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LME denkt über Lieferbeschränkungen bei Marktturbulenzen nach

London Metal Exchange könnte physische Lieferung beschränken

NTG24 - LME denkt über Lieferbeschränkungen bei Marktturbulenzen nach

 

Die Londoner Metallbörse LME erwägt eine Änderung ihrer Handelsregeln, nachdem es im Oktober zu einer massiven Versorgungsstörung bei Kupfer gekommen war. Eine Beschränkung von physischen Metalllieferungen wäre dabei ein drastischer Einschnitt in die liberalen Handelsregeln mit 144 Jahre alter Tradition. Die Implikationen gehen zudem weit über den Kupferhandel hinaus.

Die Londoner Metallbörse denkt über eine Beschränkung von physischen Metalllieferungen in turbulenten Marktphasen nach. Dies erklärte der LME CEO Matthew Chamberlain auf einer von Reuters veranstalteten Rohstoffhandels-Konferenz in dieser Woche.

Sollte dies kommen, wäre es ein scharfer Einschnitt in der Institutionengeschichte der London Metal Exchange (LME), deren Entwicklung bis ins 16. Jahrhundert reicht. Denn die Börsenhandelsgesellschaft ,,London Metal Market and Exchange Company‘‘ wurde zwar im Jahr 1877 gegründet, jedoch reichen die Anfänge bis zur Eröffnung der Royal Exchange im Jahre 1571 zurück.

Nun wird in der LME über eine Regeländerung nachgedacht, um zu verhindern, dass die physischen Metallbestände in einer turbulenten Marktsituation ausgehen.

Ein solcher Schritt wäre eine drastische Änderung in der Funktion als „Markt der letzten Instanz“, die die LME in Bezug auf die Versorgung und Abnahme von physischen Metallen seit mindestens 144 Jahren spielt.

Denn LME- CEO Chamberlain will die Versorgungsfunktion der letzten Instanz mit der möglicherweise dadurch gefährdeten Marktstabilität in Einklang bringen. Anlass für diesen Schritt waren die Turbulenzen im vergangenen Monat.

Damit bezig er sich auf den weltgrößten Kupferhändler Trafigura Group, der eine Schlüsselrolle beim Abbau der Kupfer-Lagerbestände in den letzten Wochen gespielt hat. Dabei hatte Trafigura angekündigt, Metall aus LME-Beständen abzuziehen, um es an Endkunden in Asien und Europa zu liefern.

Dieser Argumentation von Trafigura hielt Chamberlain nun entgegen, dass man an einer regulierten Börse die Auswirkungen dieser Lieferungen physischer Metalle auf den Markt und die Preisentwicklung berücksichtigen müsse. Bereits im Oktober hatte die LME eine Untersuchung in den Kupferhandel eingeleitet und in die Preisbildung eingegriffen.

Noch Anfang November 2021 war bei dem Spot-Kontrakt für Kupfer eine hohe Liefer-Prämie gegenüber den Future-Kontrakten zu beobachten, was auf eine bisher kaum gesehene Knappheit an physischem Kupfer an der LME hindeutet.

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ZB-SeminarEine Beschränkung bei der physischen Lieferung von Metallen wäre eine Änderung der institutionellen DNA der Londoner Metallbörse. Sie würde auch einen Eingriff in das Eigentumsrecht an den dort gelagerten Metallen darstellen, da sie ihren Besitz von Bedingungen abhängig macht, die außerhalb des Einflusses der Eigentümer liegen. Denn selbst Trafigura kann nicht wissen, wie viele andere Marktteilnehmer zu einer Knappheit an LME-Metallbeständen beitragen.

Sollte das Stabilitätsargument in seinen Auswirkungen also aus Marktsicht zu stark in die Verfügbarkeit dort gelagerter Metalle eingreifen, dürften den Marktteilnehmern unruhige Zeiten bevorstehen. Denn dann wäre der beruhigende ,,Status Quo – Bias‘‘ an der LME, der in den vergangenen 144 Jahren sorgsam gepflegt wurde, geplatzt. Man darf also auf die weitere Entwicklung der Handelsregeln an der Londoner Metallbörse, nicht nur in Bezug auf das strategische Metall Kupfer, gespannt sein!

 

12.11.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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