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China und europäische Unternehmen - derzeit keine Love Affair

Europäische Unternehmen haben es schwer in China

NTG24 - China und europäische Unternehmen - derzeit keine Love Affair

 

Ökonomisch sind in den vergangenen Monaten weltweit viele Bomben hochgegangen, deren Sprengkraft derzeit noch nicht hinreichend abgeschätzt werden kann. Dies liegt zum Teil am Nachlauf der Wirtschaftsindikatoren, die die ökonomischen Effekte des Coronavirus, des Lockdowns, aber auch aller anderen staatlichen und individuellen Schutzreflexe sichtbar machen sollen. Und schließlich sind darunter noch nicht jene Folgen, die sich erst mittel- und langfristig zeigen. Mal ganz abgesehen davon, dass nicht nur verschiedene Erfassungssysteme für Infizierte und Tote, sondern auch politische Gesichtswahrung im Spiel und damit ergebnisverzerrend wirksam ist.

In China, wo die Pandemie ihren Ausgang nahm, findet man diesbezüglich eine klassische Verflechtungsfalle vor. Aber neben den Problemen, die Chinas Führung mit seiner Gesichtswahrung hat und deren Gegenstrategien mehr oder weniger gut verfangen, hat sich das Geschäftsumfeld insbesondere für ausländische Unternehmen deutlich verändert.

Dies gilt dabei nicht nur auf die bereits in früheren Beiträgen angesprochenen möglichen Präferenzänderungen chinesischer Verbraucher und Sparer in Bezug auf die individuelle Werthaltigkeit und damit Preiswürdigkeit von Konsum- und Sparprodukten.

Denn noch in anderer Hinsicht segeln insbesondere europäische Unternehmen auf dem chinesischen Markt in dickem Prognosenebel. Und nach Ansicht von Charlotte Roule, der Vizepräsidentin der EU-Handelskammer in China, tappen sie trotz einer weitgehenden Normalisierung weitgehend im Dunkeln. Dies bestätigte auch die in dieser Woche in Peking vorgestellte jährliche Umfrage zum Geschäftsklima in China.

 

Skyline

Bildnachweis: © Daimler AG

 

Dort werden die Risiken konkret benannt. Die Ungewissheit ist danach so groß wie seit Generationen nicht mehr. Lieferketten seien unterbrochen, die Nachfrage bräche ein, und die Aussichten seien düster.

Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung in der Krise vor allem chinesische Staatsunternehmen stützt. Diese würden dadurch noch stärker als zuvor und ausländische und private Firmen zunehmend verdrängen. Chinas Markt bewege sich in die Richtung eines Systems nach dem Motto ,,eine Wirtschaft, zwei Systeme-Modells‘‘, so Roule und sprach von einem beunruhigenden Trend.  

Einerseits gäbe es ein offeneres, gerechteres und gut reguliertes System, auf der anderen Seite aber Bereiche, in denen Staatsbetriebe mit alarmierender Geschwindigkeit weitere Anteile übernähmen.

 

Die größten Sorgen der europäischer Unternehmen

 

Unter den größten Sorgen der EU-Unternehmen steht neben dem wirtschaftlichen Abschwung, der im 1. Quartal 2020 bei einem BIP-Rückgang von 6,8 % lag, der Handelskonflikt mit den USA ganz oben.

Sorgen bereitet den EU-Unternehmen aber auch steigende Lohnkosten und zweideutige Vorschriften in China. Beklagt wurde zudem der wachsende Wettbewerbsdruck durch private chinesische Unternehmen oder Marktteilnehmer, die sich nicht an die gängigen Verhaltensregeln halten.

Und schließlich kommen noch die Reisebeschränkungen hinzu, da Experten kaum nach China geholt werden könnten. Denn China stellt aus Angst vor einer Einschleppung des Virus gegenwärtig keine normalen Einreiseerlaubnisse für Ausländer aus.

Man darf deshalb gespannt sein, ob sich die Hoffnungen auf das angestrebte Investitionsschutzabkommen zwischen Europa und China materialisieren. Denn die EU-Unternehmen erwarten dadurch eine größere Marktöffnung, weniger Diskriminierung auf dem chinesischen Markt und transparentere Genehmigungs- und Lizenzprozesse. Trotz der Absage des EU-China-Gipfels im September 2020 in Leipzig würden die Verhandlungen weitergehen, so Roule.

Der EU-Außenbeauftragte Borrel hatte sich am Vortag in Brüssel jedoch enttäuscht über den bisherigen Gang der Verhandlungen gezeigt. Er warf China mangelnden Einigungswillen und einen Verstoß gegen Absprachen vor - insbesondere in den Bereichen Marktzugang, Reziprozität und einheitliche Rahmenbedingungen.

 

Fazit

 

Der Wettbewerb auf dem chinesischen Markt wird durch die Corona-Krise und seine Rückkopplungen noch verschärft. Es dürfte deshalb eine Herausforderung und ein Testfall für politisches Vertrauen werden, die Verhandlungen über das Investitionsabkommen erfolgreich abzuschließen. Sollten aber chinesische Staatsunternehmen den Wettbewerb zunehmend verzerren, dürfte sich dies auch auf die Chancen des Abkommens negativ auswirken. Der Wind auf dem chinesischen Markt dürfte allerdings in Zukunft rauer werden, nicht zuletzt, weil die politischen Illusionen in Europa durch die Geschehnisse in Xinjiang, Hongkong, Taiwan und dem Südchinesischem Meer einen herben Dämpfer erlitten haben.

 

12.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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