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Das britische Pfund und die BoE

Britisches Pfund nach Entscheid der BoE fester

NTG24 - Das britische Pfund und die BoE

 

Die britische Notenbank verzichtet derzeit auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Dies stützte das britische Pfund. Es legte gegen den US-Dollar um mehr als 0,5 % und gegen den Euro um 0,3 % zu.

Die Notenbank sieht sich im Reigen der weltweiten Notenbanken im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und der politischen Reaktionen darauf.

 

Besonnene geldpolitische Reaktion auf scharfen Einbruch

 

Das geldpolitische Komitee der BoE (MPC) strebt mit seinen geldpolitischen Entscheidungen ein Inflationsziel von 2 % an. Dies soll dergestalt erreicht werden, dass es das wirtschaftliche Wachstum und den Beschäftigungsgrad stützt. Auf seiner Sitzung am 06.05.2020 stimmten die Mitglieder des MPC einstimmig dafür, den aktuellen Leitzins bei 0,1 % zu belassen. Zudem beschloss es mit 7:2 Stimmen, das Programm zum Ankauf von britischen Staatsanleihen sowie auf Pfund lautenden Firmenanleihen im Investment-Grade-Bereich über 200 Mrd. Pfund fortzusetzen. Damit wird ein Gesamtbetrag des Programms von 645 Mrd. Pfund erreicht. Die beiden abweichenden Mitglieder des MPC bevorzugten eine Erhöhung der Aufkäufe von nur 100 Mrd. Pfund.

Wie die Notenbank mitteilte, haben sich nach dem Absturz im März und April die neuesten Wirtschaftsindikatoren stabilisiert, wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die jüngsten Zahlungsdaten weisen auf einen Rückgang des Haushaltskonsums von rund 30 % hin. Das Konsumentenvertrauen ist auf der Insel markant zurückgegangen, und die Aktivitäten auf dem Immobilienmarkt sind praktisch zum Erliegen gekommen.

Gemäß dem ,,Decision Maker Panel‘‘ der BoE dürften die Umsätze der Unternehmen im 2. Quartal 2020 um 45 % unter dem normalen Niveau liegen. Die Investitionen der Unternehmen dürften sich in etwa halbieren. Ein scharfer Anstieg der Arbeitslosigkeit sei zu erwarten.

Die Inflationsrate ging bereits im März auf 1,5 % zurück und dürfte nach Ansicht der Notenbank in den nächsten Monaten unter 1 % fallen, was zu einem großen Teil an dem Einbruch der Energiepreise wie Öl liegt.

 Allerdings wurde am Markt positiv aufgenommen, dass sich die Wirtschaft nach einem Einbruch in diesem Jahr im kommenden wieder erholen kann. Für gute Stimmung sorgte die Erwartung der Währungshüter, dass die Konjunktur nach einem Rekordeinbruch in diesem Jahr von 14 % 2021 wieder um 15 % zulegen dürfte.

 

Mustersuche

 

Das Pfund hat nach Bekanntgabe der Entscheidung leicht fester und bewegt sich in einer langfristigen Perspektive in einem Prozess der mehrjährigen Musterbildung. Ausgehend davon, dass es an den Devisenmärkten KEINEN ,,random walk‘‘ gibt, sind damit Aussagen über zukünftige Eintrittswahrscheinlichkeiten von Kursen auf der Basis früherer Kurse bis zu einem gewissen Grade möglich, etwa in Form fraktaler Strukturen.

Aber auch ohne die Hypothese einer fraktalen Struktur der Devisenmärkte lassen sich bestimmte Wendepunkte bestimmen, an denen sich eine gewisse Eigendynamik entfaltet.

Zwei dieser Möglichkeiten sind in Chart 1 eingezeichnet. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass das Pfund gegen den Euro ein mehrjähriges Doppeltop bildet (rote Kurven) und dieses eine mittelfristig deutliche Aufwertung des Pfundes andeutet.

Zum anderen wäre ein Überschreiten des Eurohochs aus der Finanzkrise 2008/2009 ein starkes Verkaufssignal für das Pfund.

 

EURGBP

 

Ein Blick auf den Verlauf des Wechselkurses des Pfundes gegen den US-Dollar deutet ebenfalls eine Variante an, die zu einem Doppeltop führen kann (hellblaue Kurven). Allerdings oszilliert das Pfund derzeit stark, ohne sich für eine bestimmte Richtung entscheiden zu können. Die Abwertungstrendlinie (aufsteigende hellblaue Gerade) wäre allerdings ein erster Hinweis, dass sich die Wahrscheinlichkeiten in Richtung einer mittelfristigen Aufwertung des Pfundes gegen den Dollar zugunsten des Pfundes verschoben haben.

 

USDGBP

 

Ein Unterschreiten der Nackenlinie des gedachten Doppeltops (dunkelblaue Horizontale) könnte dabei aus Pfund-Sicht als Stoppkurs für Dollarinvestments dienen, denn deren Bruch würde ein Kursziel von rund 0,60 Pfund je Dollar wahrscheinlich machen.

 

Fazit

 

Die heute veröffentlichte Entscheidung der Bank von England verdeutlichen den drastischen Einbruch der Konjunktur jenseits des Ärmelkanals. Allerdings hält sich die BoE weiteren Spielraum offen, um die Liquiditätsversorgung sicherzustellen. Das Pfund hat die Entscheidung positiv aufgenommen. Vor dem Hintergrund der charttechnischen Lage sollte die Ausprägung der genannten Umkehrformationen im Auge behalten werden, denn sie implizieren für Investoren mittelfristigen Handlungsbedarf.

 

07.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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