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Europas Banken drohen neue Kreditausfälle über mehr als 400 Mrd. Euro

Steht Europa vor einer neuen Bankenkrise?

NTG24 - Europas Banken drohen neue Kreditausfälle über mehr als 400 Mrd. Euro

 

Die Corona-Pandemie und die daraufhin erlassenen administrativen Beschränkungen für das öffentliche Leben und die Wirtschaft könnte die Banken in Europa zu einer Welle neuer Abschreibungen auf faule Kredite zwingen.

Über die kommenden 3 Jahre verteilt müssen sich die Banken in Europa auf Kreditausfälle von mehr als 400 Mrd. Euro einstellen. Davor warnte nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters das Beratungsunternehmen Oliver Wyman in dieser Woche.

Sollte es zudem zu einem zweiten Lockdown durch eine zweite Infektionswelle mit dem Coronavirus kommen, könnten sich die Kreditabschreibungen auf mehr als 800 Mrd. Euro erhöhen.

Zwischen 2017 bis 2019 fielen nach der Studie von Oliver-Wyman Abschreibungen auf Kredite in Höhe von rund 160 Mrd. Euro an. Ein Anstieg der Kreditausfälle auf 400 Mrd. würde das die Banken in etwa so stark belasten wie während der europäischen Schuldenkrise.

Schon vor der Coronakrise zählten etwa die deutschen Banken zu den ertragsschwächsten in Europa, weshalb gerade diese unter enormem Reorganisationsdruck stehen.

 

FFM Banken

Bildnachweis: © Commerzbank AG

 

Auch die Ratingagentur Moody’s erwartet steigende Belastungen durch faule Kredite. Moody’s warnte, dass vor allem Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen sowie unbesicherte Verbraucherdarlehen ausfallgefährdet sind.

Insbesondere die Banken in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland hätten viel Kredite an kleine und mittlere Unternehmen vergeben, die nun ausfallgefährdet seien.

Im Ergebnis dürfte der Konjunktureinbruch aufgrund der Corona-Pandemie die Kreditqualität weiter verschlechtern. Moody’s geht davon aus, dass der Anteil ausfallgefährdeter Kredite in den Bankbilanzen bis 2022 bei den meisten europäischen Banken um ein bis drei Prozentpunkte steigen wird. Ende Juni 2020 galten 8,5 % der Kredite europäischer Banken an kleine und mittlere Unternehmen als ausfallgefährdet, bei Verbraucherdarlehen waren es 5,6 %.

 

Fazit

 

Das Überlagern extrem expansiver Geldpolitik, sehr elastische Bilanzierungsregeln für Bankrisiken und ein stetiges Absenken der Kreditanforderungen für den Erhalt von Zentralbankgeld hat dazu geführt, dass das Ausfallrisiko der Kredite bislang im Marktzins kaum sichtbar geworden ist. Dafür sorgt in Europa der de facto Nachfragemonopolist EZB mit seinen verschiedenen Aufkaufprogrammen. Dieser Nebelschleier der Pseudostabilität verdeckt aber, dass bereits ein normaler Konjunkturabschwung das Eigenkapital vieler Banken erodieren ließe, ganz zu schweigen von einer oder sogar mehreren Pandemiewellen. Aus dieser Perspektive ist das letzte Wort über die Zukunftsfähigkeit des europäischen Bankensystems noch lange nicht gesprochen, und gerade deshalb Vorsicht weiter geboten!

 

23.07.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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