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Nickel vor neuer Angebotsklemme?

Rohstoffverknappung als Wirtschaftspolitik

NTG24 - Nickel vor neuer Angebotsklemme?

 

Am späten Montagabend kam die erste Nachricht aus der Hauptstadt Indonesiens zu Nickelexporten, die das Potenzial für einen kleinen Angebotsschock hatte: Danach verkündete der Chef der staatlichen Investitionsagentur, Bahlil Lahadalia, dass sich einige lokale Nickelproduzenten darauf geeinigt haben, ihre Nickelerz-Exporte per sofort zu stoppen. Er betonte, dass dies keine Regierungsentscheidung oder auf andere Anordnungen der Verwaltung zurückzuführen sei. Die Abmachung bestehe nur zwischen den Produzenten, die ihre Exporte werthaltiger machen wollten.


Dies sandte einen spürbaren Schock auf den weltweiten Nickelmarkt. Der meistgehandelte Nickel-Future-Kontrakt an der Schanghai Future Exchange sprang unmittelbar nach dieser Meldung auf 136.630 Yuan, den höchsten Wert der letzten 2 Wochen, ging dann aber mit 132.640 Yuan aus dem Handel. 

 

Nickel


Indonesien ist der weltgrößte Produzent von Nickelerz und hatte im August einen Exportbann für Nickelerz ab Januar 2020 angekündigt, der bis dahin erst für 2022 erwartet worden war.


Am Dienstagfrüh kam aber eine neue Wendung. Indonesien werde den Exportbann, der eigentlich erst ab dem 01.01.2020 gelten soll, zwar erst zum zuvor angekündigten Termin einführen, womit nun weiter bis Januar Nickelerz-Exporte erlaubt sind. Das große Aber dabei: Indonesien wird die Nickelexporte deutlich schärfer kontrollieren. Die Exporte sollen aber für die nächsten 2 Wochen unterbrochen werden, um die zu inspizierenden Nickelerz-Frachtladungen zu kontrollieren, sagte der koordinierende Minister für Schifffahrt und Investment, Luhut Pandjaitan, am Dienstag. Die indonesische Regierung wird zudem in dieser Zeit keine neuen Exportgenehmigungen ausstellen, sagte der Minister für Energie und mineralische Ressourcen, Arifin Tasrif. Während dieser Zeit will die indonesische Regierung die Fortschritte beim inländischen Aufbau von Schmelzkapazitäten prüfen.


Es ist aber nicht das erste Mal, dass die indonesische Regierung ihre Ansicht in der Nickelexport-Frage ändert. Zwischen 2014 und 2017 hatte bereits ein Exportbann bestanden, der danach aber nur den Export von überschüssigem Erzgestein mit niedrigen Nickelgehalten erlaubte. Diese durften maximal 1,7 % betragen.


Illegaler Export von Nickelerz?


Die monatlichen Verschiffungen von Nickelerz sind seit der Verkündung des Exportstopps ab Januar 2020 auf 100-130 Chargoladungen gestiegen. Die Regierung vermutet deshalb, dass auch Nickelerz mit einem Nickelanteil von mehr als 1,7 % verschifft wird, was nun geprüft werden soll. Denn nachdem die Behörden eine unangekündigte Überprüfung in inländischen Nickelerz-Minen durchgeführt hatten, wurde einigen Frachtschiffen die Ausreise verweigert.


Hinzu kommt, dass Minenunternehmen, die keine Schmelzkapazität für Nickel aufbauen wollen, verdächtigt werden, durch die Manipulation der Verschiffungsdokumente trotzdem höherwertiges Nickelerz zu verschiffen. Die inländischen Nickelschmelzen benötigen etwa 25 Mio. Tonnen Nickelerz, um ökonomisch arbeiten zu können.
Die Gretchenfrage ist nun, welche Konsequenzen eine Bestätigung der Verdachtsmomente der Behörden hätte. Derzeit besitzt Indonesien 14 aktive Nickelschmelzen und 27 weitere im Bau.


Offensichtlich wird sich auch Indonesien zunehmend ihrer Preissetzungsmacht bewusst und nutzt diese für die Entwicklung ihrer inländischen Verarbeitungskapazitäten. Damit reiht sich Indonesien in eine wachsende Gruppe von Ländern, die ihre Weltmarktposition für die inländische Wirtschaftspolitik einsetzen. Zudem dürften nach Angaben der Regierung die bestätigten Nickelerzvorkommen noch maximal rund 10 Jahre weit reichen.


Auch wenn die einzelnen Schritte Indonesiens noch nicht klar sind, eines ist es aber: Indonesien will einen höheren Anteil an der Wertschöpfung in der Rohstoffkette im Inland haben. Und ein Blick auf die sich ankündigenden Veränderungen im Bereich Elektromobilität dürfte die Nachfrage eher zunehmen als abnehmen. Dies dürfte die Verspannung an den Märkten, auch angesichts der abnehmenden Lagerbestände von Nickel nicht gerade lockern.


Fazit


Nickel ist einer der am stärksten steigenden Rohstoffe in diesem Jahr. Auch wenn in dem Anstieg um rund 50 % seit Anfang Juni 2019 bereits viel Versorgungsknappheit eingepreist ist, darf die Verschärfung der Angebotslage nicht unterschätzt werden. Da sich die Politik Indonesiens je nach politischem Druck aus dem Ausland schnell wieder ändern kann, raten wir derzeit insbesondere von Short-Positionen in Nickel ab.

 

29.10.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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