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NPC - Rückenwind für Stahl, Öl und Zement?

Chinesischer Volkskongress im Fokus

NTG24 - NPC - Rückenwind für Stahl, Öl und Zement?

 

Die politische Show passte gut zur Priorität, sein politisches Gesicht zu wahren. Die nachgeholte diesjährige Sitzung des Nationalen Volkskongresses Chinas in der vergangenen Woche war genau dies. Der Nationale Volkskongress ist das Parlament Chinas. Die Abgeordneten wurden allerdings nicht in freier Wahl ermittelt, sondern sie werden alle fünf Jahre von lokalen Volkskongressen der Provinzen, autonomen Regionen, Städten sowie der Volksbefreiungsarmee entsandt.

Auf ihm wird das jährliche Wachstumsziel für die Wirtschaft und das neue Militärbudget verkündet. Die zentralen Entscheidungen wurden da aber schon vorab von den Gremien der Kommunistischen Partei getroffen. Ergebnis: Bislang wurde noch nie ein Entschließungsvorschlag vom Volkskongress abgewiesen.

Überraschend war diesmal aber, dass Ministerpräsident Li Keqiang, der den Rechenschaftsbericht vorstellte, eingestand, dass die Zeiten unübersichtlich seien. Dies bezog sich auf die Corona-Pandemie und die Folgen für Chinas Wirtschaft. Deshalb wurde auf ein Wachstumsziel für dieses Jahr verzichtet.

 

China

Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

Allerdings legte die KP Chinas Pläne vor, die im Endergebnis eine Stützung der Binnenkonjunktur bewirken dürften. So sollen neue Anleihen in Höhe von 3,75 Bio. Yuan (ca. 527 Mrd. US-Dollar) für lokale Verwaltungen in diesem Jahr aufgelegt werden. 2019 waren es nur 2,15 Bio. Yuan gewesen. Mit diesen Mitteln sollen Investitionen in die Infrastruktur finanziert werden. Dies dürfte die Nachfrage nach Stahl und Diesel ankurbeln.

Auch eine andere Note fand in der Rede Li’s Beachtung: Der Schwerpunkt der politischen Entscheidungen soll darauf liegen, die Erwerbsquote und den erreichten Lebensstandard zu sichern, anstatt weiter das Wirtschaftswachstum anzutreiben. Ob nun als Nettoergebnis aus Neupriorisierung der Wohlstandssicherung und Infrastrukturinvestitionen der lokalen Behörden die Nettonachfrage nach Stahl, Kupfer, Diesel und weiteren Rohstoffen zunimmt oder abnimmt, hängt wesentlich von der Durchführung der Programme und ihrem Sequenzing ab. Einstweilen kann aber davon ausgegangen werden, dass eine Stabilisierung der Erwerbsquote ohne stabile Rohstoffnachfrage kaum zu machen sein wird.

Dabei könnte die steigende Staatsnachfrage einen Teil der wohl sinkenden privaten Nachfrage ausgleichen. Dass die herrschende KP Chinas vor diesem Hintergrund sich nicht auf ein Wachstumsziel festlegen will, kann auch dem Umstand geschuldet sein, dass man die Pandemie eben auch sehr praktisch als Feigenblatt einer strukturellen Bremsung der aktuellen Wachstumstreiber verwenden kann. Damit erübrigt sich dann auch eine spätere, wohl schwerer zu findenden glaubwürdige Rechtfertigung nicht erreichter Wachstumsziele.

Die Stahlnachfrage dürfte gleichwohl von den neuen Programmen profitieren. Vor allem der Ausbau von Bahnstrecken und des städtischen Personennahverkehrs verbraucht bedeutende Mengen an Stahl, aber auch Kupfer, Aluminium und Zement. Hinzu kommt das dafür benötigte Benzin, denn rund 50 % der Kraftstoff-Nachfrage Chinas geht auf Aktivitäten im Bausektor zurück.

Allerdings erwartet das Analysehaus Standard & Poors Global Platts Analytics einen Rückgang der chinesischen Kraftstoffnachfrage gegenüber dem Vorjahr um 1,9 % im 3. Quartal 2020 und einen leichten Zuwachs von 1,16 % im 4. Quartal, nachdem diese im 1. Halbjahr 2020 um 6 % sinken soll. Die Agentur erwartet für die Gesamtnachfrage nach Öl einen Rückgang von 3,8 % gegenüber 2019 auf 14,2 Mio. Barrel pro Tag. 2019 war diese noch um 4,6 % gewachsen. Das BIP soll nach Schätzungen der Agentur in diesem Jahr um 1,2 % wachsen.

 

Fazit

 

Das auf dem Nationalen Volkskongress Chinas beschlossene neue Infrastrukturprogramm lässt mittelfristig sowohl einen weiteren Anstieg der Verschuldung, aber auch der Nachfrage nach Rohstoffen erwarten. Inwieweit es damit gelingt, das erreichte Wohlstandsniveau zu sichern, ist allerdings noch nicht absehbar. Von dem neuen Investitionsprogramm dürfte vor allem die Nachfrage nach Öl, Stahl und weiteren Baustoffen profitieren.

 

25.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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