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Wie geht’s mit dem britischen Pfund weiter?

Britisches Pfund im Fokus

NTG24 - Wie geht’s mit dem britischen Pfund weiter?

 

Der Brexit ist derzeit in aller Munde, die Verhandlungslage verfahren, und die Warnungen vor hohen Kollateralschäden in der Wirtschaft sind auf beiden Seiten des Ärmelkanals zu hören.

Die Agenda aber ist eine andere. Der britische Premier hat mit dem Austrittsversprechen die Parlamentswahl gegen eine argumentativ schlingernde Sozialdemokratie gewonnen und fährt nun die politische Ernte ein. Er hat zwar auch einigen Gegenwind innerhalb der konservativen Partei, seine Mehrheit ist aber groß, weshalb er auch innerparteilich wenig Rücksicht zu nehmen braucht.

Ein geräuschloser Übergang aus dem EU-Raum wird es aber so oder so nicht mehr werden. Wie hart dieser Brexit wird, dürfte auch vom innenpolitischen Widerstand in Schottland abhängen, wo eine Mehrheit inzwischen in Richtung Unabhängigkeit von London tendiert. Was aber passiert dann bei einem neuen Unabhängigkeits-Referendum?

Ein potenzieller Spiegel dieser Entwicklungen ist das britische Pfund.

Chart 1 zeigt die Entwicklung des Pfundes gegen den US-Dollar. Dabei zeigt sich, dass in der Finanzkrise 2008/2009 der US-Dollar deutlich aufwertete.

 

Wäre dies auch in einer neuen Finanzkrise zu erwarten?

 

Oder anders gefragt: Wie wahrscheinlich ist eine Aufwertung des Pfundes unter den gegebenen Umständen und Perspektiven gegen den US-Dollar. Ist eine von den USA und Euro relativ unabhängige Stärke des Pfundes wahrscheinlich.

Arbeitshypothese: Nein! Schlussfolgerung: Das Pfund könnte sich auch bei Turbulenzen in den USA und im US-Dollar weiter gegen diesen abschwächen. Denn 2008 lag das Epizentrum der Immobilienkrise auch in den USA (und Spanien), und trotzdem wertete der US-Dollar drastisch gegen das Pfund auf.

 

 

Ein zweiter Blick auf Chart 1 zeigt zudem, dass die Märkte in der ersten Reaktion nach der Volksabstimmung zum EU-Austritt 2016 das Pfund ebenfalls deutlich abwerteten. Zwar erholte es sich zwischenzeitlich wieder. Aber auch heute noch liegt der Wechselkurs noch über dem Niveau vor der Abstimmung.

Charttechnischen Gegenwind bekommt diese Interpretation von der umkämpften Aufwertungs-Trendlinie (ansteigende Linie in hellblau). Diese ist aber noch nicht signifikant unterschritten. Die hier vermutete Dollar-Schwäche ist in ihrer Dauer derzeit ungewiss und könnte auch nur eine Korrektur im Abwertungstrend des Pfundes sein. Außerdem ist noch ein Doppeltop möglich, welches auf eine Trendumkehr des Abwertungstrends des Pfundes hindeuten würde. Allerdings würde erst ein Unterschreiten der dunkelblauen Horiontalen dazu führen, dass dies auch charttechnisch wahrscheinlich wird. Aber so weit sind wir noch nicht!

Wie es mit dem Pfund weitergeht, könnte sich aber auch an seiner Entwicklung gegen den Euro zeigen.

Und auch gegen den Euro zeigt sich, dass das Pfund in der Finanzkrise deutlich abwertete. Hier sind sowohl eine Doppeltop-Formation wie auch eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation möglich.

Derzeit liegt das Pfund aber eher am schwächeren Ende der Interpretations-Skala. Dies bedeutet, dass ohne nachhaltige Trendumkehr dieses Abwertungstrends des Pfundes ein Überschreiten der Tiefstkurse gegen den Euro vom Sommer 2016 wahrscheinlicher ist.

Arbeitshypothese: Eine weitere Abwertung des Pfundes ist wahrscheinlicher.

 

 

Fazit

 

Die Devisenmärkte behalten sich zwar eine Drehung auf der Hacke immer vor. Der Niveaueffekt gegen den Euro deutet aber an, dass das Pfund derzeit die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits beginnt einzupreisen.

Die kurzfristige relative Stärke gegen den US-Dollar sollte dabei nicht überbewertet werden. Denn diese kann sich in einer krisenhaften Zuspitzung der Wirtschaftsentwicklung schnell umkehren. Dies zumindest lässt das Verhalten des britischen Pfundes in der Finanzkrise 2008/2009 plausibel vermuten. Im Ergebnis sollte sich nach dem Ablauf der von Premier Johnson gesetzten Frist für eine Verhandlungslösung bis Mitte Oktober 2020 ein stärkerer Impuls in die eine oder andere Richtung einstellen. Bis dahin sollte keine größeren Exposures im britischen Pfund ungesichert aufbauen.

 

10.09.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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