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COVID19 – Ein Segen für die deutsche Bildung?

Man kann der „Corona-Pandemie“ durchaus auch was Positives entnehmen – Ein Kommentar

NTG24 - COVID19 – Ein Segen für die deutsche Bildung?

 

Um eins direkt klarzustellen, ja es ist eine bewusst provokante Überschrift und es soll auch nichts an der Zeit verherrlicht werden. Die Corona Auswirkungen sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich eine noch nie da gewesene „Bedrohung“. Existenzen stehen auf dem Spiel und manche Menschen verlieren Partner, Verwandte oder auch Freunde in dieser Zeit. Dies möchte ich nicht in Frage stellen.

Legen wir einmal die menschliche, gefühlvolle und auch nachvollziehbare Denkweise ab, so können wir rein auf der bildungstechnischen Ebene aus dieser Zeit profitieren. Schauen wir uns nur mal an, in was die Deutschen in den letzten Monaten investiert haben – neben Toilettenpapier und Nudeln. So fällt auf, dass vor allem Technik gekauft wurde und zwar Technik, mit welcher die Digitalisierung in Deutschland ein ganz neues Level erreicht. Laptops, Headsets, Mikrofone, Computerzubehör (u.ä.) waren wie von Geisterhand ausverkauft.

Sind wir doch mal ehrlich, Deutschland und Digitalisierung? Hiervon waren wir ungefähr soweit weg, wie Nordkorea von der Demokratie. Die Schuleinrichtungen sind geprägt von starren Präsenzunterricht, Arbeiten die von Zuhause aus gemacht werden könnten, wurden mangels ausreichender Heimarbeitsplätze sowie der entsprechenden Anbindung zu den betrieblichen Systemen, letztlich doch wieder im Büro erledigt und auch die Kommunikation in betrieblichen Abläufen waren eher Marke Steinzeit als dass man von Digitalisierung sprechen konnte.

Doch unsere Arbeitswelt wird immer flexibler, Unternehmen digitaler und vernetzter. Hiervon profitieren auch die Schuleinrichtungen (egal ob in öffentlicher oder privater Hand). Für viele Bildungseinrichtungen war es bislang schon genug, wenn es eine Internetseite mit entsprechenden Aufgaben zum Download gab und auch mal ein Video präsentiert wurde. Unterricht wurde meistens an alten Kreidetafeln aus 1950 durchgeführt, an welchem mit Ausnahme der Kreide seit Jahren nichts ausgewechselt wurde.

Mitte März zeigte Corona dann jedoch in voller Brutalität, dass diese Form des Unterrichts maximal unflexibel und den Anforderungen der digitalen Welt nicht gewachsen ist. Nehmen wir uns mal die skandinavischen Länder als Vergleich, so müssen wir eins feststellen: Unterricht in digitaler Form gehört hier seit Jahren fest zum Bestandteil und wird in verschiedensten Arten praktiziert. Der Unterricht kann von Zuhause verfolgt werden und ein Austausch von Aufgaben erfolgt digital und wird wie selbstverständlich auch digital von den Schülern / innen bearbeitet. In Deutschland jedoch – Fehlanzeige. Und so kam es wie es kommen musste. Die Schulen wurden geschlossen und das zog eine Verkettung von vermeidbaren Problemen mit sich. Ob Schüler, Student oder Seminarteilnehmer. Alle hatten dieselben Probleme. Wie bereitet man sich auf Klausuren, Prüfungen oder dergleichen vor, wenn man hierfür gar nicht ausgebildet wurde? Plötzlich musste man sich Themen selbst beibringen und wurde vom Lehrer bzw. Dozent entsprechend mit Aufgaben begleitet. Sieht so eine erstklassige Ausbildung aus?

 

Möglicher Lösungsweg

 

Zusammen mit meinem Bruder, habe ich Einblicke in eine Bildungseinrichtung erhalten, welche genau vor den eben beschriebenen Problemen stand und wir haben Lösungen gefunden, mit denen ein Unterricht mehr als nur begleitend ablaufen kann. So wurde die Einrichtung erst mal in der Art umgestaltet, dass die alten Kreidetafeln gegen moderne Smartboards ausgetauscht, die Rechner mit neuster Hardware in Sachen E-Learning bespielt und die Klausuren, Aufgaben etc. durch Einfügen von Formularfeldern auch anwenderfreundlich ohne Papierausdruck ausgefüllt werden können. Des Weiteren wurden Laptops und Mikrofone für die Schüler / innen angeschafft, damit am Unterricht auch von Zuhause aus teilgenommen werden kann. Über entsprechende Online Plattformen haben wir Kontakt mit den Schülern aufgebaut und haben den Unterricht so gestaltet, dass alle das sehen können, was der Dozent zeigt. Durch die Smartboards, kann der Dozent sogar ganz normal schreiben und die Teilnehmer können es virtuell verfolgen. Doch damit nicht genug. Mittlerweile können unter verschärfter Bedingungen Präsenzunterrichte wieder stattfinden, jedoch nicht mit allen Teilnehmern.

Mangels derartig großer Räume stehen die Bildungseinrichtungen vor dem erneuten Problem, wie es weitergehen soll, da die Kurskapazitäten meistens größer sind, als die vorhandenen Quadratmeter pro Raum, um die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung (1,5m Abstand) zu befolgen. In Deutschland hat sich aktuell das „Teilnehmer-Wechsel-Dich-Spiel“ durchgesetzt, bei welchem jede Woche einfach wieder andere Schüler / innen am Unterricht vor Ort teilnehmen, während die anderen sich Zuhause selbst mit Aufgaben und Lösungen durch den Unterrichtsstoff quälen. In meinen Augen ebenfalls keine optimale Lösung.

An dem Institut haben wir die Dozenten mit Funkmikrofonen und die Räumlichkeiten mit Lautsprechern ausgestattet. Durch die Smartboards kann der Dozent seinen Unterricht wie gewohnt fortsetzen, jedoch mit dem Unterschied, dass das Smartboard automatisch auch auf die Online Plattform gestreamt wird, sodass auch die Teilnehmer des Kurses, welche nicht vor Ort sind, den Unterricht virtuell begleiten und sich mit Nachfragen bzw. Anmerkungen in den Unterricht einschalten können. Mithilfe der angebrachten Lautsprecher, können die Schüler vor Ort die Informationen der „Online-Teilnehmer“ mitbekommen und eine Kommunikation zwischen allen Seiten ist so gesichert.

Die eben beschriebene Ausstattung ermöglicht es Schulen, Präsenz- und virtuellen Unterricht gleichzeitig (!) durchzuführen, ohne dass dies den gewohnten Unterricht vor Ort negativ beeinflusst. Ziel ist es, dass der Teilnehmer, egal ob zu Hause oder vor Ort, einen idealen Blick auf das Unterrichtsgeschehen hat und dabei den Dozenten stets gut verstehen kann. Ein Teilnehmer-Wechsel-Dich Szenario, bei welchem dann wöchentlich der Stoff wieder wiederholt wird, kann so vermieden werden und die Ausbildung kann wie gewohnt weiterlaufen.

Durch diese Abwandlung des Unterrichts können zukünftig vielfältige Probleme, wie Schulausfall durch plötzliche Naturgewalten (Schnee, Sturm o.ä.), Streik der öffentlichen Verkehrsmittel etc. vermieden werden. Das ganze Schulsystem würde also flexibler und auch moderner werden.

 

Fazit

 

Zusammenfassend möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass die von mir beschriebene Unterrichtsform nicht die alleinige Ideallösung darstellt und hierdurch der Präsenzunterricht entfallen kann. Vielmehr soll hierdurch aufgezeigt werden, dass es eben andere Lösungen gibt, als die, welche aktuell in den Bundesländern umgesetzt werden. Wir können aus der COVID19 Pandemie lernen, dass wir einen langen Weg vor uns haben, um dem digitalen Zeitalter gerecht zu werden. Doch dieser Weg wurde mittlerweile eingeleitet und es bleibt abzuwarten, ob wir nach der Pandemie wieder in unseren gewohnten Alltag zurückkehren oder doch auf den Zug Richtung Digitalisierung aufspringen.

 

17.05.2020 - Daniel Eilenbrock - de@ntg24.de

 

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