnisausweitung von ASML im restlichen Jahr hoch wahrscheinlich. 

Selbst ein derzeit geschätztes KGV (2021e) von nur rd. 30 reflektiert die langfristig hervorragenden Ertragsperspektiven von ASML, die zudem mit einer stolzen operativen Marge von 23 % korrespondieren, in unseren Augen aktuell noch zu wenig. 

Wir stufen die Aktie daher auch weiterhin als kaufenswert ein und belassen sie selbstverständlich ebenfalls in unserem Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV wie auch im Themendepot ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN.

 

04.06.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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