
Bei der Zustellung in Deutschland will Amazon in Zukunft noch deutliche Fortschritte machen und mehr Lieferungen am gleichen Tag ermöglichen
So will Amazon die Konkurrenz alt aussehen lassen
Bei einer Präsentation namens „Delivering the Future“ plauderte Amazon jüngst über seine weiteren Pläne für seine Logistik und stellte dabei zahlreiche Verbesserungen in Aussicht. In Zukunft soll alles noch schneller gehen. Taggleiche Zustellungen sollen nicht nur in mehr Städten angeboten, sondern auch bis in den Abend hinein noch möglich werden.
Zu diesem Zweck kündigte Amazon (US0231351067) weitere Investitionen in die konzerneigene Logistik an. Schon bald soll es in einigen Städten möglich sein, bis 18:15 Uhr eine Bestellung aufzugeben und diese noch am selben Tag in Händen zu halten. Dafür setzt der Online-Gigant auf seine eigene Logistik-Tochter, die sich in Deutschland aus rund 120 Einzelgesellschaften zusammensetzt. Außerdem komme, wie sollte es anders sein, KI zum Einsatz. Jene soll dabei helfen, besonders gefragte Artikel zu identifizieren und diese an Standorten mit Same-Day-Delivery in ausreichender Stückzahl verfügbar zu machen.
Besonders viel Geld verdienen dürfte Amazon mit dem Ansatz nach Ansicht von Experten nicht. Schon das normale Zustellgeschäft ist hart umkämpft und Konkurrenten wiesen in ihren Quartalszahlen zuletzt teils operative Verluste in nicht unerheblicher Höhe aus. Amazon befindet sich aber in der luxuriösen Lage, die Logistik mit schwindelerregenden Gewinnen aus dem Cloud-Geschäft mehr oder minder querfinanzieren zu können. Um im immer härteren Wettbewerb mit chinesischen Anbietern bestehen und einzigartige Vorteile bieten zu können, scheint der Konzern dazu auch gewillt zu sein.
Amazon will auf zusätzliche Gebühren weitgehend verzichten
Das zeigt sich schon allein daran, dass für Lieferungen am gleichen Tag weiterhin keine Gebühren erhoben werden sollen, wenn eine Prime-Mitgliedschaft abgeschlossen und ein gewisser Bestellwert überschritten wurde. Lediglich Kunden ohne Prime-Abo müssen einen Aufschlag zahlen, doch selbst damit dürfte das Ganze kaum eine profitable Angelegenheit sein. Dennoch sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate 20 neue Standorte in Europa in das Angebot aufgenommen werden, darunter Augsburg und Bergamo.
Die Zahlen der Partner zeigen laut „Handelsblatt“ recht eindeutig, dass Amazon das Geschäft stützen muss. Selbst in den besten Zeiten habe es millionenschwere Unterstützungen gebraucht, um die Einzelgesellschafter im Logistikbereich zu stützen. Amazon erhält im Gegenzug ein willkommenes Argument für seine Werbebotschaften und natürlich auch einen weiteren Baustein, um den Kunden Prime-Abos schmackhaft zu machen. Ob sich all das unter dem Strich lohnen mag, darüber lässt sich bestenfalls spekulieren.
Kostensenkungen und positive Umweltfaktoren stellt Amazon immerhin bei den Verpackungen in Aussicht. Neue Maschinen sollen im Laufe dieses Jahres dabei helfen, maßgeschneiderte Papiertüten zu erstellen und die Beladung von Lieferfahrzeugen zu optimieren. Die Versandtaschen sollen bis zu 90 Prozent leichter als vergleichbare Kartons sein. Seit 2015 habe man das durchschnittliche Verpackungsgewicht bereits um über 40 Prozent reduzieren können. Diesen Weg scheint Amazon weitergehen zu wollen.
Nebenschauplätze
Erlauben kann sich Amazon solche und andere Scherze dank seiner enorm starken IT- und Cloud-Geschäfte, da haben die Experten nicht unrecht. Allerdings führt das auch dazu, dass die Anleger Logistik und Versandhandel maximal beiläufig Interesse widmen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Cloud und KI und zunehmende Sorgen in diesem Bereich bescherten der Amazon-Aktie im laufenden Jahr eine sichtliche Korrektur.
Zuletzt konnte das Papier sich zwar wieder etwas erholen, notierte zu Handelsschluss am Donnerstag mit 192,08 US-Dollar aber noch immer 12,5 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Der KI-Hype hat sich aufgrund geopolitischer Spannungen etwas eingetrübt und die schwache Konsumlaune in den USA kommt noch erschwerend hinzu. Pakete mag Amazon in Zukunft immer schneller ausliefern. Doch an der Börse treten die Anteilseigner erst einmal auf die Bremse und um diese lösen zu können, braucht es vermutlich ganz andere Argumente.
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09.05.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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